Sun hat im vergangenen Jahr eine entscheidende Richtungsänderung vorgenommen, indem man sich von der Ansicht verabschiedete, dass das Betriebssystem Solaris zusammen mit den UltraSparc-Prozessoren für alle Computing-Anforderungen ausreiche, wobei das Betriebssystem Linux und Intel-Prozessoren in Suns Produktlinie integriert werden sollten. Dennoch blieb das Unternehmen einem seiner wichtigsten Grundsätze treu: Die Hauptrechenarbeit sollte auf großen zentralen Servern und nicht auf Desktop-Rechnern stattfinden.
McNealy verfolgt die Vision, dass nicht mehr jeder einzelne Benutzer seinen eigenen Desktop-Rechner besitzen wird, sondern viele Anwender gleichzeitig zentrale Server nutzen werden. Sie werden keine Laptops mehr mit sich herumtragen, sondern einfach über Tokens auf ihre privaten Rechner-Ressourcen zugreifen. Das Modell der gemeinsam genutzten Ressourcen werde die Barrieren des dedizierten Modells abbauen, meinte McNealy.
Als Alternative zum PC bewirbt Sun das Sun Ray-System, das selbst keine Verarbeitungsvorgänge ausführt, sondern einen zentralen Server für diese einsetzt. Sun entwickelt derzeit eine zukünftige Version dieses Systems namens WAN Ray, mit der über WAN-Technologien wie DSL-Leitungen oder Kabelmodems auf die Server zugegriffen werden kann, so die Ausführungen von McNealy. Und schließlich solle dieser Ansatz auch für drahtlose Netzwerke angewandt werden.
Mit Hinblick auf andere Bereiche sagte McNealy, dass der Tag kommen werde, an dem jedermann Karten oder Chips bei sich trage, die von den Funksensoren in Hotels, Tankstellen und anderen Einrichtungen aktiviert würden. Wenn die RFID-Chips (Radio Frequency Identification) erst einmal nur noch 3 bis 5 Cent kosteten, werde man sie einfach überall einbauen.
Und damit meint McNealy auch wirklich überall. So trägt sein Hund bereits einen implantierten Identifikationschip zwischen den Schultern. Bei den Menschen werde dies letztlich nicht viel anders sein: Direkt nach dem ersten Schrei eines Neugeborenen werde man ihm am Nacken oder zwischen den Schultern einen ID-Chip einsetzen, so dass die Eltern jederzeit wissen, wo sich ihr Kind befindet. Dies sei dann nicht der Große Bruder, sondern nur Papi.
Sun ist aktives Mitglied eines Konsortiums zur Entwicklung von RFID-Tags. Allerdings befürchten Kritiker eine Untergrabung der Privatsphäre durch diese Technologie.
Sun hofft auf Gewinne aus dem Verkauf von Computersystemen, die zur Verwaltung des riesigen Datenstroms aus RFID-Tags, Mobiltelefonen und Anwendungen benötigt werden.
Zwar senken die Server-Hersteller derzeit ihre Preise, doch habe Sun die Situation voll unter Kontrolle, so CFO Steve McGowan. Zum Beweis führte er den Anstieg von Suns Bruttogewinn von 36,6 % im letzten Quartal 2001 auf 43,3 % letzten Quartal 2002 an.
McGowan zufolge übte Sun den Preisdruck auf seine Wettbewerber aus und nicht umgekehrt.
Laut McGowan sei Sun zu weiteren Preissenkungen in der Lage. Im zum 30. Juni 2004 abschließenden Geschäftsjahr 2004 werde Sun dank verbessertem Cash Management, optimierten Prozessabläufen und anderen Neuerungen 800 Millionen US-Dollar einsparen können. Ein Teil dieser Summe werde in Form von vierteljährlichen Preisreduzierungen um bis zu 40 % an Suns Kunden weitergegeben.
McGowan entwarf ausgehend von Suns aktuellen Finanzdaten verschiedene Szenarien – wohlgemerkt, keine finanziellen Prognosen -, die für das Geschäftsjahr 2004 unterschiedliche Rentabilitätsraten ergeben. So wäre bei gleichbleibenden Einnahmen von 12 Milliarden US-Dollar und gleichen Ausgaben und Bruttogewinnspannen mit einem Nettogewinn von ca. 300 Millionen US-Dollar und Barmitteln aus der Geschäftstätigkeit in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar zu rechnen.
Bei optimistischeren Vorgaben – Einnahmen von 13 Milliarden US-Dollar, eine um 1 % höhere Bruttogewinnspanne und um 200 Millionen US-Dollar gesenkte Betriebskosten – würde Sun einen Nettogewinn von ca. 500 Millionen erzielen, bei einem Barmittelbestand aus der Geschäftstätigkeit von 1,4 Milliarden US-Dollar.
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