Der größte europäischen Branchen-Anbieter T-Online hat wegen fortgesetzten Gewinnwachstums seine konservative Ergebnisprognose angehoben und seine Umsatzerwartung bekräftigt. Auch im zweiten Quartal verzeichnete die Tochter der Deutschen Telekom eine verstärkte Nutzung des Internet durch seine Kunden.
T-Online legte am Dienstag zum elften Mal in Folge ein über dem Vorquartal liegendes operatives Ergebnis (Ebitda) vor und übertraf damit die Erwartungen der Analysten. „Die gestiegene Akzeptanz des Internets, die wachsende Zahl von Breitbandkunden sowie die nach wie vor gute Auslastung der Netzkapazitäten sind die Basis für diese Entwicklung“, teilte T-Online in Darmstadt mit. „Aufgrund des erfolgreichen ersten Halbjahres heben wir unsere Ebitda-Prognose für das Gesamtjahr an, von 180 bis 210 Millionen Euro auf 250 bis 300 Millionen Euro vor Sondereffekten“, sagte T-Online-Chef Thomas Holtrop.
An der Börse legten die im Tec Dax gelisteten Aktien bei hohen Umsätzen 3,9 Prozent auf 9,96 Euro zu. Rund drei Viertel des Handels im Tec Dax konzentrierte sich auf T-Online, deren Börsenwert sich zum Vortag um rund 200 Millionen Euro erhöhte. Seit Jahresbeginn stieg der Kurs um knapp 90 Prozent.
Im Jahresvergleich erhöhte sich das Ebitda (Ergebnis vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen) im zweiten Quartal bereinigt um einen Verkaufserlös auf 80 Millionen Euro von einer Million Euro. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit 59 Millionen Euro gerechnet. Der Umsatz blieb mit 449 Millionen Euro zwar ebenso wie das Nettoergebnis knapp unter den durchschnittlichen Erwartungen der Analysten. Zum Vorjahreszeitraum wies T-Online jedoch deutliche Verbesserungen auf. Unter dem Strich schrieb das Unternehmen im Quartal wie von den meisten Analysten erwartet weiter rote Zahlen, verringerte den Verlust aber auf 16 Millionen Euro von 46 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Ein Reingewinn soll spätestens im kommenden Jahr ausgewiesen werden.
„Das Internet ist und bleibt ein Wachstumsmarkt“, sagte T-Online-Chef Holtrop. Das Unternehmen habe vor allem von der steigenden Verbreitung schneller, breitbandiger Internet-Zugänge profitiert. Rund ein Viertel der 12,67 Millionen T-Online-Kunden in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Spanien surfen mittlerweile im Internet über breitbandige Anschlüsse, die gegenüber gewöhnlichen Verbindungen eine schnellere Internet-Nutzung erlauben. Bei T-Online bewirkt die Breitband-Technologie einen geringeren Materialaufwand und damit höhere Margen. Die Breitband-Technologie werde in den kommenden Jahren die Haupt-Triebfeder für Wachstum sein, sagte Holtrop.
An die im ersten Quartal auf Grund des Irak-Krieges stark angestiegene Nutzung des Mediums Internet durch die Kunden knüpfte T-Online im zweiten Vierteljahr an. „Auch in politisch ruhigeren Zeiten wird das Internet jetzt verstärkt genutzt“, sagte Finanzvorstand Rainer Beaujean. Die bei der Mutter Deutsche Telekom eingekauften Netzkapazitäten könnten dadurch besser ausgelastet werden, deshalb könne die Prognose für das Ebitda angehoben werden. Zu einer höheren Auslastung führten etwa Fußball-Berichte an gewöhnlich nutzungsschwachen Samstag-Abenden. Der Konzern sei „auf gutem Weg“, die Umsatzprognose von 1,9 bis 2,1 Milliarden Euro im Gesamtjahr zu erfüllen, fügte Beaujean hinzu. Auch das Ziel, bis Ende 2003 eine Million neue Kunden zu gewinnen, sei nach dem zum Halbjahr erzielten Zuwachs von rund 430.000 Kunden erreichbar.
Aktienhändler sagten, T-Online sei eine positive Überraschung gelungen. „Viele hatten schlechtere Zahlen erwartet, da sich im Sommer normalerweise weniger Leute vor den Rechner setzen“, erläuterte ein Händler. Einen weiteren Schub könnte der T-Online-Kurs von der Aufnahme der Aktien in den Dax erhalten. Die Deutsche Börse entscheidet am 19. August über die künftige Zusammensetzung des wichtigsten deutschen Aktienindex.
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