AOL bittet US-Regulierungsbehörde um Aufhebung der IM-Auflagen

Hosted IM ist die Bezeichnung für einen Service, bei dem AOL sich vertraglich verpflichtet, das Netz und die Funktionalität für die IM-Systeme anderer Unternehmen zu liefern. Im Gegensatz dazu würde eine Server-zu-Server-Interoperatibilität bedeuten, dass anderen Unternehmen der Zugang zum AOL-Netzwerk erlaubt würde, um mit dessen Nutzern zu kommunizieren. Genau diese Entwicklung wollte AOL vermeiden.

Hosted IM stelle für AOL eine Möglichkeit dar, in puncto Funktionalität wettbewerbsfähig zu bleiben und gleichzeitig die geschlossene AIM-Umgebung beizubehalten, die bislang sehr erfolgreich war, so Michael Gartenberg, Analyst bei Jupiter Research.

McKiernan von AOL sagte, ihr Unternehmen sei auch weiterhin für IM-Interoperatibilität offen, solange die jeweilige Lösung sicher, verlässlich und kostengünstig sei.

Obwohl AOL beim Instant Messaging noch immer eine führende Position einnimmt, sind die Rufe nach Interoperatibilität von Seiten der Mitbewerber Microsoft und Yahoo inzwischen sehr viel leiser geworden. Der Hauptgrund dafür ist, dass MSN und Yahoo feststellen mussten, dass ihre eigene Benutzerzahl zum Teil deshalb anwächst, weil diese oft mehrere proprietäre Clients herunterladen, die sie simultan auf ihren PCs einsetzen. Auf diese Weise hat die fehlende Interoperatibilität eher dazu beigetragen, dass konkurrierende Dienste ihre Benutzergruppen vergrößern konnten.

Im Januar 2003 besaß AOL nach Angaben von ComScore Media Metrix über 62 Mio. Benutzer seiner Web-basierten und proprietären AIM-Dienste, außerdem 8 Mio. ICQ-Benutzer. MSN lag mit 20 Mio. Benutzern an zweiter Stelle, Yahoo mit 18 Mio. auf Platz drei.

Weder Microsoft noch Yahoo waren bislang zu einer Stellungnahme bezüglich der Petition bereit.

Instant Messaging ist eine der meist verbreiteten und umstrittensten Anwendungen des Internets. AOL hat zu dessen enormer Popularität beigetragen, indem es IM zu einem Bestandteil seines proprietären Clients machte und als kostenlosen Download über seine Website anbot.

Die Faszination des Instant Messaging beruht auf der Fähigkeit zu Unterhaltungen in Echtzeit, die von Kollegen, Ehepartnern oder Eltern nicht belauscht werden können. Seit kurzem hat IM auch innerhalb von Unternehmen Fuß gefasst und für neue Formen der Kommunikation und Zusammenarbeit unter Mitarbeitern und Kunden geführt.

Jahrelang war AOL in diesem Bereich unangefochten. Doch dann stieg Microsoft 1999 mit dem MSN Messenger in das Rennen ein. Dieser bot die Funktion, auch mit AIM-Benutzern kommunizieren zu können. AOL reagierte darauf mit der Aussperrung von MSN-Benutzern, eine Taktik, die dem Online-Riesen später noch viele Kopfschmerzen bereiten sollte.

Als AOL im Januar 2000 seine Pläne zur Übernahme von Time Warner bekannt gab, kamen bei Internet- und Medienunternehmen Bedenken hinsichtlich der Marktmacht des neuen Unternehmens auf. Man fürchtete, dass der Einfluss des Unternehmens auf Internet, Kabelfernsehen und Entertainment dazu führen würde, dass Mitbewerber aus dem Distributionsnetz von AOL Time Warner verdrängt würden. Im Verlauf des Fusionsverfahrens hatten auch die Technologie-Mitbewerber die Möglichkeit, ihre Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf das Internet zu äußern.

So beharrte beispielsweise Microsoft darauf, dass die FCC als Bedingung für die Zustimmung zur Fusion AOL die Auflage machen sollte, sein IM-Netzwerk zu öffnen. Firmenchef Bill Gates brachte sogar persönlich seine Bedenken bezüglich einer möglichen Dominanz von AOL in einem Telefongespräch mit dem damaligen FCC-Vorsitzenden William Kennard zum Ausdruck.

Die wahren Interessen von Gates sind inzwischen deutlich geworden, da Microsoft IM zu einer entscheidenden Komponente seiner Strategie für Unternehmenskommunikation gemacht hat. Das Unternehmen brachte letzten Monat Greenwich auf den Markt, eine Server-Software, die IM für Unternehmen bietet. Zukünftige Versionen von Greenwich sollen u. a. Funktionen für Telefonie, Video-Konferenzen und E-Mail enthalten.

Microsoft macht sich außerdem für das SIP stark (Session Initiation Protocol), das für IM-Interoperatibilität sorgt und weitere Kommunikationsfunktionen bietet. Ein Unternehmenssprecher verkündete diese Woche, dass SIP das Telefon überflüssig machen werde.

Dieser Artikel entstand unter Mitwirkung von Ben Charny von News.com.

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