ZDNet: Scott McNealy sieht jedoch fallende Preise für Dienstleistungen und Produkte im IT-Bereich kommen: Kunden würden heute teilweise um den Faktor zehn zu viel bezahlen. Eine Korrektur werde bald kommen und sei überfällig. Hat er Recht?
Rau: Nein, das glaube ich nicht. Man muss die Lage sehr differenziert betrachten: Grundsätzlich stimme ich darin überein, dass die IT-Infrastruktur einen dominanten Faktor in den Gesamtausgaben für den Geschäftsbetrieb unserer Kunden darstellt. Das hat aber auch seinen Grund: Die Entwicklung von Software verschlingt ungeheure Mann-Stunden. Und selbst neuste Entwicklungstechniken beschleunigen diesen Vorgang selbst langfristig nicht. Im Falle der Hardware ist dies etwas anderes: Wir alle kennen Moore’s Law und dass sich die Leistung von Prozessoren alle 18 Monate verdoppelt. Insofern würde ich sagen: Ja, IT-Infrastruktur kostet noch immer zu viel. Aber das liegt in erster Linie an den überteuerten Hardware-Preisen.
Die Leute denken in veralteten Terminologien. In alten Terminologien haben Sie einen Kuchen, der wird in Teile aufgeschnitten. Leute mit veralteter Terminologie sind es gewohnt, 33 Prozent des Kuchens für Hardware auszugeben, vielleicht auch nur 20 Prozent. 50 Prozent wird für Consulting und Implementierung aufgwendet. Der Rest bleibt für die Software übrig. Ich würde das Bild dahingehend interpretieren, dass das Hardware-Kuchenstück zu groß ausfällt. Nichtsdestotrotz müssen wir unseren Kunden helfen, ihre Total Cost of Ownership zu senken: Da kommt unsere 8.1-Plattform ins Spiel. Deren Einsatz macht das System sehr viel effizienter und verringert die Software-Ausgaben deutlich.
Linkin: Nur ein kleiner zusätzlicher Punkt: Es gibt Software-Anbieter, die Produkte für ein spezifisches Einsatzgebiet offerieren. Da starten die Einstiegspreise bei sagen wir 500.000 Dollar. Diese Software ist in der Regel inkompatibel zu den anderen Anwendungen innerhalb des Systems. Wenn Sie nun die Kosten nur für diesen einen Bereich betrachten, dann kostet Sie die selbe Funktion innerhalb der Weblogic-Plattform – selbst in der Konfiguration mit vier CPUs – 200.000 Dollar und nicht 500.000 oder sogar 600.000. Sie bekommen mehr für’s Geld weil keine Integration vorgenommen werden muss, die bei proprietären Produkten unumgänglich ist.
ZDNet: Zwischenzeitlich hat Sun seine Sun Java Enterprise System (vormals Project Orion) vorgestellt. 100 Dollar kostet die Lizenz für das Software-System pro Mitarbeiter und Jahr, einschließlich unbeschränktem Nutzungsrecht im gesamten Unternehmen. Und: Bea wird künftig nicht mehr benötigt, so der Sun-Manager Martin Häring. Wie würden Sie das Verhältnis zu Sun bezeichnen?
Rau: Sun ist ein traditioneller Partner von uns, gerade Hardware-seitig. Die genannte Aussage ist ohne Bedeutung – wir sind sehr angetan von Sun als Anbieter von Hardware und als Entwickler von Java.
ZDNet: Sehr diplomatisch formuliert.
Linkin: Lassen Sie es mich von einer anderen Seite her versuchen: Benchmarks und Kundenresonanz zeigen uns, dass wir ein besseres Angebot als Sun unterbreiten. Um den Faktor zwei würde ich sagen. Der Applikationsserver ist zudem um 60 Prozent schneller als das vergleichbare Angebot von IBM. Außerdem sind Applikationen beziehungsweise eine Suite von Applikationen leichter unter dem BEA Weblogic-Server zu implementieren. Die Entwickler lieben uns dafür! Von den Kosten ganz zu schweigen. So würde ich den Vergleich zu Sun ziehen.
Rau ist bei BEA seit mehr als sechs Monaten in Amt und Würden, Linkin ist britischer Staatsbürger aber in den vereinigten Staaten ansässig.
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