Im Prinzip ist der L200p das Flachbildschirm-Gegenstück eines 21-Zoll-Röhrenmonitors, was den entsprechenden hohen Preis von 2192 Euro erklärt. Als Zielgruppe dürften dabei vor allem Anwender in den Bereichen Börsenparkett, CAD, wissenschaftliche Modellierung und etwas ambitionierte Tabellenkalkulationsanwender in Frage kommen. Die Bilddiagonale beträgt 20,1 Zoll, die native Auflösung 1.600 x 1.200 Pixel – von daher der direkte Vergleich mit einem 21-Zoll-Röhrenmonitor, der einzigen konventionellen Röhrengröße, die UXGA-Auflösung in zufriedenstellender Weise liefern kann.

Design & Features

Die Gehäusefarbe würden die Tester als „kohlenfarben“ bezeichnen, ein Designer wahrscheinlich als “anthrazit“, aber IBM spricht von „stealth black“ – eine Terminologie, die sich wohl von der US-Luftwaffe inspirieren ließ. Immerhin hebt sich der Monitor damit von der einheitsgrauen Masse ab und bringt jenen technisch-militaristischen Look mit, der auch die IBM ThinkPad Notebooks auszeichnet.

Auch wenn er im Vergleich zu einem der gängigen 21-Zöller im Zementmischerformat wahrlich schlank ist, fällt der L200p etwas dicker aus als für einen Flachbildschirm üblich. Zum Teil ist dies darauf zurückzuführen, dass das Netzteil in das eigentliche Gehäuse integriert ist, so dass man den Monitor in einem Array ohne den Standfuß installieren kann. Dadurch erhöht sich zwar das Gewicht, aber mit 9,5 kg ist der Monitor durchaus noch tragbar.

Wer allerdings den Standfuß benutzt, kann sich an soliden Funktionen erfreuen: Sauberes Ansprechen beim Kippen und Schwenken, großer Spielraum bei der Höhenverstellung (die sonst häufig ganz fehlt) sowie eine breite, stabile Basis, die dem Bildschirm einen festen Stand verleiht.

Wie bei einem solchen Produkt der Spitzenklasse nicht anders zu erwarten, gibt es zwei Signaleingänge: Der analoge Standardeingang (D-Sub) liegt direkt neben einem digitalen DVI-I-Anschluss, und mithilfe eines Buttons am Bildschirmrand kann man zwischen beiden direkt umschalten.

Benutzerfreundlichkeit & Performance

Vernünftigerweise kann man auch die Helligkeit direkt einstellen, für den Kontrast muss man sich allerdings ins On-Screen-Menü begeben. Das Menüsystem ist lobenswert klar und unkompliziert – alles ist so zu finden, wie man es erwartet, einschließlich manueller Frequenz- und Phasen-Einstellung zur Vermeidung von Banding-Effekten sowie vollständiger Farbkontrolle, bestehend aus drei voreingestellten Farbtemperaturen und einem komplett nach RGB individuell einstellbaren Kanal.

Es ist aber durchaus möglich, dass man sich gar nicht mit dem Menü herumschlagen muss, denn die automatische Bildeinstellung erledigt ihre Aufgabe recht ordentlich. Man kann sie mit einem einzigen Druck auf einen der Kontrollknöpfe auslösen, und bereits beim ersten Versuch funktionierte sie perfekt.

Die große Arbeitsfläche für den Windows-Desktop und Anwendungen, wie sie hochauflösende Monitore bieten, sind eine feine Sache, aber man sollte sich vor dem „Notebook-Syndrom“ in Acht nehmen, das immer dann auftritt, wenn die Marketingabteilung von den Designern eine extra hohe Auflösung verlangt, es aber nur eine Bildschirmdiagonale von 14 oder 15 Zoll für die Anzeige gibt. Das Ergebnis ist eine nahezu unlesbare Darstellung mit mikroskopischem Text, winzigen Icons und nicht zu bedienenden kleinen Buttons und Bildlaufleisten.

Der L200p ist ein wohldurchdachtes Display, das diese Falle vermeidet, indem die riesige native Auflösung von 1.600 x 1.200 Pixeln an die entsprechende Bildschirmdiagonale angepasst wird – in diesem Fall 20,1 Zoll. Was Flachbildschirme betrifft, entsprechen 20,1 Zoll in UXGA 17 Zoll mit 1.280 x 1.024 SXGA und 15 Zoll mit 1.024 x 768 XGA. Würde man diese Geräte nebeneinander stellen, könnte man sehen, dass die Anzeigefläche zwar zunimmt, die Größe von Icons, Text und Bildschirmobjekten aber ungefähr gleich bleibt, so dass alles groß genug ausfällt, um lesbar und benutzbar zu sein.

Der L200p weist auch auf zwei anderen wichtigen Gebieten Pluspunkte auf: Helligkeit und Blickwinkel. Die Beleuchtung bei maximaler Helligkeit war so stark, dass man sie etwas herunterdrehen konnte, ohne dass die lebhafte Farbdarstellung des Panels darunter litt. Auch wird der Bildschirm nicht auf einmal schwarz, wenn man sich seitlich bewegt: Dank der überdurchschnittlichen horizontalen und vertikalen Blickwinkel von 170 Grad bleibt das Display aus jeder normalen Position klar und lesbar.

Die Wiedergabe feiner Details wird durch den kleiner als üblichen Pixelabstand von 0,255 mm unterstützt (ungefähr derselbe wie bei einer hochqualitativen Trinitron-Röhre), was die insgesamt recht beeindruckende Liste der Vorzüge des Panels noch abrundet.

Fazit

Beim Testen von derartigen Produkten wird es immer frustrierend, wenn man einen Blick auf das Preisschild wirft. Viele Leute würden wahrscheinlich gern ein solches Gerät ihr eigen nennen, sei es für zu Hause oder fürs Büro, aber für die meisten dürfte dies ein Wunschtraum bleiben, es sei denn, sie sind recht betucht oder ihr Job verlangt nach derart ausgefeilter Technik.

Unternehmen, die die Kombination des ThinkVision L200p aus Hochauflösung und kompakter Bauform benötigen, werden sicherlich von Mengenrabatten profitieren und wohl auch eher an der 3-Jahre-Garantie auf Teile und Arbeitsaufwand interessiert sein – aber solange der Preis sich nicht gemäßigteren Zonen nähert, werden Geräte wie der L200p das Privileg von Testlaboren und Verkaufsräumen bleiben. Das heißt nicht, dass der Monitor sein Geld nicht wert wäre, sondern nur, dass er jenseits von speziellen professionellen Anwendungsbereichen wohl über den Status der Wunschliste nicht hinauskommen dürfte.

Themenseiten: IBM, Peripherie

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