Mercury Interactive, der Hersteller von Test-Tools für die Anwendungsbelastung, die mittlerweile entscheidend am Designprozess von allgemeinen Anwendungen beteiligt sind, wählte einen ganz anderen Ansatz, als das Unternehmen im letzten Jahr LoadRunner for Citrix veröffentlichte – ein Tool, das es Kunden ermöglicht, die Performance von Thin-Client-Anwendungen unter Belastung zu testen, indem die zwischen Client und Server übertragenen ICA-Pakete überwacht werden.
„Der Wechsel zu Web-basierten Anwendungen ist ein großes Unterfangen, und Citrix ist ein einfacher Weg, seine Endanwender [schnell] mit Anwendungen zu versorgen“, so Jonathan Rende, Marketing-Vizepräsident von Mercury, als er die Kundennachfrage erklärte, die Mercury dazu bewegte, Produkte zum Testen von Thin-Clients anzubieten. „Citrix ergänzt eine dreischichtige Anwendung jedoch um eine vierte Schicht, und bevor man sich versieht, läuft schon eine einzelne Transaktion [zum Beispiel] über das Citrix-System, das Siebel-System, die Datenbank, das angeschlossenen SAP-System und das Web-System. Häufig liefert man eine Anwendung aus, und die Anwender sorgen sich dann, wenn sie beginnen, Performance-Abfälle zu erkennen.“
Dank Mercurys enger Zusammenarbeit mit Citrix ist es dem Unternehmen gelungen, ausreichend Informationen über die Arbeitsweisen von ICA zu sammeln, um einzelne Elemente des Datenstroms identifizieren zu können. Theoretisch ist dies weitaus genauer als die konventionellen Ansätze für die Server-Versorgung, die auf der bestmöglichen Hypothese beruhten.
LoadRunner-Scripts interagieren mit MetaFrame-Bildschirminhalten, indem sie warten, bis bestimmte Bitmaps angezeigt werden, und dann in diese Bereiche klicken. Wie beim Slow-Motion-Benchmarking können die LoadRunner-Scripts so eingestellt werden, dass sie mit der Eingabe der nächsten Aktion warten, bis ein MetaFrame-Bildschirm vollständig dargestellt wird. Damit werden Resultate erzielt, die einer Anwendererfahrung eher entsprechen.
Dieser Ansatz hat für Motorola einen beträchtlichen Nutzen gebracht. Das Unternehmen setzt LoadRunner for Citrix in seinen internen Testeinrichtungen für Anwendungen in Arizona/USA ein. „Wir befinden uns wirklich nicht in einer Position, um viel für die Belastungstests von Citrix zu investieren“, so Paul Benjamin, Manager für automatisierte Tests in Motorolas Abteilung Enterprise Shared Solutions. „Die einzige Möglichkeit, Performance-Tests durchzuführen, besteht darin zu versuchen, Anwendungen auf der Citrix-Maschine selbst auszuführen. Allerdings war dies mit Kosten verbunden. Mit dieser ICA-Unterstützung hat Mercury Citrix auf dieselbe Ebene gestellt wie ERP oder Web-Testing: Wenn man den Test korrekt plant, hat man eine gute Chance, die Realität zu simulieren.“
Mit dieser ICA-Unterstützung hat Mercury Citrix auf dieselbe Ebene gestellt wie ERP oder Web-Testing: Wenn man den Test korrekt plant, hat man eine gute Chance, die Realität zu simulieren. –Paul Benjamin, Manager für Automatisierte Tests, Enterprise Shared Solutions, Motorola |
Diese Chance bietet Unternehmen, die sicherstellen wollen, dass sie ausreichend viele und passende Server für die Unterstützung ihrer Bedürfnisse installiert haben, wichtige Hinweise. Die Installation zusätzlicher Server ist aber in Bezug auf die Thin-Client-Skalierung keineswegs der Weisheit letzter Schluss: Organisationen wie AMES haben zur Verbesserung der Performance ihrer Clients Hardware-Quality-of-Service in Form von leistungsfähigen Netzwerk-Switches eingesetzt, während eine Reihe von Standalone-Anwendungen gleichzeitig leistungssteigernd wirken, indem sie stark optimiertes Daten-Caching zwischen Thin-Client-Server und Client ermöglichen.
