Kunden wollen genau wissen, was sie kaufen – gerade wenn es um viel Geld geht. Beim Auto gibt es dafür Probefahrten. Aber was, wenn der Autohersteller selbst eine neue Fabrik braucht? Mit Computerprogrammen des jungen Magdeburger Unternehmens Tarakos können Produktionsstraßen und Fabriken virtuell und dreidimensional dargestellt werden. Das Besondere dabei: Die Software läuft auf jedem gängigen Computer, teure Technik ist nicht nötig. «Maschinen- und Anlagenbauer können ihren Kunden auf diese Weise zeigen, wie das fertige Produkt funktioniert», sagt Firmengründer Herbert Beesten.
Das Unternehmen gründete Diplom-Ingenieur Beesten im Jahr 2000 gemeinsam mit den beiden Wissenschaftlern Christian Höpner und Klaus Richter von der Magdeburger Universität. Mittlerweile hat das Unternehmen zwölf Mitarbeiter. Kunden sind vor allem mittelständische Firmen, die sich teure Technik nicht leisten können. Der Umsatz von tarakos lag im vergangenen Jahr bei 400.000 Euro, nach einer Steigerung von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für das laufende Jahr wird ein Umsatz von 600.000 Euro angestrebt. Zum Erfolg der Firma hat aus Beestens Sicht auch ihr Sitz in der Experimentellen Fabrik beigetragen, die vor zwei Jahren eröffnet wurde.
Bislang war virtuelle Realität ein teures Unterfangen für die Nutzer. «Man brauchte Spezialisten und spezielle Computer», sagt Beesten. Mit der tarakos-Software, die sich an Programmelementen von Computerspielen orientiert, soll jeder nach einer kurzen Einführung Maschinen, Anlagen und Fabriken virtuell zusammensetzen können. Genutzt wird die Software inzwischen von rund 60 Unternehmen. Neben mittelständischen Unternehmen sind auch Kunden wie VW, MAN und die Telekom darunter.
Die Software von tarakos kann verschiedene komplexe Teile, wie Hallen, Roboter oder Karosseriestraßen auf einem normalen Computer zusammenführen. Das Computerprogramm sagt dem Benutzer, was sich praktisch umsetzen lässt und was nicht. Bei DaimlerChrysler werden inzwischen Lackierroboter eingesetzt, die der Hersteller zuvor mit tarakos-Software vorstellte.
Mit der Technik sind auch Simulationen von Anlagen parallel zum Betrieb möglich. Dies geschieht etwa bei der komplizierten Verpackungsanlage des Kuchenproduzenten Coppenrath und Wiese. «Wenn eine Palette klemmt oder ein Motor ausfällt, wird dem Arbeiter sofort am Computer die Fehlerquelle gezeigt. Er weiß dann genau, an welche Stelle er gehen muss, um den Fehler zu beheben.» Es gibt keine lange Suche, die Maschinen stehen nur kurze Zeit still.
Die Experimentelle Fabrik vereint derzeit zwölf öffentlich geförderte Projekte und zehn Firmen unter einem Dach. Die Stadt Magdeburg und die Universität sind zu 51 und 49 Prozent an der «Exfa» beteiligt. «Wir bieten Forschergruppen und jungen Unternehmen auf dem Gebiet der Produkt-, Verfahrens- und Prozessinnovation die Infrastruktur, die sie brauchen», sagt Exfa-Geschäftsführer Reinhard Fietz.
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