Utility-Computing: Eine Frage des Nutzens

Diese Sorgen klingen vielleicht vertraut: Denkt man einige Jahre zurück, wird man sich an eine ähnlich gefährliche Philosophie erinnern, die ebenfalls versprach, die Art und Weise der Bereitstellung von Anwendungen zu verändern. Application Service Provider (ASPs), die 1998 die Märkte mit dem Versprechen stürmten, die Implementierungszeiten radikal zu verringern, indem sie Kunden den Zugang zu gehosteten Unternehmensanwendungen vermieten würden, schienen dereinst entschlossen, die Welt zu verändern.

Jedoch vergaßen diese Unternehmen – von denen viele auf milliardenschwere Investitionen zurückgreifen konnten, die eine damals noch naive dot.com-Investorengemeinschaft aufbrachte – dass die Wirklichkeit alles andere als ein Gedankenspiel ist. Es war zwar bereits technisch machbar, dass Unternehmen große Anwendungen wie SAP R/3 auf den Computern eines anderen Unternehmens betrieben und den Zugang zu dieser Anwendung mieteten bzw. vermieteten, es stellte sich jedoch schon bald heraus, dass kommerzielle ASP-Dienste in für ein lebensfähiges Geschäftsmodell nötigen Größenordnungen nicht durchführbar waren.

Reiche US-Unternehmen wie Pandesic, HotOffice und Red Gorilla mussten schließen, während australische Firmen wie Peakhour, ZLand, ASP Pty Ltd, Tequinox und Managed IT sich entweder einfach in Luft auflösten oder stillschweigend wieder in den Schoß ihrer Mutterunternehmen integriert wurden, wo sie fortan als verwaltete Service-Abteilungen tätig waren. Obwohl bei Firmen wie Allegiance Systems – einem Dienstleister für die ausgelagerte Verarbeitung und Abrechnung der Personallöhne, der vor einigen Jahren 3,8 Mio. Dollar investierte, um sein gesamtes Unternehmen auf ASP umzustellen – immer noch ASP-Dienste eingesetzt werden, sind solche Dienste eigentlich nur dann erfolgreich, wenn es um die Bereitstellung spezifischer Nischen-Anwendungen oder -Dienste geht, die, wie eben zum Beispiel die Lohnabrechnung, schon seit langem ausgelagert werden. Andere eng umrissene verwaltete Dienste, wie zum Beispiel Buchhaltungsprogramme, Produktivitäts-Tools oder gehostetes Microsoft Exchange konnten ebenfalls einen gewissen Erfolg verzeichnen.

Die halbherzige Reaktion der Kunden auf die ASP-Bewegung zeigte die wesentlichen Probleme auf, die die Hersteller mit der Vermutung hatten, die Kunden wären bereit, die Verantwortung für ihre gesamten IT-Infrastrukturen an Drittanbieter abzugeben. Während die Anbieter behaupteten, sie könnten Vorlagen verwenden, um viele Nutzer gleichzeitig mit Unternehmensanwendungen zu versorgen, waren jene Kunden im Allgemeinen nicht gewillt, die Gleichheit, von der das ASP-Modell ausgeht, auch wirklich zu akzeptieren.

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1 Kommentar zu Utility-Computing: Eine Frage des Nutzens

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  • Am 9. Oktober 2003 um 8:29 von Manfred Jänecke

    Utility-Computing – ein Hype wie so viele andere
    e-business on demand – diesem Slogan kann man in jeder Computerzeitschrift finden. Aber brauchen wir dies ? Zumindestens zum jetzigen Zeitpunkt ? Wir sind ein kleines mittelständisches Unternehmen mit ca. 80 Mitarbeitern. Die Programme zu mieten wäre ja noch O.K. Aber was ist mit den Daten ? Aus Sicherheitsgründen verbietet es sich schon, diese aus dem Haus zu geben. Denn was, wenn der Anbieter pleite geht ? Wenn er durch DOS-Attacken nicht erreichbar ist ? Wenn auf der User-Seite die Zugangsdaten gehackt werden ? Natürlich werden die Anbieter sagen, das ist kein Problem – bei uns sind die Daten so sicher wie in Fort Knox und Pleite gehen wir auch nicht. Aber das hat mit Sicherheit seinen Preis. Und den können und wollen wir zur Zeit nicht bezahlen. Da arbeiten wir lieber mit Fat Clients und Fat Servern und gekaufter Software im Haus. Das ist z.Zt. mit Sicherheit billiger.

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