Dem Chief Information Officer bläst ein scharfer Wind ins Gesicht. Einerseits stehen die CIOs unter massivem Kostendruck des Topmanagements, andererseits fehlt ihnen bei ihren Projekten allzu häufig die Unterstützung der Fachabteilungsleiter. Dazu steigen noch die Anforderungen. Den Unterschied zwischen dem EDV-Leiter von einst und dem heutigen CIO beschreibt Werner Dostal, Berufsforscher am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg, so: „Nur Daten-Verwalter zu sein, reicht bei weitem nicht mehr aus. Vom CIO wird erwartet, dass er kommunizieren und vor allem integrieren kann.“
Wie genau die Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten eines CIO aussehen, wollten die Analysten der Meta Group wissen. In der Studie „The CIO Desk Reference“ des Marktforschungs- und Beratungsunternehmen wurden etliche Aufgabenfelder identifiziert, auf denen ein „moderner“ CIO tätig werden muss: Vor allem hat der oberste IT-Chef das Management davon zu überzeugen, dass IT-Investitionen nicht nur Kosten sind, sondern dass sie sich auch lohnen. In der heutigen Zeit ganz sicher keine leichte Aufgabe. Darüber hinaus gehört es zum Job des CIOs so die Studie, den Wert der Technik im allgemeinen Bewusstsein der Mitarbeiter zu verankern sowie die IT von einer technischen in eine geschäftliche Disziplin zu überführen. „Seit der Wirtschaftsflaute hat sich das Anforderungsprofil noch weiter verändert“, erklärt Axel Jacobs, der als Analyst im Bereich Executive Directions, an der Untersuchung mitgewirkt hat. Dem CIO müsse es gelingen, bei allen Projekten die Verantwortlichen der Fachabteilungen mit ins Boot zu holen. Der Meta-Mann: „Da das Top-Management zurzeit alle IT-Vorhaben auf den Prüfstand stellt und klarere Aussagen über den erhofften Return on Investment (ROI) erwartet, ist die gemeinsame Verantwortung von IT und Fachbereichen unabdingbar.“
Hier indes beginnt das Dilemma. Etliche CIOs wissen nicht – und das geben sie hinter vorgehaltener Hand auch zu – wie es ihnen gelingen soll, die „Fachbereichs-Fürsten“ in die Pflicht zu nehmen und zur Kooperation zu bewegen. Fragt man die Vertreter der Fachabteilungen nach dem Grund für die mangelnde Kooperation, werden häufig Zweifel an der Qualifikation der CIOs laut. Kein Wunder – schließlich ergeben Umfragen immer wieder, das es vielen IT-Experten nicht nur an der nötigen Ausbildung, sondern auch an Sozialkompetenz fehlt. Dementsprechend haben Seminare zu Management- und Führungstechniken derzeit Konjunktur. Mit ihrer Hilfe sollen aus introvertierten High-Tech-Profis kommunikative Manager werden. Der Münchener Sozial- und Wirtschaftspsychologe Dieter Frey bezweifelt indes den Erfolg. Seiner Ansicht nach drücken CIOs nicht gemeinsam mit anderen die Schulbank. Allenfalls würden sie sich ihr Know-how von einem persönlichen Coach aufpolieren lassen. Der Wirtschaftspsychologie kurz und bündig: „Wenn Technokraten nicht bereit sind, sich vom IT-Verwalter zum Manager umpolen zu lassen, wenn Betonköpfe sich weiter an die alte IT-Welt klammern, werden einige Köpfe rollen.“
Daniel Hartert, CIO bei dem niederländischen Elektronikkonzern Philips, wehrt sich indes gegen die oft vertretene Meinung, dass Technikfachleute von der wirtschaftlichen Seite grundsätzlich keine Ahnung hätten: „Dafür gibt es zu viele Gegenbeispiele. Für den Job des CIO sind der Informatiker und der Wirtschaftsinformatiker gleichermaßen geeignet. Entscheidend ist, dass der CIO über einen Hintergrund im Bereich Wirtschaftswissenschaften verfügt.“ Dieses Know-how könne er sich entweder durch eine akademische Ausbildung angeeignet haben oder auch autodidaktisch. Hartert: „Der wichtigste Faktor aber ist Leadership. Dazu gehört auch der Mut, sich bei auftretenden Problemen selbst ins Kreuzfeuer zu begeben.“
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