Integrationsprojekte brauchen eine solide Architektur

Und genau hier liegen die Probleme der meisten EAI-Projekte: Warum übersteigen die Projektbudgets die geplanten Kosten? Warum stellen sich die erwarteten Verbesserungen nicht ein oder warum ist das Projekt sogar vollständig gescheitert? Diese Fragen stellen sich viele CIOs und IT-Verantwortliche derzeit. Die Antwort darauf ist simpel: Die Erwartungen an die reine Technik sind zu hoch, die Komplexität des Projektes – bei dem eine Vielzahl von Beteiligten aus den verschiedensten Fachbereichen sowie Lieferanten und Kunden involviert sein können – wird unterschätzt. Erfahrungen haben gezeigt, dass die Einführung einer EAI-Lösung oft genauso anspruchsvoll und strategisch ist wie die Implementierung einer ERP- oder CRM-Lösung, das Vorhaben aber oft nicht die gleiche Aufmerksamkeit des Managements hat.

Hinzu kommt, dass die EAI-Tools selbst sehr umfangreich sind, viele komplizierte Produkte in einer Suite vereinen, von ihren Benutzern oft erst erlernt werden müssen und Erfahrung mit Netzwerk-basierender Applikationsintegration voraussetzen. Bevor Unternehmen also beginnen, eine EAI-Plattform zu etablieren, sind sie zunächst aufgefordert, eine Reihe von Aufgaben abzuarbeiten. Leider werden diese allgemein bekannten Ansätze im hektischen Projektalltag allzu oft vergessen. Zu den kritischen Erfolgsfaktoren von EAI-Projekten gehören:

  • EAI muss in der Unternehmensstrategie verankert sein. Es sollte daher ein Sponsor auf höchster Ebene gefunden werden.
  • Im Idealfall sollte ein Unternehmen ein Competence Center für EAI aufbauen und dort das nötige Know-how bündeln.
  • Zu integrierende Prozesse gilt es, im Sinne eines Business Process (Re-)Engineering (BPR) zu überdenken und gegebenenfalls zu überarbeiten. Denn nur weil man EAI-Tools einsetzt, werden uneffiziente Prozesse nicht besser.
  • Zur Projektorganisation gehören IT und Fachabteilungen gleichermaßen. Da die Wünsche und Anforderungen aus den Fachbereichen, eine EAI-Einführung überhaupt erst nach sich ziehen, ist es ratsam die Endanwender bereits früh ins Projekt mit einzubinden.
  • Die Projektverantwortlichen müssen mit weitreichenden Entscheidungskompetenzen ausgestattet sein, da Prozesse abteilungs- und sogar unternehmensübergreifend sein können.
  • EAI kann die gesamte Organisation eines Unternehmens verändern. Diese Veränderungen müssen durch Change-Management begleitet werden.
  • Ein übergreifendes Wissens-Management: So haben erfahrungsgemäß diejenigen Unternehmen Integrationsprojekte erfolgreich umgesetzt und ihre Kooperationsprozesse optimiert, die einen regen Wissensaustausch zwischen den Beteiligten ermöglicht haben.
  • Da eine Vielzahl von Prozessen, Systemen und Unternehmen von einem EAI-Projekt berührt werden und das Unternehmen sich stark an einen Produkthersteller bindet, hat es sich als dringend erforderlich erwiesen, eine Gesamtsystemarchitektur zur Unterstützung der durch EAI ermöglichten lose gekoppelten Systemarchitektur zu entwerfen.
  • Die große Zahl der Systemkomponenten, Prozesse und Personen in einem EAI-Projekt sowie die Möglichkeit, die Lösungen schrittweise umzusetzen, erfordern eine Komponenten-orientierte Architektur (Component Based Architecture). Sie definiert ein internes sowie ein externes normalisiertes Framework und bildet damit ein Regelwerk für weitere Entwicklungen, die Inbetriebnahme, die Wartung und das Vorgehen bei EAI-Projekten sowie den nachfolgenden Vorhaben.
  • Für den Erfolg eines EAI-Projektes ist es zudem wichtig, die Erwartungen aller Beteiligten nicht zu hoch zu schrauben. Amortisierungszeiten von wenigen Monaten sind unrealistisch.

Um die Funktionsfähigkeit der künftigen Software-Plattform zu prüfen, hat sich darüber hinaus ein Proof of Concept bewährt. Allerdings wird dessen Bedeutung in der Praxis oft überschätzt und kostbare Zeit vergeudet. So diskutieren Projektentscheider bereits in sehr frühen Phasen über Features und Funktionen von Tools, bevor die Gesamtarchitektur steht. Die Tool-Auswahl ist zwar wichtig, doch sollte sie nicht Jahre, sondern maximal sechs Monate dauern. Denn im Vordergrund eines EAI-Projektes steht die bessere Leistungsfähigkeit des Unternehmens mit dem Ziel, Produkte und Services schneller und günstiger anbieten zu können, um Wettbewerbsvorteile erzielen zu können.

Der Autor Frank Hüther ist Consulting Manager Portale und Integration im Bereich Enterprise Portals bei The Information Management Group (IMG), St. Gallen.

Themenseiten: IT-Business, Strategien

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

Noch keine Kommentare zu Integrationsprojekte brauchen eine solide Architektur

Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *