Dell bemüht sich um den Mittelstand

Konsequenzen aus den nationalen Unterschieden zieht Dell noch kaum. Eine erste Fernseh-Werbung ist speziell auf Deutschland zugeschnitten und soll die Aktualität von Dells Build-to-Order-Prinzip zeigen, doch greift man erneut auf englischen Humor als Transportmittel für die Aussage zu. Der Erfolg bleibt ebenso abzuwarten wie weitere Schritte, die aus der Marktforschung resultieren.

„Mit der Anpassung an nationale Unterschiede stehen wir noch ganz am Anfang des Wegs“, gibt Neil Stevens zu.

Inzwischen betont Dell seine globalen Stärken, die ja auch in Deutschland funktionierten, nur eben nicht ganz so gut wie in anderen Ländern. Das Zusammenspiel der Faktoren Anpassbarkeit, Qualität, Direktverkauf, Service und Preis nennt Dell seine „Value Proposition“, also seine inneren Werte, mit denen das Unternehmen um den Mittelstand wirbt.

Anpassbarkeit: Bekanntlich kann man Dell-PCs auf der Website oder am Telefon selbst konfigurieren und etwa entscheiden, ob eine Festplatte mit 80 oder 120 GByte eingebaut werden soll, wie lange die Garantie währt und welches Betriebssystem aufgespielt wird. Auch über Komponenten, die gar nicht auf der Liste stehen, kann man mit Dell reden. Gleiches gilt für Software – wer möchte, hinterlässt bei Dell ein Disk Image, das auf jeden neuen Rechner fürs Unternehmen aufgespielt wird.

Hardware-Einbau
Neben der Standard-Auswahl des Online-Shops können auch Sonderwünsche wie spezielle Software des Kunden berücksichtigt und bei der Herstellung aufgespielt werden.

Dieses Feature ist zwar lobenswert und auf www.dell.de besonders transparent umgesetzt, aber durchaus nicht ungewöhnlich – eine ganze Reihe von Online-Shops in Deutschland erlaubt das Konfigurieren von Systemen nach Wunsch.

Qualität: Dell arbeitet intensiv mit einigen Partnern und Stamm-Lieferanten zusammen, vor allem aber mit Intel, die auch ausschließlicher Lieferant von Chipsätzen für Dell-Systeme sind. Diese Treue zu Intel gilt aber in Deutschland nicht unbedingt als Vorteil. Auch sind die Chipsätze vielleicht die große Stärke von Intel, aber eines der Features, die bei Prospektangeboten und Supermarkt-PCs allzu oft vom Anbieter weggelassen oder vom Käufer ignoriert werden.

Direktvertrieb: Dells wichtigster Grundsatz: „Be direct“, spare Geld durch Verzicht auf Zwischenhändler, spare noch mehr Geld durch Verzicht auf Lager. Michael Dell hat ein Buch darüber verfasst. Direkter Herstellerkontakt ist vielleicht ein Vorteil, Produkte unbesehen kaufen wollen aber offenbar wenige Kunden.

Service und Support: Dell kann in den größten Teilen Westeuropas einen Vor-Ort-Service mit 24 Stunden Reaktionszeit anbieten. Das ist Rekord, aber wenig bekannt. Außerdem kostet überdurchschnittlicher Support im Dell-Shop Aufpreis und wird von sparsamen Mittelständlern möglicherweise vermieden.

Preis: Dell sieht sein Preis-Leistungsverhältnis als optimal an. In Deutschland gilt Dell aber nicht als Billiganbieter. Die hohe Qualität wird eher geglaubt. Bei inserierten Schnäppchen-Angeboten kommt oft der Versand noch hinzu – so verbietet sich der Vergleich mit dem nahe gelegenen Super- oder Elektromarkt. Gelegentlich bewirbt Dell auch ganze Produktreihen und nennt die Maximalausstattung, aber gleichzeitig den Mindestpreis. Das erzeugt Misstrauen.

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2 Kommentare zu Dell bemüht sich um den Mittelstand

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  • Am 22. November 2004 um 15:00 von Rolf Wenzel

    Dell Preiswucher?
    Ich kann mich bzgl. Qualität nicht unbedingt meinem Vorredner anschließen, bin einfach nur enttäuscht über die Preispolitik von Dell.
    Das Notebook, welches bzgl. Ausstattung sicherlich seinesgleichen suchen muß, kostet bei der Dell Zusammenstellung 4600 € incl. allem möglichen.

    Dasselbe Paket wird auf Ebay von einem Dell Vertragspartner, so bezeichnet er sich zumindest, mit exakt denselben Leistungen wie Vor-Ort Service ect. und nagelneu für 2999 € angeboten.

    Das ist ein Preisunterschied von 1600 €.

    Da frage ich mich dann doch, ob es die richtige Entscheidung war, bei Diesem Unternehmen meinen Erwerb zu tätigen.

  • Am 20. September 2003 um 11:09 von Dr. Horst Lüning

    Warum ich nicht mehr bei Dell kaufe
    Ich bin einer dieser kleinen Geschäftskunden, auf die es Dell abgesehen hat.
    Drei Laptops habe ich nun von Dell gehabt. Drei Reparaturen insgesamt nach durchschnittlich 10 Monaten. Kein guter Schnitt. Ein befreundetes Unternehmen hat Desktop PCs von Dell. Viel Plastik – die Lüfter lassen alles klappern. Fairerweise muss ich sagen, sie funktionieren.
    Am meisten stört mich, dass die Zahlung über Kreditkarte erfolgen musste und Dell 18 Tage vor der Lieferung mich belastet hat. So verhalten sie sich wirklich wie eine Bank. Michael Dell zeigt ja seinen Vorteil auf, dass er das Geld weitaus eher in der Tasche hat, als er die Lieferanten bezahlen muss. Doch ich möchte *nach* oder *bei* Erhalt der Ware bezahlen.
    Ich zahle nirgendwo mehr mit Kreditkarte, da die 2 bis 5% Bankenaufschlag dem Geschäftspartner von der Marge abgehen und letztendlich mir selbst als Kunden. Mein Tankwart hoffiert mich deshalb, wenn ich 100 EUR in bar bezahle. Er verdient an mir das doppelte, als wenn er den Verdienst mit der Kreditkartenfirma 50:50 teilen muss.
    Dell könnte preiswerter sein, wenn er die Kunden nicht mit seinen Zahlungsmodalitäten über den Tisch ziehen würde. Ich kaufe bei Dell deshalb ausschließlich das, was ich woanders nicht bekomme.
    Zweiter Punkt Laptop-Preise. Warum sind Laptops in Europa um 20 bis 30% teurer als in den USA? Da machen alle Hersteller mit. Ich fühle mich von Dell erneut über den Tisch gezogen, weil ich keine Chance habe.
    Summa Sumarum muss Dell damit leben, dass der kleine Unternehmer sehr kritisch mit dem *Übergroßen* Lieferanten ins Gericht geht.
    Blasse Solution oder Value Sprüche kommen gegen diese unterschwellige, starke, negative und emotionale Botschaft nicht an.

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