Die größten Veränderungen wurden tief im System vorgenommen. So wurde nach Angaben von Red Hat insbesondere das Handling von Threads verbessert.
„Die Skalierbarkeit des Threadings wurde von 1200 auf 32.000 Threads erweitert. Die Auswirkungen bei der Ausführung von Java-Software sind erheblich“, so Brian Stevens, zuständig für die Betriebssystementwicklung bei Red Hat. „Das war wahrscheinlich die größte Entwicklungsleistung mit den größten Auswirkungen auf die User.“
Auch Außenstehende nannten die neue Threading-Komponente einen großen Fortschritt. „Die Native Posix Threading Library (NPTL) wird große Auswirkungen auf die Java-Nutzer haben“, so Brent Williams von McDonald Investments.
Nach Aussagen von Kusnetzky tragen die verbesserten Threading-Eigenschaften nicht nur zur Performance-Steigerung bei Java- und Datenbankanwendungen bei, sondern sorge auch für eine bessere Auslastung von Multiprozessor-Servern.
Die verbesserte Java-Performance soll den Einsatz auch auf kleineren und mittleren Application-Servern, auf denen Java-Programme ausgeführt werden, interessanter machen. In diesem Markt konnte sich das System bislang nicht richtig durchsetzen.
Im Vergleich zu Unix war das Thread-Handling von Linux weniger leistungsfähig – bis sich die beiden Red Hat-Programmierer Ulrich Drepper und Ingo Molnar dem Problem annahmen. Ihre Arbeit wurde teilweise von IBM unterstützt, die selbst Anstrengungen in diese Richtung unternahmen. Linux-Erfinder Linux Torvalds bevorzugte jedoch den Red Hat-Ansatz und Big Blue stoppte das Projekt.
„IBM hat jeden auf das Problem aufmerksam gemacht. Als sie erkannten, dass es eine bessere Lösung für das Problem gibt, haben sie sich mit uns zusammengetan“, so Stevens.
Die neue Threading-Software soll in Version 2.6 des Linux-Kernels aufgenommen werden. Red Hat hat auch eine Version für Kernel 2.4 programmiert, auf dem Enterprise Linux 3.0 basiert.
Nach Meinung von Suse handelt es sich jedoch nicht um die beste Lösung, da zu große Änderungen am Kernel 2.4 nötig seien. „NPTL war ursprünglich für Version 2.6 gedacht. Wir hielten es für richtig, es auch dort zu lassen“, so Markus Rex, Chefentwickler von Suse.
Unterstützung mehrerer Plattformen
Als Red Hat seine erste Linux-Version für Geschäftskunden im Jahre 2002 auf den Markt brachte, wurde nur die x86-Plattform, zu der Prozessoren wie Intels Xeon und AMDs Athlon gehören, unterstützt. Die neue Version deckt jedoch deutlich mehr Plattformen ab.
Zu den neuen Plattformen gehören Zseries-Mainframes, Iseries-Server sowie Pseries-Server von IBM. Außerdem werden Server auf Basis von Intels Itanium und AMDs Opteron unterstützt.
„Wir haben Mainframes und Itanium-Systeme teilweise unterstützt, jetzt können wir alles in ein System packen“, so Stevens. „Früher bekamen Mainframe-Kunden keine sehr gute Lösung von Red Hat. Jetzt schon.“
Die Lauffähigkeit auf mehreren Plattformen war schon immer ein Vorteil von Linux. Doch auch wenn der Source Code kostenlos zur Verfügung steht, ist es keine einfache Aufgabe, mehrere Versionen zu entwickeln. So arbeite beispielsweise das Threading auf verschiedenen Plattformen völlig unterschiedlich. „Threading war von Anfang an die große Herausforderung. Wir mussten unsere gesamte Architektur entsprechend abändern, um die Lauffähigkeit auf mehreren Plattformen sicherzustellen“, sagte Stevens.
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