Bund hat angeblich von Risiken bei drittem Telekom-Börsengang gewusst

Aufsichtsrat soll laut dem damaligen Finanzvorstands Joachim Kröske über Warnungen informiert gewesen sein

Die Bundesregierung hat nach einem Medienbericht den Anlegern beim letzten Börsengang der Deutschen Telekom (Börse Frankfurt: DTE) milliardenschwere Risiken verschwiegen und die Aktionäre damit womöglich getäuscht. Wie das TV-Magazin „Report Mainz“ am Montag vorab berichtete, wusste der Bund um interne Warnungen des damaligen Finanzvorstands Joachim Kröske vor Risiken für den T-Aktien-Kurs durch überteuert hinzugekaufte Unternehmen.

Der Ausgabekurs von 66 Euro bei dem Börsengangs im Juni 2000 könne damit überhöht gewesen sein. Das ARD-Magazin beruft sich dabei auf Vorlagen für den Aufsichtsrat und Äußerungen Kröskes. Das Bundesfinanzministerium dementierte auf Anfrage die Vorwürfe.

Kröske hatte dem Bericht zufolge in einem Schreiben knapp ein Jahr vor dem Börsengang vor einem „Kapitalmarktspiel“ gewarnt. Grund war eine seiner Ansicht nach zu hohe Bewertung von Zukäufen wie dem britischen Mobilfunkbetreiber One2One. Während Ex-Telekom-Chef Ron Sommer vor der Übernahme einen Preis von zehn Milliarden Euro für gerechtfertigt gehalten habe, fand Kröske demnach nur fünf Milliarden Euro angemessen.

Laut „Report Mainz“ fanden sich beide Szenarien auch in einer Vorlage für eine Aufsichtsratssitzung, die im Sommer 1999 in Budapest stattfand. Sommer kaufte One2One schließlich für zehn Milliarden Euro. Die Telekom bestreitet dem Magazin zufolge, dass die Differenzen zwischen Sommer und Kröske in den Aufsichtsrat gelangt sind.

Kröske, der damals selbst an der Sitzung teilgenommen habe, sagte dagegen in der Sendung, dem Aufsichtsrat sei bekannt gewesen, „dass es unterschiedliche Auffassungen über One2One gibt“. Damit wäre auch der Bund, der in dem Kontrollgremium über jeweils einen Vertreter des Finanzministeriums und der Kreditanstalt für Wiederaufbau vertreten ist, bei der später erfolgten Entscheidung über den Börsengang und den Ausgabekurs über Risiken für die Kursentwicklung informiert gewesen.

„Report Mainz“ hatte bereits vor drei Wochen in einer schriftlichen Pressemitteilung gleichlautende Vorwürfe erhoben. Der für den 3. Februar geplante Beitrag wurde dann aber laut dem zuständigen Redakteur Gottlob Schober nicht ausgestrahlt. Der Beitrag sei abgesetzt worden, nachdem das Bundesfinanzministerium und Telekom behauptet hätten, die Problematik sei dem Aufsichtsrat nicht bekannt gewesen.

Kontakt: Deutsche Telekom, Tel.: 0800/3301000

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