Der Schweizer Telekomkonzern Swisscom kann sich einen Verkauf der deutschen Mobilfunktochter Debitel vorstellen. „Da es ein finanzielles Investment ist, sind natürlich alle Optionen offen, was einen möglichen Verkauf mit einschließt“, sagte eine Swisscom-Sprecherin am Montag.
Am Wochenende hatte es in einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ unter Berufung auf Finanzkreise geheißen, Swisscom bereite eine Veräußerung von Debitel vor. Eine entsprechende Ausschreibung werde derzeit bei Swisscom vorbereitet. Zu den Kaufinteressenten gehöre auch der ehemalige Debitel-Chef Joachim Dreyer, der sich zusammen mit einer privaten Investorengruppe und einer Investmentbank auf eine mögliche Übernahme vorbereite.
Zum Inhalt des Artikels wollte sich die Swisscom-Sprecherin nicht äußern. „Das sind Marktgerüchte und wir kommentieren Marktgerüchte nicht“. Und bei Debitel hieß es, Gerüchte zu diesem Thema gebe es immer wieder und Swisscom habe die deutsche Tochter seit längerem als Finanzbeteiligung bezeichne.
Analysten würden eine Debitel-Veräußerung durch die Swisscom begrüßen. „Ein Verkauf von Debitel würde zwar den momentan neben DSL (schneller Internetzugang) einzigen Wachstumstreiber von Swisscom terminieren, doch die Marge würde sich sehr vorteilhaft entwickeln“, hieß es bei der Bank Vontobel. Und für Serge Rotzer, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank, ist eine Veräußerung wahrscheinlich. „Debitel hat einen verwässernden Effekt, da 2002 rund 28 Prozent des Umsatzes aber nur vier Prozent des EBITDA erwirtschaftet wurde“, so Rotzer, der davon ausgeht, dass Debitel nach heutiger Börsenkapitalisierung mit einem Buchgewinn verkauft werden könnte.
Die Swisscom-Aktien notierten gegen 14:00 Uhr an der gut gehaltenen Börse 0,7 Prozent fester bei 387,50 Schweizer Franken. Der DJ StoxxTelecom-Index lag 0,1 Prozent im Plus. Debitel stiegen in Frankfurt 3,6 Prozent auf 11,55 Euro.
Joachim Dreyer war von 1991 bis 2000 Debitel-Chef und wechselte Ende 2002 in den Aufsichtsrat des Konkurrenten Mobilcom, der selbst teilweise zum Verkauf steht. Dreyer habe schon bei großen Mobilfunkgesellschaften und früheren Handelspartnern vorgefühlt, ob sie sich eine Zusammenarbeit mit Debitel vorstellen könnten, berichtete „Der Spiegel“ weiter.
Swisscom hatte Debitel 1999 übernommen und hielt per Ende 2002 laut Geschäftsbericht 93 Prozent. Debitel betreibt kein eigenes Mobilfunknetz, sondern vertreibt Anschlüsse von Betreibern wie T-Mobile, Vodafone und E-Plus. Das Stuttgarter Unternehmen, das überwiegend Kunden mit aufladbaren Karten („Prepaid“) hat, hat in diesem Jahr eine Offensive gestartet, um mehr Kunden mit lukrativeren festen Verträgen zu gewinnen, und nimmt dafür sinkende Gewinne in Kauf. Die Kundenzahl in Deutschland überschritt im dritten Quartal erstmals die Marke von acht Millionen, europaweit hat Debitel rund zehn Millionen Kunden.
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