Hierzulande hat Schleswig-Holstein, das größte Tiererzeugerland unter den Bundesländern, einen elektronischen Tierpass getestet. Involviert waren die Bundesdruckerei mit ihrem Trust-Center, Infineon, Orga Kartensysteme für die Produktion der Ohrmarken sowie Siemens mit Schleusen und Lesegeräten.
Auf nur sandkorngroßen Chips mit Antenne sind Daten zu Geburtstag, Herkunftsort, Abstammung, Befütterung, Impfungen und Gesundheitsstatus verschlüsselt gespeichert. Damit sind die Daten gegen Manipulation abgesichert. Die gespeicherten Daten werden beim Durchlaufen einer Schleuse kontaktlos an Datenverarbeitungssysteme übertragen. Auch der Einsatz von Handlesegeräten für den mobilen Einsatz auf dem Feld ist denkbar. So können zwar Landwirte, Züchter, Tierärzte und Behörden die Daten jederzeit auslesen, verändern kann sie jedoch nur der berechtigte staatliche Veterinär. Der Lebenslauf von Nutztieren lässt sich lückenlos bis zur Schlachtung dokumentieren und überprüfen.
Im Prinzip könnte die Warenerfassung an einer Selbstbedienungskasse, nach demselben Muster funktionieren. In diesem Fall wäre die Ware mit Smart Tags versehen und die Kunden verfügen über einer Art Ausweis. Fahren sie mit dem Einkaufwagen durch ein Gate, das den bisher bekannten Schleusen in Kaufhäusern ähnelt, liest der eingebaute Reader die Daten aus und übermittelt sie in eine Datenverarbeitung.
Der Lesevorgang dauert nur Millisekunden. Das Herausnehmen der Ware und Scannen der Einzelstücke oder des Ausweises entfällt. Warteschlangen im Supermarkt könnten somit bald der Vergangenheit angehören – zumal die Reader fast unsichtbar sein können. Sie können zum Beispiel wie ein Mausepad aussehen. Andere sind unsichtbar in Tische oder Förderbänder integriert. Fujitsu-Siemens hat ein Handlesegerät entwickelt, ein schwarzes Kästchen, das sich über eine standardisierte CF-Schnittstelle in den Loox-Handheld des Herstellers integrieren lässt. Andere Hersteller sind etwa Feig, Höft Electronic HmbH und Wessel & Dr. Dreßler GmbH und die Moba Mobile Automation GmbH. Diese Firma und der Deutsche Paket Dienst (DPD) führen beispielsweise seit dem vergangenen Jahr erfolgreich Praxistests zur Optimierung des Paketversandes mittels 13,56MHz Transpondertechnologie durch.
Während es Reader für aktive Transponder bereit ab 700 Euro gibt, schlagen Reader für passive Tags mit 5000 bis 10 000 Euro zu Buche. Welche Reader und Transponder zum Einsatz kommen, hängt vom Anwendungsfall ab.
So kommt für Bodo Ischebeck, der beim Chiphersteller Infineon Technolgies das Geschäftsfeld Identsysteme leitet, für ein drittel drittes Autokennzeichen nur der Sendebereich UHF in Frage. Gemeinsam mit den Firmen Schreiner Prosecure und Utsch hat Infineon ein drittes Autokennzeichen „Iltag“ entwickelt. Der Halbleiterfertiger liefert den Chip mit Antenne. Schreiner ProSecure integriert diesen zusammen mit einer speziellen Hologrammfolie zum Kennzeichen. Die Erich Utsch AG entwickelt federführend das Gesamtsystem und verantwortet die internationale Vermarktung.
Bei Iltag handelt es sich um ein selbstklebendes Etikett, das sich auf der Innenseite der Windschutzscheibe platzieren lässt. Beim Ablösen geht sowohl die Sicherheitsfolie als auch die Verbindung zwischen Chip und Antenne kaputt. Deshalb ist das Kennzeichen nicht übertragbar und dient insbesondere der Diebstahlsicherung. Immerhin wurden allein in Deutschland im Jahr 2001 über 40 000 Fahrzeuge als gestohlen gemeldet.
Das Kennzeichen enthält aufgedruckte Informationen wie die Zeichenkombination des Nummernschildes. Darüber hinaus aber kann der integrierte Chip bis zu 1000 Zeichen speichern, etwa die Namen aller berechtigten Fahrer, Steuer- und Zulassungsnachweise sowie die Daten des Fahrzeugscheins.
Zulassungsbehörde und Polizei können die auf dem Chip gespeicherten Daten erkennen und verändern. Die Daten sind beim geparkten als auch beim langsam fahrenden Fahrzeug kontaktfrei auslesbar.
Die Chip-Reader-Kommunikation funktioniert auch völlig ohne Einmischung von Personen – zumindest im Labor. Georg Brauckmann-Berger, bei IBM zuständig für RFID Solutions gibt es bereits die Milchflasche, die mit einem Kühlschrank über die Haltbarkeit und den aktuellen Verbrauch ihrer Milch spricht.
Lesen Sie morgen in unserer RFID-Serie:
Trotz Probleme: Anwender wollen RFID in der Lieferkette
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