Grundsätzlich stellt sich die Frage: Wieso halten sich Deutsche Firmen so zurück? „Ich würde Mal sagen, teilweise liegt das an der mangelnden Information. Die Macher wissen zu wenig über Liberty. Das ist irgendsowas amerikanisches, diese Liberty Alliance. Dabei wäre Liberty hierzulande wesentlich, weil Deutschland endgültig aus der Industriegesellschaft des 19. Jahrhunderts herauswächst, hinein in eine Dienstleistungsgesellschaft. Und dann muss man bei solchen Sachen wie Liberty einfach dabei sein. Da müssen die Banken dabei sein, da muss das IT-Umfeld mitziehen. Sehen sie sich doch an, was eine Quelle oder ein Karstadt für Identifikationsprobleme mit Kunden haben. Die machen alle eigene Lösungen – das geht so lange gut wie in der Lombardei. Also so lange, bis man das Dorf verlässt. Dann braucht man eine zweite Karte.“
Broda weiter: „Oft wissen Nutzer nicht, was mit ihren Daten passiert. Das muss ihnen aber klar gemacht werden.“ Liberty biete das am offensichtlichsten einsehbare System zur Identifizierung am Markt: „Über allen Authentifizierungsmechanismen muss die Policy stehen, in der der Nuzter den Umgang mit seinen Daten nachlesen kann. Es muss dargelegt werden, dass die Daten von der Persönlichkeit getrennt werden und nur zu Abrechnungszwecken herangezogen werden. Niemand muss Angst haben, dass wenn er mit einer Liberty-ID-Karte unterwegs ist, sein Chef seine Aufenthaltsorte lückenlos nachvollziehen kann. Und jeder Nutzer muss wissen, dass der zuständige Prokurist ins Gefängnis wandert, sollten die Daten missbraucht werden. Liberty kann heutzutage das komplette Privacy-Gebäude hinstellen, so dass jeder Datenschützer der Sache traut. Wir müssen ja ganz klar die Datenschützer mit im Boot haben.“
Aber Broda führt noch einen weiteren, aus seiner Sicht zwingenden Grund für die Mitgliedschaft in Liberty an. „Sehen Sie sich die Situation innerhalb der Firmen an. Es kostet Unsummen, die Identität eines ausgeschiedenen Mitarbeiters aus dem System wieder herauszubringen. Die Schätzungen über die Kosten dafür liegen in der Industrie zwischen 80 und 100 Euro – pro Vorgang. Liberty also zumindest intern einzuführen ist ein immenser Vorteil.“
Nun neigen hiesige Unternehmen dazu, den Markt zu beobachten und erst das Ausreifen einer Technik abzuwarten, bis man sie einsetzt. „Natürlich kann man sagen ‚wir warten jetzt erstmal ab, und wenn die das in fünf Jahren fertig entwickelt haben, dann übernehmen wir das auch. Bis dahin sind aber vielleicht einige Chancen weggerutscht und zwischenzeitlich selbst gestrickte Systeme erweisen sich als sehr kostenintensiv.“
Hellmuth Broda ist Chief Technology Officer für Europa, den mittleren Osten und Afrika (EMEA) bei Sun Microsystems, Global Sales Organization und Mitglied im Sun Vision Council. Vom Basler Büro aus dient er dem Executive Management bei Kunden, Partnern, Regierungen und weiteren Organisationen in EMEA als Ansprechpartner für strategische Technologiefragen. Schwerpunktthemen sind Web Services, Identity- und Trustmanagement sowie das Liberty Alliance Project.
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