Während sich Programmierer der Herausforderung der Unternehmensintegration gegenübersahen, mussten die Unternehmen die Fragen der Besitzrechte an den Daten und der Verteilung redundanter Informationen innerhalb der Strukturen klären. Größere Datenbereinigungen erwiesen sich als zeitaufwändig und schwierig und die Systeme ächzten unter der Last von Data Warehouses, Data Marts, OLAP Cubes und anderen Strategien, die Ordnung in das Datenchaos hatten bringen sollen.
Hier werden Web Services zu einem ganz besonders nützlichen Bestandteil von ERP II werden. Einer der Grundsätze von ERP war, dass Daten und Unternehmensregeln an einem einzigen Ort versammelt werden, damit sie einheitlich aktualisiert und analysiert werden können und es so nur eine einzige autoritative Version gibt.
Mit der Verwendung von Web Services können jedoch einzelne Module der Unternehmenslösung an verschiedenen Orten gespeichert werden. Die Business Logic (Regeln zur Verarbeitung von Daten im Unternehmen) und die Daten, auf die sie sich bezieht, müssen nicht länger zentral gespeichert werden, da über das Internet jedes System mit jedem anderen verbunden werden kann. So lange die Unternehmen für Datenintegrität sorgen, können diese Daten verwendet werden, wann und wo sie benötigt werden, ganz nach den jeweils anzuwendenden Business Rules (einzelne Verarbeitungsregeln).
„Viele ERP-Lösungen leiden an dem Problem, dass die Business Rules in die Software eingebaut wurden, und das hat viele Unternehmen gezwungen, bei Einführung einer Software die Business Rules zu übernehmen, die in dieser enthalten waren“, so Greg Mills, COO bei Cincom Systems. „Wir haben den Prozess unterteilt. Jetzt gehen die Leute einen Schritt zurück und fragen, wie diese Prozesse über die Versorgungskette verteilt werden können. Sie entfernen sich von dem Konzept, Systeme und Teile von Software zu integrieren, sie möchten Unternehmensabläufe integrieren.“
Nach diesem Konzept sind es die Kunden, die die ERP-Systeme von morgen aufbauen, indem sie jedes Element der Lösung separat einrichten und die Elemente dann über Web Services miteinander verbinden. Indem sie sich von den monolithischen Systemen der Vergangenheit verabschieden, können sie einzelne Komponenten verschiedener Anbieter miteinander verbinden, ohne Gefahr zu laufen, Dateninseln zu schaffen..
Dies sollte wiederum den Unternehmen erlauben, modulare Lösungen zu entwickeln, die kosteneffektiver und leichter einzurichten sind und die es erlauben, die Funktionalität zu erweitern, ohne die Unternehmen zu einem Upgrade der gesamten Struktur zu zwingen. Auf diese Weise können sich neu eingerichtete Funktionen schneller bezahlt machen, was den Weg für weitere Funktionen und Module ebnet, die den Kunden interessant scheinen.
Ein Unternehmen beginnt beispielsweise mit einem ERP-Basispaket mit Personal-, Finanz-, Berichts- und CRM-Subsystemen. Nach und nach könnten dann Module hinzukommen, die Bereiche wie Instandhaltung, Lagerverwaltung, Handelsabwicklung, Kundenbindung, Bedarfsprognosen und andere Fähigkeiten abdecken. So würde Stück für Stück eine Gesamtlösung geschaffen, während sich das Projektteam zunächst auf die potenziell ergiebigsten Bereiche konzentrieren kann.
SAP stellte kürzlich seine NetWeaver-Plattform vor, die es den Kunden erlaubt, die einzelnen Komponenten des Unternehmens zu entkoppeln und sie nach Bedarf miteinander und auch mit entsprechenden Anwendungen von Drittanbietern zu verknüpfen.
„Das herkömmliche R/3 war stärker integriert und man war versucht, einen enormen Aufwand zu treiben, um es zum Laufen zu bringen“, räumt Simon Dale ein, Asia-Pacific Director of Market Development for Collaborative Solutions bei SAP. „Die heutige Technologie-Infrastruktur erlaubt kleinere Schritte. Wenn die operativen Prozesse erst einmal laufen, kann als nächstes die Wertschöpfungskette verbunden werden und dann können die Geschäftsabläufe auf strategischer Ebene automatisiert werden.“
Während größere Anbieter von Unternehmens-Tools immer noch versuchen, das gesamte Spektrum an Geschäftsabläufen mit ihren Produkten abzudecken, machen sich zahlreiche kleinere Unternehmen den Paradigmenwechsel zunutze und stützen sich auf Technologien, die den Einsatz ihres Fachwissens innerhalb einer Reihe vertikaler Märkte ermöglichen.
So hat sich zum Beispiel SSA Global Software mit Cognos zusammengetan, um Business Intelligence anbieten zu können, und im letzten Jahr mehrere Unternehmen erworben – einschließlich des auf Gaming konzentrierten Software-Anbieters Infinium Software und der ERP-Konkurrenten MAX International und interBiz – um so das eigene BPCS-Produkt (Business Planning and Control System) zu stärken. QAD baut seine Kollaborationskapazitäten aus, um die Lehre des Lean Manufacturing noch weitergehend umzusetzen. Sogar Microsoft beteiligt sich, indem hier das kürzlich erworbene Great Plains, Navison und die eigene, angekündigte CRM-Software integriert werden sollen.
Das Ziel dabei: den massiven Markt zu erschließen, den kleinere Unternehmen darstellen, die von den Berichten über große ERP-Fehlschläge bislang abgeschreckt wurden. Indem sie diesen Unternehmen das geben, was sie brauchen, hoffen die mittelständischen ERP-Anbieter, sich bei moderaten Gewinnen am Markt etablieren zu können ohne zu versuchen, erfolglos das gesamte ERP-Spektrum abzudecken. Das indische Unternehmen ICICI Infotech ging kürzlich zum Beispiel mit vier Produkten auf den australischen Markt, die sich speziell an vertikale Märkte wenden, einschließlich Finanzdienstleistungen, Versicherungen und Vertriebsunternehmen.
„Die führenden Unternehmen im ERP-Geschäft haben einen Vorsprung von zwei bis zweieinhalb Jahren vor ihrer Konkurrenz“, sagt Gordon Fleming, ANZ Managing Director beim mittelständischen ERP-Anbieter QAD. „Alle Unternehmen, die sich im Wettbewerb mit anderen befinden, nehmen diese Entwicklungen begeistert auf. Just-in-Time-Produktion und Lean-Manufacturing-Techniken finden großen Zuspruch. Wir möchten, dass Informationen innerhalb des Unternehmens in Echtzeit fließen. Wir betrachten diese Vorgänge als eine fortschreitende Evolution.“
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