Amazon und eBay: Neudefinition des E-Commerce

„Für einige Firmen ist dies das beste, was ihnen zu diesem Zeitpunkt passieren konnte“, so Chris Kelley, Analyst bei Forrester Research. „‚Getting Amazoned‘ steht heute dafür, dass man sich keine Sorgen um das Einkaufserlebnis seiner Kunden und um die Kosten der Technologie machen muss. Zwar muss man sich die Einnahmen mit Amazon teilen, aber zumindest hat man überhaupt Einnahmen aus dem Online-Handel.“

Diese Meinung wird von den Forschungsergebnissen unterstützt, die eine von Goldman Sachs, Harris Interactive und Nielsen/Net Ratings durchgeführte Studie kürzlich lieferte. Nach ihrem Bericht über „eSpending“ sagten die Verbraucher, die wichtigsten Gründe für den Einkauf auf einer spezifischen Webseite seien der Preis, der Komfort, die Markenerkennung und die versandkostenfreie Lieferung.

Obgleich die Bedeutung der Preise im letzten Jahr leicht gesunken ist, fand die Studie doch heraus, dass der Preis auch weiterhin der ausschlaggebende Faktor ist, wenn einer Seite der Vorzug vor einer anderen gegeben wird. Die Bedeutung der Preise wird weiter dadurch unterstrichen, dass die versandkostenfreie Lieferung im Vergleich zum Vorjahr am meisten an Bedeutung gewonnen hat. Amazon kommt zugute, dass die Grenze für die Lieferung frei Haus im vergangenen Jahr gesenkt wurde, eine Strategie, die die Konkurrenz zu ähnlichen Schritten zwang. eBay stellt jetzt Händler besonders heraus, die Vorteile bei den Versandkosten anbieten.

ÜberschriftIn dem Maße, in dem eBay und Amazon die Gewohnheiten der Verbraucher für den Online-Einkauf geformt haben, hat sich die Form der beiden Unternehmen – die einst nur wenig gemeinsam hatten – um online überleben zu können, immer mehr der des jeweils anderen angeglichen.

Bei seinem Start war eBay nur wenig mehr als die Online-Version eines Flohmarkts. Amazon war ein auf Computertitel für „Geeks“ spezialisierter Buchhändler. Nach Angaben von ChannelAdvisor konkurrieren die Unternehmen heute bei etwa 30 Prozent ihres Angebots, gegenüber nur 2 Prozent in den Anfangszeiten.

„Wenn man etwas Abstand nimmt, erkennt man, dass sich das Angebot dieser beiden Unternehmen heute in sehr vielen Bereichen überschneidet“, sagte Ken Cassar, Analyst bei Jupiter Research. „Der Unterschied zwischen ihren Angeboten begann zu verwischen, als jeder Gelegenheiten wahrnahm, die sich traditionell im Bereich des jeweils anderen befanden“.

Die Konzentration auf den Preis hat es den beiden Unternehmen ermöglicht, den Abstand zwischen sich und anderen wichtigen Konkurrenten im Geschäft der Online-Malls, wie America Online, Microsoft Network und Yahoo, beträchtlich zu vergrößern. Diese Portale, die zur Höhe des Dot.Com-Booms völlig überzogene Gebühren von Einzelhändlern verlangen konnten, die eine Mall-ähnliche Präsenz anstrebten, müssen in steigendem Maße erkennen, dass sie in Bezug auf das Online-Shopping immer noch an einer bereits vergangenen Zeit festhalten.

„Die Marktmacht der Portale, die es ihnen einst ermöglichte, 8-Millionen-Dollar-Marketingdeals abzuschließen, hat sich in Luft aufgelöst“, so Scot Wingo, CEO von ChannelAdvisor, einer teilweise von eBay finanzierten Firma, die Markenhändler und -hersteller bei der Einrichtung von Shops in Online-Marktplätzen unterstützt. „Einzelhändler suchen nach geschäftsorientierten Gelegenheiten, und das entspricht dem Marktplatzmodell sehr viel besser“.

In dem Versuch einer Aufholjagd entwickelt AOL derzeit einen Internet-Marktplatz, der Einzelhändlern den Verkauf von preislich reduzierten Restartikeln über das proprietäre AOL-Netz ermöglichen wird. Aber AOL geht auf Nummer Sicher und verfügt über eine Investition in Amazon in Höhe von 100 Millionen US-Dollar und eine Marketingbeziehung mit eBay.

