Indem die Verwendung der DRM-Technologie und des dazugehörigen Toolkits kostenlos angeboten wird, hofft Microsoft auf eine wachsende Beliebtheit der Windows Media Audio- und Videoformate bei den Plattenfirmen und schließlich auch bei den Verbrauchern. Diese Strategie tritt die Nachfolge von wenig erfolgreichen Partnerschaften mit Geräteherstellern und Inhalte-Anbietern an, mit deren Hilfe die Annahme des Formats ausgeweitet werden sollte.
„Microsoft hofft, dass die von den Plattenlabeln empfundene Notwendigkeit zum Aufbau einer DRM-Lösung dazu beitragen wird, Windows Media über den PC hinaus auch in den Bereich der Unterhaltungselektronik für Verbraucher auszudehnen“, so Michael Gartenberg, Analyst von Jupiter Research.
Gleichzeitig lizensiert Microsoft das Dateiformat seiner neuen Windows Media 9 Series für die Verwendung unter Nicht-Windows Betriebssystemen und auf anderen Geräten. Viele Analysten sehen die niedrigen Lizenzgebühren als einen Versuch, die Lizenzkosten für MPEG-4 zu unterbieten, dem auf den DVDs der Hollywood-Filme verwendeten Nachfolger von MPEG-2 und größte potenzielle Bedrohung der Windows-Media-Technologien.
„Die langfristige Strategie hat die Allgegenwart des Windows-Media-Formats zum Ziel“, so Rosoff. „Wird dies zum Standardformat, verkauft Microsoft plötzlich sehr viel mehr Windows Server, denn zur Verwaltung des DRM und zum Hosten und Streamen der Dateien im Windows-Media-Format benötigt man Windows Server. Und natürlich benötigt man die Lizenzen für die Geräte, auf denen die Dateien abgespielt werden sollen.“
Das Verschenken von DRM-Technologie – vor allem wenn es sich um eine Version handelt, die so gut ist wie die von Microsoft – macht es auch für andere Firmen sehr viel schwerer, in diesem Wettbewerb zu bestehen. So ist es für RealNetworks zum Beispiel bereits jetzt schwierig, seine serverbasierte Software für Content-Creation und Streaming zu verkaufen, wenn Microsoft seine Windows-Media-Technologien gebündelt mit Windows 2000 Server und dem demnächst erscheinenden Windows 2003 Server ausliefert.
Aber Analysten zufolge bieten auch das Verschenken des DRM-Toolkits und die niedrigen Lizenzgebühren für Windows Media 9 Series Microsoft keine Erfolgsgarantie. Plattenlabel und Hollywood-Studios sind Microsofts Motiven gegenüber weiterhin misstrauisch. Versucht der Software-Riese wirklich, Interesse an einer notwendigen und nützlichen Technologie zu erzeugen, oder ist etwas ganz anderes das eigentliche Ziel, wie zum Beispiel die Bewahrung des Windows-Monopols?
„Die Frage ist doch, ob sie ihre Technologie als Schachfigur für die weitere Ausdehnung von Microsofts Einfluss einsetzen oder ob sie einfach eine gute Technologie verkaufen“, sagte Ryan Jones, Analyst bei Yankee. „Das ist das eigentliche Problem.“
Das Verhalten in der Vergangenheit deutet darauf hin, „dass es das Spiel um die Ausdehnung ist“, so Jones weiter. „Es wäre enttäuschend, würde Microsoft deswegen alles verderben. Denn ihre Technologie ist wirklich gut.“
Neueste Kommentare
Noch keine Kommentare zu Kann Microsoft den Kampf um die Medienformate gewinnen?
Kommentar hinzufügenVielen Dank für Ihren Kommentar.
Ihr Kommentar wurde gespeichert und wartet auf Moderation.