Mit der Absicht, die Notwendigkeit für die sich ständig wiederholende Übertragung von häufig verwendeten Daten oder Bildschirmelementen zu eliminieren, werden diese Caches in bereits vorhandene Protokolle eingebaut. Zur Speicherung grafischer Objekte verwendet RDP 1,5 MByte an RAM-Cache und 10 MByte an Disk-Cache, während ICA einen 3 MByte Cache-Speicher und einen Disk-Cache variabler Größe integriert.
In seinen Studien kam Nieh von der Columbia University zu dem Ergebnis, dass Caching für die Verringerung der Bandbreiteanforderungen nicht besonders wirkungsvoll ist, sondern sogar die Qualität des über den Link verschickten Videos beeinträchtigte. Dieser Effekt lässt sich wahrscheinlich auf den Verarbeitungsverlust zurückführen, den der Caching-Algorithmus mit sich bringt. Dieser verschwendet ausnahmslos Zeit damit, redundante Elemente herausfiltern zu wollen – selbst bei einem Videodatenstrom, in dem alle Daten nur einmal vorhanden sind.
Bei konventionellem Web- und Anwendungs-Traffic, bei dem Redundanz häufiger vorkommt, sind die Verbesserungen deutlicher sichtbar. Es gibt allerdings noch weitere Möglichkeiten zur Verbesserung der Performance von Thin-Clients: Der etablierte Terminal-Hersteller Wyse führte beispielsweise im Januar Expedian ein, ein Add-on für Windows Terminal Server, das versucht, die Server-Performance zu steigern, indem es häufig verwendete Anwendungs-DLLs im Speicher hält und diese somit nicht immer wieder neu geladen werden müssen, wenn viele Anwender die gleichen Anwendungen ausführen. „Von Seiten des Kunden gibt es immer einen Bedarf zur Optimierung der Performance“, so John Truitt, Senior Product Manager für Software-Produkte bei Wyse. „Mit diesem Ansatz erzielt man auf einem Terminal-Server eine 30- bis 40-prozentige Steigerung der Anwenderkapazität.“ Wyse brachte außerdem erst kürzlich die Version 4 von Rapport, seiner Management-Technologie für Thin-Clients, auf den Markt, mit der Software-Upgrades quer über eine Vielzahl von Hardware-Thin-Clients möglich sind.
Ähnliche Verbesserungen verspricht TScale von RTO Software, und Expand Networks gab kürzlich bekannt, dass seine Enterprise Caching-Technologie ACCELERATOR im Rahmen von Tests, die mit der Citrix Test Engineering Group durchgeführt wurden, in der Lage gewesen sei, die ICA-Performance beträchtlich zu steigern. Diese Tests simulierten die Belastung durch vier, 16, 32 und 48 Anwender von Microsoft Office 2000 und kamen zu dem Ergebnis, dass die Expand-Technologie im Vergleich zu unkomprimiertem ICA eine Geschwindigkeitssteigerung von über 461 Prozent brachte – und immer noch über 230 Prozent, wenn man mit der in Citrix integrierten Komprimierung vergleicht.
Eine wirkungsvolle Komprimierung, kombiniert mit leistungsfähigem Caching, kann aus einer Thin-Client-Lösung bedeutend mehr Leistung herausholen und den Kapitalaufwand für Server und Telekommunikationsanschlüsse reduzieren. Diese Fähigkeit verbessert wiederum die Kapitalrenditerechnung (ROI) für Unternehmen, die den Einsatz von Thin-Clients in Betracht ziehen. Expand behauptet zum Beispiel, dass seine Technologie in der Lage sei, 20 ICA-Anwender über einen einzigen 64 KBit/s WAN-Anschluss zu versorgen. Die Citrix-Faustregel würde eine solche Bandbreite für gewöhnlich auf höchstens zwei bis drei Anwender beschränken. Dies führt direkt zu einer reduzierten Netzwerkauslastung, was wiederum bessere Performance über Bandbreiten-beschränkte WAN-Verbindungen und Dial-up oder drahtlose Verbindungen bedeutet.
Jahrelange Erfahrung in Thin-Client-Umgebungen hat eine Reihe von Methoden zur Leistungssteigerung hervorgebracht. Plant und simuliert man Thin-Client-Einführungen sorgfältig und stellt man sicher, dass Anwendungen Bandbreiten-beschränkte Verbindungen nicht unverhältnismäßig stark belasten, ist es durchaus möglich zu garantieren, dass Thin-Clients ihr Versprechen einer schnelleren Anwendungsperformance tatsächlich erfüllen. Nur mit der richtingen Planung werden sich Administratoren und User in der schlanken IT-Umgebung tatsächlich wohler fühlen als zuvor.
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