CNET: Es, scheint, als hätte Linux eine unglaubliche Vitalität und jede Menge Schwung, ganz zu schweigen von der Unterstützung durch IBM, Intel, Dell Computer, Hewlett-Packard und andere.
Houston: Wir müssen einen Schritt weiter denken. Der größte Katalysator für das Wachstum von Linux ist IBMs Entscheidung, Linux zu fördern. Damit hat Linux an Glaubwürdigkeit für Unternehmen gewonnen. Warum hat IBM dies getan? Meiner Meinung nach versucht IBM, die Regeln des Unix-Marktes zu verändern. Durch die Kommerzialisierung von Intel-basierter Hardware mit einem Betriebssystem – aufgrund des Open-Source-Prozesses ist der Kernel zu einer Ware geworden – wird Umsatz für Middleware und Dienstleistungen generiert. Schauen Sie, gegen wen dies einen Wettbewerb auf der Unix-Seite schafft: gegen Firmen wie Sun, die praktisch von einem Hardwaremodell und einem lose damit verknüpften Betriebssystem abhängig sind.
CNET: Es steht außer Frage, dass IBM Linux nicht kontrolliert, aber es hat viel mehr Kontrolle über Linux als über Windows. Und damit gewinnt das Unternehmen sehr viel mehr Kontrolle über seine eigene Zukunft.
Houston: Meiner Ansicht nach versucht IBM im Grunde die Konsolidierung des Unix-Marktes auf der Grundlage Intel-basierter Linux-Angebote von IBM. Obgleich die Einnahmen, die IBM über seine weltweite Services-Gruppe erzielt immer noch sehr viel höher sind als die Einnahmen aus Linux, wird dies als eine große Chance gesehen.
CNET: Was glauben Sie, welche der von Microsoft für sich beanspruchten Vorteile von der Linux-Community nicht auch angeboten werden können?
Houston: Ich sehe nicht, dass das Entwicklungsmodell der Linux-Community versucht, die Art eines integrierten Ansatzes aufzubauen, wie wir ihn heute haben. Ich glaube, IBM hat darauf gesetzt, dass das Community-basierte Entwicklungsmodell keine integrierten Softwarelösungen hervorbringen wird. Sie verfolgen diesen Ansatz, weil sie so sicherstellen können, dass sie ausreichend große Unterstützer des Open-Source-Konzepts sind und die Leute das Betriebssystem daher akzeptieren. Tatsächlich setzen sie aber darauf, dass die Unternehmenssoftware, die gekauft wird um Infrastruktur auszubauen, auch weiterhin als kostenpflichtiges Produkt von IBM kommen wird.
CNET: Aber warum kann es nicht eines Tages ein vergleichbares integriertes Betriebssystem von IBM geben, das auf Linux basiert?
Houston: Das wird noch sehr lange dauern. Damit es auf Linux im Open-Source-Modell basieren könnte, müsste IBM seine Investition in geistiges Eigentum an die Community abtreten und damit wird es sehr schwer, ein umsatzgenerierendes Geschäft aufzubauen.
CNET: Warum muss IBM seine Investition in geistiges Eigentum aufgeben?
Houston: Wenn sie Dinge in Open-Source erstellen, die sich mit WebSphere vergleichen lassen – ich rede hier nur über die Verwendung von WebSphere. Ich rede nicht über eine einfache Open-Source-Version von WebSphere, sondern über eine in Linux integrierte Version. Wir haben bisher nicht gesehen, dass IBM seine Produkte in dem Maße integriert, in dem wir dies tun.
CNET: Ist dies aus Perspektive der Kunden wirklich so wichtig?
Houston: Ich glaube schon, und das ist auch der Kern der Frage. Wir glauben, dass die enge Integration all dieser Komponenten in das Betriebssystem Vorteile ermöglicht, wie einmaliges Einloggen, eine gemeinsame Verwaltungs-Infrastruktur und eine konsistente Anwendererfahrung. All diese Dinge stammen daher, dass die Grundlage mit einem integrierten Betriebssystem gelegt wurde und verschiedene Strategien für Tools, Datenbanken und Anwendungen darauf aufbauen.
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