„Die große Mehrheit der Einkäufer geht beim Online-Einkauf nicht zu einem Portal“, so Kelley von Forrester Research, der weiter sagte, dass in Bezug auf den Einkauf viele Millionen „Verbraucher stattdessen eine Geschäftsbeziehung zu eBay und Amazon aufgebaut haben“.

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1 Kommentar zu Amazon und eBay: Neudefinition des E-Commerce

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  • Am 1. September 2003 um 18:55 von Frank Prenninger

    Erfolgreiches Unternehmenskonzept ja, Neudefinition nein
    Mit viel wirtschaftlichem Erfolg nutzt vor allem ebay einen Wunsch von Millionen Konsumenten: Das bequeme Einkaufen ohne lange Wege.

    Die Idee, eine Internetplattform bereitzustellen um aufgrund von Kleinanzeigen einen möglichst globalen Handel zu ermöglichen, ist nur eine technisch erweiterte Form der allgemein bekannten und üblichen Print – Anzeigenblätter.

    Der wesentliche Unterschied besteht aber darin, dass Ebay bewusst und vorsätzlich in die Verkaufsverhandlungen zwischen Käufer und Verkäufer eingreifen kann und dies auch praktiziert. Das Recht der Verhandlungspartner auf den unkontrollierten, freien Abschluss einer Kaufvereinbarung ist nicht gegeben. So streicht Ebay im Rahmen einer Verkaufsverhandlung, bei Ebay Auktion genannt, willkürlich Gebote einzelner Bieter, legale Verkaufsangebote werden nach Veröffentlichung und vor Ende einer Angebotsfrist durch Ebay gestrichen.

    Desweiteren kommt es einer Knebelung des Verkäufers gleich, das derselbe Artikel nicht gleichzeitig in parallel laufenden Online-Auktionen angeboten werden dürfte. Es entsteht die Frage, ob es Ebay auf Dauer gelingen wird, durch Knebelung der potentiellen Verkäufer einen freien Wettbewerb auf dem Markt der Online Auktionen zu unterbinden.

    Neben lukrativen Einstellungsgebühren, die traditionellen Inseratsgebühren bei Printmedien gleichzustellen sind, lässt sich Ebay seine Dienstleistung von einem Verkäufer durch eine lukrative, erfolgsorientierte Verkaufsprovision vergüten. Diese wird dem Verkäufer gegenüber von ebay fällig gestellt, ohne Rücksicht auf das erfolgreichen Zustandekommen eines rechtswirksamen Kaufvertrages. Dieser kommt schon, aufgrund der fehlenden wirksamen Willenserklärungen, alleine durch die Dienstleistungen von Ebay aber nicht zustande.
    Kommt auch später dann kein wirksamer Kaufvertrag zustande, oder entspricht die Ware nicht dem Angebot oder die Ware hat sonstige Mängel oder kommt sie erst gar nicht an, hat der Käufer Vorrauskasse geleistet und befindet sich in dann einer Zwickmühle:

    Einem übervorteilten Käufer einer Ware bleibt es zwar in diesem System unbenommen, rechtliche Schritte geltend zu machen. Er wird aber durch das bei Ebay eingeführte Verfahren „als unzuverlässiger Bieter“ eingestuft und hat mit dem Ausschluss von weiteren Kaufmöglichkeiten zu rechnen.

    Das bei Ebay verwendete Konzept ist nach kritischer Betrachtung wohl ein im Moment sehr erfolgreiches Unternehmenskonzept, das jedoch auf einen ständig grösser werdenden Markt gezielt ausgerichtet, aber auch angewiesen ist.
    Aber aufgrund der rechtlichen Grauzonen, vor Allem im Bereich der Leistungsstörungen, in denen dieses Konzept sich bewegt, ist es meines Erachtens in der bisherigen Form noch nicht geeignet, endlich das Muster dafür zu sein, das E-Commerce-Business nach Jahren der Experimente und harter Konkurrenz braucht und das die Online-Shopping-Erfahrung des Informationszeitalters definieren wird.

    Frau Yamamoto wäre gut beraten, auch im Interesse der Familie, bei notwendigen Einkäufen weiterhin solche Vertriebswege zu wählen, bei denen sie am Besten die Ware auf die Eignung für den vorhergesehen Zweck prüfen kann und wieder kommen kann, wenn ein Kauf einmal nicht zustande kommen sollte.

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