SMTP: Steht das Ur-Protokoll des E-Mail-Verkehrs vor dem Aus?

Unternehmen von AOL bis zu kleinen Start-ups versuchen, dem Problem Spam durch unterschiedliche Technologien Herr zu werden. Hierzu gehören kollaborative Filter zum Blockieren von Spam und so genannte „Challenge-Response“-Methoden, die eine per Hand eingetippte Antwort erfordern und so die automatische Registrierung von Free-Mail-Accounts verhindern. Darüber hinaus beschäftigt Spam zunehmend Rechtsanwälte, Gesetzgeber und Lobbyisten, denn einzelne Bundesstaaten und Länder stellen das Versenden von Spam unter Strafe, so dass die Empfänger auch juristisch gegen die Absender vorgehen können.

Und trotzdem landet immer noch Spam im Postfach. Deshalb sind Techniker inzwischen dazu übergegangen, SMTP als Wurzel allen E-Mail-Übels zu betrachten und damit genau dasjenige Protokoll einer gründlichen Prüfung zu unterziehen, das bislang immer als Quelle der bemerkenswerten Leistungsfähigkeit und Beliebtheit des Mediums gelobt worden ist.

Im Zentrum der Kritik steht dabei der Mangel des Protokolls, auf hinreichende Weise die Identität des Absenders einer E-Mail zu verifizieren. Dies macht es Leuten einfach, ihre Identität durch die Angabe von falschen Return-Adressen zu verschleiern und fremde Rechner zu kapern, um sie für ihre eigenen Zwecke zu missbrauchen.

Die Mängel sind so gravierend, dass einige Fachleute inzwischen der Überzeugung sind, dass das Protokoll, welches der Auslöser für die wichtigste explosionsartige Zunahme schriftlicher Kommunikation seit Gutenberg war, seinen Zweck kaum noch erfüllen kann in einer Welt von Trickbetrügern, Pornografen, Virenbastlern und skrupellosen Spammern.

„Man muss sich einmal die Zeit vergegenwärtigen, in der dieses Protokoll entwickelt wurde“, sagt Sluizer, nach eigenen Worten die „Großmutter“ von SMTP. „Als wir uns damals an die Arbeit machten, ging es um Hunderte oder höchstens Tausende von Teilnehmern im so genannten Arpanet. Wir suchten nach einer Verbindungsmöglichkeit zu einigen Netzen in Europa und einigen kleineren Netzwerken in den USA. Das war eine vertrauensvolle Situation, und die Protokolle wurden auf der Grundlage dieses Vertrauens entwickelt. Es wundert mich deshalb sehr, dass wir 25 Jahre später immer noch dieselben Protokolle verwenden, denn in einem wirtschaftlichen Umfeld braucht man ganz andere Dinge als unter Forschern.“

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4 Kommentare zu SMTP: Steht das Ur-Protokoll des E-Mail-Verkehrs vor dem Aus?

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  • Am 4. September 2003 um 6:53 von G.Schindler

    Die einzig vernünftige Ansage zu diesem Thema
    Liebe Leser,

    Ich glaube auch, dass es Zeit wird sich zu überlegen was man denn haben will. Die Einführung dieses Mediums stellt eine ähnlich revolutionäre Veränderung dar, wie damals beim Wechsel der Postkutsche zu Air Mail oder der Einführung von Telefon. Es kann nicht sein, dass man den Kopf in den Sand steckt und Missbrauch Tür und Tor öffnet. Dass es wieder geschickte "Gauner" geben wird ist zu erwarten, aber wer lässt heute noch sein Auto unverschlossen auf der Strasse stehen? Entscheidend bei der Findung eines einheitlichen Standards wird leider die Uneinigkeit und Profilierungssucht in der Wissenschaft sein, und daher noch dauern.

  • Am 3. September 2003 um 4:18 von Wolle

    Welch ein Mumpiz!
    Seit langem gibt es Authentifizierung bei SMTP, wenn die Hosts das nicht benutzen, dann sind sie selber schuld, wenn sie zum Spammen missbraucht werden. Dazu noch eine verschluesselte Verbindung mit Zertifikat, und die Sache sollte sicher sein.

    • Am 3. September 2003 um 9:38 von Steffen

      AW: Welch ein Mumpiz!
      Da hast Du was falsch verstanden.
      Die jetzige Authentifizierung bei SMTP kann nur verhindern, dass ein SMTP-Server von Spammern als Relay mißbraucht wird. Damit kann ich meine eigenen Postfächer aber nicht vor Spam schützen, weil man sonst jeglichen Mailverkehr von unbekannten Absendern verhindern würde. Man müßte schließlich jedem möglichen Absender die entsprechenden Anmeldeinformationen für den eigenen MX mitteilen.

    • Am 3. September 2003 um 11:11 von born2loose

      AW: AW: Welch ein Mumpiz!
      die idee ist wie immer gut, aber ich denke, dass es in der umsetzung probleme geben wird (dauer) und bis alle rechner umgestellt sind haben die "spammer" wieder neue methoden entwickelt.

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