Salesforce.com vor dem IPO: Eine Branche hält den Atem an

ZDNet: Weiter mit ihren angeblichen Stärken: Sie werben ja gerne mit einem Kostenvorteil für Kunden, wenn man von einer Siebel- auf eine Salesforce-Installation umsteigt. Können Sie das genau beziffern, was ein Unternehmen pro Arbeitsplatz einspart?

Lüdi: Grundsätzlich bieten wir vier Lösungen an: Die Team Edition, die Professional Edition, die Enterprise Edition sowie die kostenlose Personal Edition. Dabei ist unser Hintergedanke, dass ein Nutzer diese Version lieb gewinnt, später in eine Firma reinkommt und dann darauf dringt, unsere Lösung unternehmensweit einzuführen. Pro Benutzer bedeutet das für eine Firma konkret, dass pro Monat 17 beziehungsweise 70 beziehungsweise 135 Euro anfallen, je nach Version.

Dazu muss gesagt werden: Gartner hat sich der Kostenfrage bei CRM-Projekten angenommen und sie sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es bei Salesforce.com versteckte Kosten, für Hardware, Implementierung, Personal und deren Schulung, eben nicht gibt. Es gibt vielleicht einen Teilzeit-Administrationsjob, der erfüllt werden muss, dazu müssen die Daten von jemanden gesammelt und an uns weiter geleitet werden, oft sind vor unserem Auftreten die Kundendaten in 50 verschiedenen Excel- oder Access-Dateien vergraben. Schließlich fallen Prozesskosten an, weil wir erst herausfinden wollen, wie der Kunde das System aufgesetzt haben will. Aber dann ist auch schon Schluss. Ganz abgesehen davon, dass beispielsweise bei Siebel bei jedem neuen Release die Arbeit wieder von vorne beginnt. Gartner rät also dazu, die TCO (Total Cost of Ownership) von CRM-Projekten anzusehen, und dann weisen wir im Vergleich auf fünf Jahre einen Kostenvorteil von bis zu einer Größenordnung, also durch beziehungsweise mal zehn, auf.

ZDNet: An dieser Stelle sei natürlich darauf verwiesen, dass auch Siebel für sich die Angebote „mit den niedrigsten Gesamtkosten (TCO) aller auf dem Markt angebotenen Lösungen“ in Anspruch nimmt. Das liefert aber zum wiederholten Male das Stichwort Siebel: Neben einer ganzen Reihe von Managern ist auch der ehemaliger Vice President Brent Queener von Siebel zu Ihnen gewechselt. Entgegen einer Stillschweigevereinbarung soll er aber Geschäftsgeheimnisse an Sie verraten haben. Siebel forderte daher Ende vergangenen Jahres Schadenersatz. Bislang habe ich nichts über den Fortgang der Klage gehört?

Lüdi: Wir auch nicht! Der Mann musste natürlich sofort gehen, die kriminelle Initiative ist von ihm ausgegangen. Das war ja der ehemalige Recruiter von Siebel und der hat ohne unser Wissen Mitarbeiter- und Kundenlisten mitgenommen. Er wurde entlassen, ein Gerichtsverfahren ist anhängig. Das kann sich aber über Wochen oder eher Monate ziehen.

ZDNet: Zurück zu Ihren vorgeblichen Stärken: Sie nehmen für sich in Anspruch, dass das Zusammenspiel mit SAP-Anwendungen besonders reibungslos von Statten gehe. Haben Sie Mitarbeiter in Walldorf sitzen?

Lüdi: Wir arbeiten mit der SAP in deren Entwicklungslabor in Kalifornien zusammen. Zudem unterstützen wir natürlich die gleichen Protokolle wie sie, XML, SOAP und so weiter. Und Drittens vertreiben wir die Tibco-Middleware-Produkte, die sämtliche Schnittstellen aufweisen – zu Siebel, zu Oracle, zu SAP, etc. – der Kunde kann jeweils drei dieser Schnittstellen auswählen.

ZDNet: Arbeiten Sie auch mit anderen Integratoren so eng zusammen?

Lüdi: Wir arbeiten auch mit anderen Integratoren, die Produkte von Tibco aber verkaufen wir ausschließlich selber. Auch im Mietmodell, denn die Anschaffung der Tibco-Produkte ist sehr teuer.

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