Verisign CEO fordert: Die Netz-Infrastruktur den Unternehmern

CNET: Wollen Sie DNS-Informationen kostenpflichtig machen?

Sclavos: Nein. Wir haben die Verantwortung für diese Grundebene des DNS (Domain Name System) übernommen, als der Vertrag dafür an uns fiel. Es wäre aber wirtschaftlich unvernünftig, uns nicht zu gestatten, Zusatzdienste darauf aufzubauen, wenn diese einen Mehrwert bieten.

CNET: Aufgrund breiter Kritik haben Sie den Dienst „Site Finder“ zeitweilig eingestellt. Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Sclavos: Der Grund, weshalb Site Finder die Funktion eines Blitzableiters zukam, liegt in folgender Frage: Werden wir in der Lage sein, innerhalb dieser Infrastruktur Innovationen einzuführen, oder müssen wir an der überholten Idee festhalten, dass das DNS nie über seine ursprüngliche Konzeptionen hinaus eingesetzt werden sollte?

CNET: Dennoch zeigten sich viele Mitglieder der Internet-Gemeinde ziemlich überrascht von Site Finder und es gab Beschwerden darüber, dass sich der Dienst nicht an vereinbarte Normen halte.

Sclavos: Lassen Sie uns die Einwände einzeln betrachten. Zunächst die Behauptung, dass Site Finder nicht der Norm entspricht und dass wir die Internetgemeinde darüber hätten informieren müssen: Site Finder entspricht voll und ganz den geltenden Normen, die schon vor Jahren beschlossen und von der IETF (Internet Engineering Task Force) veröffentlicht wurden. Dieser Vorwurf trifft also nicht zu. Das IAB (Internet Architecture Board) kam in seinem Bericht über Site Finder ebenfalls zu dem Ergebnis, dass Verisign sich an die Normen hält.

Was wir sehen, sind vorgefasste Meinungen, die so tun als wären sie das Ergebnis eines Prozesses. Dieses Ergebnis steht von vorneherein fest.

Zur zweiten Behauptung, dass wir den Dienst ohne Test eingesetzt hätten – Site Finder ist seit März oder April einsatzbereit und wir haben den Dienst bei einzelnen Unternehmen und mit dem DNS-Verkehr insgesamt überprüft. Bei 99 Prozent des Verkehrs handelt es sich um reines HTTP (Hypertext Transport Protocol) und da wird alles genauso behandelt, wie es sein sollte. Nur, damit Sie es wissen: Die Zahl der Anrufe bei unserem telefonischen Kundendienst ging von 800 bis 900 am ersten Tag bis heute auf fast Null zurück. Bei keinem der Kunden, die ein Problem mit Site Finder hatten, dauerte es länger als 12 Stunden, bis Abhilfe geschaffen war.

CNET: Worauf sind dann Ihrer Ansicht nach die heftigen Reaktionen zurückzuführen?

Sclavos: Das in der Öffentlichkeit angestimmte Geschrei entspricht in keiner Weise den tatsächlichen Auswirkungen des Systems. Es entspricht den Normen. Wir haben bereits fünfmal die entsprechenden Daten von allen zuständigen Stellen angefordert – der ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers), der IAB – und niemand kann Daten vorlegen. Alles, was dabei herauskommt sind diese absurden Geschichten.

Wir hätten hier auf jeden Fall eine breiter angelegte Öffentlichkeitsarbeit betreiben sollen. Ich befürchte, dass die Verbindung zwischen denen, die glauben Normen zum Wohle des Netzwerks zu entwickeln, der Netz-Community und den Anwendern gestört ist.

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1 Kommentar zu Verisign CEO fordert: Die Netz-Infrastruktur den Unternehmern

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  • Am 10. November 2003 um 16:58 von wowbagger

    so stabil …
    privatwirtschaft ist also das ultimative stabilitätsmittel für infrastruktur. wie gut das dann funktioniert, haben uns ja die amis mit ihrer stromwirtschaft ja schon vorgeführt.

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