Europas größter Softwarekonzern SAP steht weiter unter hohem Preisdruck, gewinnt eigenen Angaben zufolge aber durch den Übernahmekampf der US-Konkurrenten Oracle und Peoplesoft Kunden hinzu. „Der Preisdruck ist immer noch da und wirklich hoch“, sagte SAP-Vorstandssprecher Henning Kagermann am Montag auf einer Konferenz in Basel. „Es ist nicht nur ein verwirrendes, sondern manchmal auch ein verzweifeltes Pricing“, ergänzte er. Insgesamt resultierten 40 Prozent der verlorenen Verträge SAP’s aus Preiskämpfen durch die Discount-Politik von Oracle, dem hinter SAP zweitgrößten Anbieter betriebswirtschaftlicher Software. Das sei die höchste Zahl verlorener Verträge durch Preisdruck überhaupt. Hingegen gewinne SAP derzeit Kunden hinzu, die durch die Übernahmeschlacht um Peoplesoft verunsichert seien. Die Aktien von SAP verloren bis gegen Mittag 0,8 Prozent auf 107,75 Euro.
Kagermann äußerte sich besorgt über die langfristigen Auswirkungen der Preisschlacht im Software-Geschäft. „Allgemein bin ich besorgt, dass diese Politik zu einer Preis-Erosion führt.“ Auf die Frage, ob SAP Kundenzuwächse auf Grund der Übernahmeschlacht um den Konkurrenten Peoplesoft verzeichne, sagte er: „Ich sehe Fälle, wo das passiert, und ich denke im nächsten Monat wird man mehr davon sehen“.
Seit Monaten tobt in den USA eine Übernahmeschlacht um Peoplesoft, für die Oracle ein feindliches Übernahmeangegbot vorgelegt hat. Peoplesoft will seinerseits den kleineren Software-Hersteller J.D. Edwards übernehmen. Dieser Zusammenschluss würde Oracle aber den zweiten Platz hinter SAP kosten. Experten sehen SAP als Nutznießer des Zwistes, da sich viele Kunden aus Unsicherheit dem deutschen Unternehmen zuwenden könnten. „Mittelfristig profitieren wir davon“, sagte Kagermann.
Nach einem überraschend schwachen Lizenzgeschäft im zweiten Quartal hatte SAP Mitte Juli keine Anzeichen für eine anziehende Branchenkonjunktur gesehen. Der IT-Branche macht seit rund zwei Jahren eine stagnierende Nachfrage zu schaffen.
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1 Kommentar zu SAP steht weiter unter starkem Preisdruck
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Preis-Erosion
Auch SAP muß langsam zur Kenntnis nehmen, dass die fetten Jahre vorbei sind. Hochpreispolitik hat schon IBM und manchen anderen beinahe Kopf und Kragen gekostet. Hoffe, man verschläft hier die Entwicklung nicht…