Das Bundeskartellamt setzt auf Linux und Open-Source

Von der Migration der zentralen Dienste hätten die Anwender kaum etwas mitbekommen, sagt Hetze. Nur bei der Umstellung der Authentifizierung habe es „geruckelt“. Laut Projektbeschreibung wurden alle Clients über Domain Name Server (DNS) verwaltet. So hatte es zwar eine Testphase mit Stichproben gegeben, denn immerhin mussten sich durch die Server-Konsolidierung andere Zuordnungen ergeben. Dennoch haben nach der Umstellung der PDCs einige Netzwerkverbindungen gefehlt. Zum Beispiel ist das Drucken für einige Anwender unmöglich gewesen. Es hat sich heraus gestellt, dass längst nicht alle Clients per DNS-Eintrag verwaltet wurden, so dass etwa lokale Dateien zur Namenauflösung unberücksichtigt geblieben waren. „Wenn der Drucker nicht funktioniert, führt das zu Verunsicherung bei den Anwendern“ ärgert sich Hetze noch heute. „Sie fühlen sich ausgeliefert.“

Als größeres Problem entpuppte sich für das Vorstandsmitglied jedoch die Migration der zentralen Vorgangsdatenbank. Das ist eine fortlaufende Eigenentwicklung des Bundeskartellamts, die im Projektzeitraum einen Release-Wechsel erfahren hat. Sie ist in Visual Basic programmiert, lief auf Microsoft SQL Server und sollte wie die anderen Datenbankapplikationen auch, bald auf Postgres basieren.

Doch mitten im Projekt hat sich herausgestellt, dass das nicht geht. Das Problem betrifft den Datenbankaufruf mittels Open Database Connection (ODBC) und der Microsoft Komponententechnik Active X Data Objects (ADO). Diese ermöglicht über Kapselung eine Abstraktion von Datenbankoperationen. Die Komponenten lassen sich in einer Bibliothek aufrufen. In der Microsoft-Welt bildet OLE DB (OLE = Object Linking and Embedding) die Schnittstelle von ADO zur Datenbank.

Im Open-Source-Umfeld jedoch steht für die Kommunikation nur ODBC zur Verfügung. Der Standard lässt allerdings einen Spielraum zu für die Übergabe von Result-Sets, also ganzen Tabellen, als Ergebnis einer Datenbankoperation zu. Beim Bundeskartellamt war diese Funktion insbesondere bedeutsam für rund 150 Stored Procedures, die an ADO angebunden werden mussten. Mit dem ODBC-Treiber von Postgres war diese Aufgabe unlösbar.

Nun nutzt das Bundeskartellamt die Open-Source-Datenbank „SAP DB“ der SAP AG. Zu der hat Hetze ein besonderes Verhältnis. „Da kenne ich noch die Entwickler“, schmunzelt er. Bei der Datenbank handelt es sich ursprünglich um „Adabas D“, die zwar von der Software AG aus Darmstadt stammt, aber in Berlin entwickelt wurde. SAP hat später die Rechte an der Datenbank erworben, um sie als Grundlage für R/3 zu nutzen. Noch eine andere Open-Source-Datenbank im Bundeskartellamt sei zwar nicht ideal, kommentiert Hetze den Schwenk zur SAP DB, aber „Anbindung wäre mit Postgres wäre nur unter Schmerzen machbar gewesen.“

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