„Wir haben beobachtet, dass definitiv mehr und mehr dazu übergegangen wird, CDs zu schützen“, so Michael Aldridge, leitender Produktmanager von Microsofts Geschäftsbereich Windows Media. „Die Versuche haben allerdings zu gemischten Ergebnissen geführt. Wir wollten einen Mechanismus vorstellen, der dies auf eine hoffentlich überzeugende Weise angeht.“
Microsoft glaubt, dass der Second-Session-Inhalt den Verbrauchern gefallen wird, denn er „lässt das umfassende Erlebnis wiederauferstehen, das man früher beim Öffnen eines neuen Albums hatte, wenn man plötzlich echt coole Booklets, Songtexte und Fotos der Künstlers in der Hand hielt“, so Aldridge weiter. Gleichzeitig können die Plattenlabel DRM einsetzen um zu kontrollieren, wie die Lieder kopiert werden, ob auf CD, DVD oder einen tragbaren Musikplayer.
Die Plattenlabel haben Microsofts Initiative aus verschiedenen Gründen begrüßt. Während die Unterhaltungsfirmen versucht haben, sich auf den Softwareriesen nicht als alleinigen Technologielieferanten verlassen zu müssen, mögen sie jedoch andererseits die Allgegenwart der Windows-Media-Technologie und die Stärke ihres Rechteverwaltungssystems. Und im Gegensatz zu den willkürlichen digitalen Extras, mit denen CDs in der Vergangenheit ausgestattet wurden, ist es sehr wahrscheinlich, dass Dateien im Windows-Media-Format auch in der Zukunft noch unterstützt werden.
„Dies war eine der Fragen, die wir klären mussten: dass man eine CD auch in zehn Jahren noch in ein Gerät einlegen kann und sie auch abgespielt wird“, sagte Ted Cohen, Vizepräsident für Neue Medien bei EMI Recorded Music.
Trotzdem wird Windows durch Microsofts Ansatz in großem Maße begünstigt. Aldridge zufolge benötigt man für den Zugriff auf die Inhalte „einen PC und Unterstützung für Windows Media auf dem PC selbst“.
Bisher unterstützt Microsofts Toolkit nur Windows, allerdings würde eine Macintosh-Version momentan gerade entwickelt, so Aldridge. Im Moment müssten die Plattenlabel eine downloadbare Lizenz über das Internet vertreiben, mit der auch Mac-User die mit dem Toolkit erstellten Second-Session-Inhalte abspielen könnten. Für andere Betriebssysteme wie Linux gibt es momentan keine Möglichkeit.
Analysten zufolge wird diese Art von Bevorzugung die Plattenlabel beim Einsatz von Microsofts DRM wahrscheinlich sehr vorsichtig sein lassen – trotz der Attraktivität der Technologie oder ihrer kostenlosen Verfügbarkeit.
„Auf dem PC versuchen sie die Bevorzugung für die Windows-Plattform durchzusetzen“, so Jones von The Yankee Group. „Microsofts Plan ist recht durchschaubar und das wird die Besitzer der Inhalte alarmieren.“
Gleichzeitig machen sich die Plattenlabel darüber Sorgen, dass das, was heute kostenlos ist, sehr teuer werden könnte, wenn Microsofts Dateiformate erst einmal die digitalen Medien dominieren. In anderen Märkten hat Microsoft die Preise beträchtlich angehoben, nachdem eine Technologie oder ein Marktsegment erst einmal von ihm dominiert wurde. Ein gutes Beispiel ist Microsofts Programm Licensing 6, das nach Angaben von Gartner die Lizenzgebühren für Windows und Office um bis zu 107 Prozent angehoben hat.
„Es besteht die Möglichkeit, dass sich die gesamte digitale Content-Protection auf ihrer Plattform befindet und sie dann plötzlich dafür Geld verlangen“, so Jones. „Es ist schon ein Muster, auf welche Weise Microsoft seinen Einfluss vergrößern und nach einer langen Geduldsphase schließlich Geld damit verdienen kann. Microsofts Geduld wird die Content-Provider letztendlich noch überraschen, genauso, wie früher schon Unternehmen davon überrascht wurden.“
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