Verbraucherschützer und Konkurrenten der Deutschen Telekom (Börse Frankfurt: DTE) befürchten durch die jüngste Entscheidung der Regulierungsbehörde zu Ortsnetzgesprächen weniger Wettbewerb und höhere Preise für die Telefonkunden. Der Wettbewerb im Ortsnetz könne „nicht in dem von uns gewünschten Umfang verwirklicht werden“, sagte Carola Elbrecht, Telekom-Expertin beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv), am Mittwoch in Berlin. Der Anbieter TELE2 kündigte gerichtliche Schritte gegen die Entscheidung an.
Die Regulierungsbehörde (RegTP) hatte am Dienstagabend entschieden, dass die Telekom-Konkurrenten für die Durchleitung von Ortsgesprächen ab 1. Juli einen Aufschlag von 0,4 Cent pro Minute zahlen müssen. Beantragt hatte die Telekom allerdings einen höheren Zuschlag von zwei Mal 0,3 Cent für Call-by-Call. Zugleich senkte die Behörde den monatlichen Mietpreis für die so genannte letzte Meile zwischen Telefonnetz und Endkunde von derzeit 12,48 Euro auf 11,80 Euro ab 1. Mai.
Der vzbv befürchtetet, dass einige der 19 Anbieter, die mit der Telekom im Vorfeld entsprechende Verträge abgeschlossen hätten, nun erst gar nicht an den Start gehen würden: „Sicherlich haben einige Wettbewerber die Entscheidung des Regulierers abgewartet“ und würden ihr Engagement nun noch einmal überdenken, sagte Elbrecht AFP. Attraktive Angebote werde es trotzdem geben, nur müssten die Anbieter voraussichtlich auf eine Mischkalkulation setzen: „Denkbar wären billige Tarife zu ganz bestimmten Tageszeiten, dafür aber deutlich höhere Preise an anderer Stelle.“ Telefonkunden müssten ab 1. Juli bei den Tarifen „noch genauer hinschauen“, rät die Expertin.
Der Anbieter 01051 Telecom sprach von einem „Schlag ins Gesicht“ für den Wettbewerb, der erst am vergangenen Freitag begonnen hatte: „Millionen von Telefonkunden“, die lange auf neue Angebote im Ortsnetz gewartet hätten, „sind verschaukelt worden“. Konkurrent TELE2 kündigte an, er werde den Beschluss „und mögliche weitere wettbewerbsschädigende Beschlüsse gerichtlich anfechten“.
Der Branchenverband VATM beklagte die Belastung mit „unangemessen hohen Kosten“, wodurch Deutschland im europäischen Vergleich immer weiter zurückfalle. „Die sogar von der EU kritisierte Wettbewerbsverzerrung“ bestehe „praktisch unvermindert fort“, kritisierte der VATM. Für die „letzte Meile“ müssten die Konkurrenten der Telekom trotz der Preisabsenkung immer noch fast ebenso viel zahlen wie deren Endkunden. Den 0,4-Cent-Aufschlag für Ortsgespräche nannte der Verband einen „Hilfsfonds für den Ex-Monopolisten“. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mussten die Bundesbürger im April für Ortsgespräche 1,7 Prozent weniger ausgeben als vor einem Jahr. Gleichzeitig stiegen jedoch die Anschluss- und Grundgebühren um 5,6 Prozent. Insgesamt wurden Telefondienstleistungen für Festnetz, Mobilfunk und Internet demnach im Jahresvergleich um 1,1 Prozent teurer.
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