Raikes Unplugged Teil II: Verdoppelung der Produktivität

Tech Update: In dem Maß, in dem die Zuverlässigkeit eines Versorgungsunternehmens von seiner Sicherheit abhängt, publiziert Microsoft seine Bemühungen unter der Schirmherrschaft der ‚Trustworthy Computing‘-Initiative. Microsoft macht mit dieser Initiative sehr viel Wind. Bei der Comdex sprach Gates davon, dass der Löwenanteil des über fünf Milliarden schweren F&E-Budgets Trustworthy Computing zufließen solle. Aber unverletzliche Computersicherheit ist immer noch ein frommer Wunsch. Machen Sie sich Sorgen über ein mögliches Versagen oder darüber, was mit der Firma geschehen könnte, wenn diese Initiative nicht innerhalb eines angemessenen Zeitraums – also zum Beispiel innerhalb von fünf Jahren – als erfolgreich anerkannt wird?

Raikes: Nun, zunächst einmal möchte ich diskutieren, wie Sie Ihre Frage formuliert haben. Unsere Trustworthy Computing-Initiative macht mehr als nur Wind. Sie ist eine immense Investition unsererseits. Um sich nur auf dieses Thema konzentrieren zu können, unterbrach die Windows Group alle anderen ihrer vielfältigen Aktivitäten. Microsoft Office hat bestimmte Mitarbeiter eigens dazu abbestellt, sich gänzlich auf das Thema Sicherheit in jedem unserer Kernbereiche zu konzentrieren oder sich diesem Thema anderweitig zu widmen. Außerdem ist unsere gesamte Office-Organisation sehr tatkräftig damit beschäftigt, unsere speziellen Experten in puncto aktuellster Sicherheitsprobleme unaufhörlich und umfassend zu testen. Dies stellt wohl ein sehr bedeutsames Engagement dar. Zudem sollte man dies nicht als Endzweck ansehen. Der Weg ist das Ziel. Man kann nicht einfach sagen: „Okay, wir sind vertrauenswürdig. Wir haben’s geschafft.“

Tech Update: Es ist ein sich bewegendes Ziel.

Raikes: Genau. Es ist so wie die Strafverfolgung. Es gibt Verbrecher in der Welt, und man seine Fachkompetenz ständig einzusetzen, um unpassendem Verhalten einen Schritt voraus zu sein. Das ist ein wichtiger Punkt, den man betonen muss. Und dann, und das meine ich verdammt ernst, gilt noch Folgendes: Versagen ist keine Option. Wenn wir den fortlaufenden Bedarf an Trustworthy Computing nicht erfüllen, wird man nicht in der Lage sein, in Informationstechnologie zu investieren, man wird nicht mehr in der Lage sein, Änderungen im Privat- und Geschäftsleben herbeizuführen. Unsere Branche würde stillstehen. In diesem Fall würde man nicht mehr die Zuversicht haben, in eine Informationstechnologie zu investieren, die positive Änderungen erwirken kann. Deswegen sehen wir Versagen nicht als mögliche Alternative. Wir müssen uns selbst, unsere Ressourcen und unsere Cleverness einsetzen, um sicherzustellen, dass wir Verbesserungen in der Zuverlässigkeit der Systeme, der Sicherheit der Systeme, dem Support für den Datenschutz und bei unserer Arbeit mit der Regierung bezüglich der verschiedenen Verfahrensweisen erwirken. Es ist eine sehr breit gefächerte Initiative, die unsere ständige Aufmerksamkeit fordert. Ich glaube also, dass wir in fünf Jahren noch immer über Trustworthy Computing sprechen werden.

Tech Update: Die letzte Runde der Kartellverfahren ist gerade zu Ende gegangen. Wenn Sie die Entscheidung durchlesen und darüber nachdenken, wie Ihre Organisation vor dieser Entscheidung agierte und wie sie sich nun verhalten muss, gibt es da irgendwelche Unterschiede? Haben sich Ihre Geschäftsprozesse, Ihr Ansatz im Produktdesign und Ihre Geschäftsstrategien dahingehend geändert, dass es einen greifbaren Unterschied gibt in der tagtäglichen Führung der Geschäfte?

Raikes: Wir sind definitiv ein neues Unternehmen. Zunächst einmal möchte ich betonen, dass jeder, der diesen Prozess durchmacht – wenn ich das so nennen kann, denn das einfache Wort ‚Prozess‘ vermittelt nicht die ganze Intensität dessen, was wir durchgemacht haben – gezwungen ist, sich selbst zu analysieren und darüber nachzudenken, wer man eigentlich ist und was man tun muss, um seine Aufgaben besser zu bewältigen. Wir sind ein höchst selbstkritisches Unternehmen. Vieles davon rührt von dem Gerichtsverfahren. In unserem Bestreben nach Verbesserung sind wir unerbittlich. Es ist sehr wichtig, dass wir uns vorwärts bewegen. Vor einem Jahr mussten wir kräftig schlucken und mit dem Justizministerium zu einer Einigung kommen. Wir arbeiteten hart daran. Diese Einigung machte bedeutende Veränderungen innerhalb unseres Unternehmens erforderlich. Bedeutende Veränderungen darin, wie wir entscheiden, was zur Windows-Produktfamilie gehört und wie sich OEMs und Partner anpassen können. Bedeutende Veränderungen darin, wie wir unser geistiges Eigentum entwickeln und managen und wie wir technische Informationen kommunizieren können. Es ist überaus wichtig, dass wir die Konditionen dieser Einigung mehr als gründlich erfüllen.

Sie sollten das kürzlich ergangene Urteil von Richter Kollar-Kotelly als Bestätigung des zwar harten, aber auch fairen Beschlusses beziehungsweise der Einigung, zu der wir vor einem Jahr kamen, sehen. Wir haben uns im vergangenen Jahr der Anforderung gestellt – und werden dies in Zukunft weiterhin tun -, dieser Einigung entsprechend zu handeln. Die Erfüllung der darin enthaltenen Vorgaben hat durchaus auch Auswirkungen auf unseren täglichen Geschäftsablauf. Darüber hinaus glaube ich, dass wir eine Menge über uns selbst erfahren haben. In gewissem Sinne wurde uns in diesem gesetzlichen Verfahren ein Spiegel vorgehalten, und wir sind gezwungen, unsere Kommunikation mit der Umwelt und unser Vorgehen zu verbessern. Wenn diese Dinge auch nicht ausdrücklich in der Einigung vorgeschrieben wurden, so müssen sie doch einen Teil unseres Benehmens als avancierter Branchenführer werden. Ich denke, das können Sie auch ganz deutlich heraushören, wenn unser CEO Steve Ballmer von unserer Verantwortung spricht, uns weiter nach vorne zu bewegen.

Sind wir eine neue Firma, nicht nur hinsichtlich unserer Aufmerksamkeit für die Geschäftsprozesse, sondern auch hinsichtlich unseres Auftretens? Die Antwort ist ein ganz klares Ja.

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