Ende November war der Führungswechsel erfolgt. Derek Burney, bis dahin President und CEO der kanadischen Softwarefirma Corel, zog sich auf den Posten des Verwaltungsratschefs (Chairman of the Board) zurück. An seine CEO-Stelle trat Amish Mehta, der bei der kalifornischen Beteiligungsgesellschaft Vector Capital als Manager tätig war. Vector hatte zuvor den finanziell angeschlagene Anbieter von Textverarbeitungs- und Grafikprogrammen für alles in allem 97,5 Millionen Dollar übernommen und von einem börsennotierten in ein privates Unternehmen umgewandelt.
Mehta, der im vergangenen Jahr noch als „Interims“-CEO betitelt wurde, stellte sich nun im Künstlerhaus in München als neuer Geschäftsführer vor. Von „vorübergehend“ war nicht mehr die Rede. Seine Ziele seien es, so Mehta, Corel wieder zu den Ursprüngen zurückzuführen und die Diversifikation der Geschäftsbereiche aufzuheben. „Wir werden uns künftig ganz auf unsre Stärken konzentrieren: Grafik-Anwendungen und Office. Ich habe gerade Urlaub in Asien gemacht. Überall wo ich gefragt wurde, für wen ich arbeite, und dem ich ‚Corel‘ antwortete, erwiderte: ‚Ah – Corel Draw‘. Diesen Bekanntheitsgrad unserer Produkte müssen wir ausnutzen“, so Mehta. Gerade unter Studenten wolle man neue Nutzer finden.
Neben dem neuen und in München erstmals präsentierten Corel Draw 12 sollen natürlich auch alle anderen Grafik-Programme des Unternehmens ins Rampenlicht gerückt werden, ebenso wie Word Perfect. Mehta stellte in Aussicht, dass es bis 2005 wieder eine deutsche Version der Büro-Lösung geben werde. „Drei Prozent Marktanteil bei Office – damit hätten wir unseren gegenwärtigen Anteil verdoppelt – das wäre fabelhaft“, so Mehta. „Vier Prozent wären ein Traum!“
Auf die Frage, ob die Refokussierung das Aus für die vor einigen Jahren angegangene XML-Entwicklung bedeute, erklärte Mehta gegenüber ZDNet: „Wir werden diesen Bereich nicht einfach abschalten. Vielmehr soll die dort geleistete Arbeit in unsere Produktpalette aus Grafikanwendungen und Word Perfect einfließen.“ Ob alle an der Entwicklung von Corels XML-Editing Tool Xmetal sitzenden Mitarbeiter im Unternehmen gehalten werden können, scheint jedoch fraglich. Zuletzt hatte die kanadische Softwarewareschmiede im Oktober vergangenen Jahres weltweit 125 Mitarbeiter beziehungsweise 18 Prozent der Belegschaft entlassen, davon 73 am Hauptsitz in Ottawa. Dieser Prozess ist laut Mehta jedoch abgeschlossen, in München beteuerte er, dass es keine weiteren Entlassungen geben werde.
„Eine Mode jagt die Nächste – sei ein Linux-Unternehmen, mache in Web Services, wer weiß, was als nächstes kommt – das sollte Corel nicht mehr mitmachen. Wir bleiben künftig bei dem, was wir können und mit dem wir in der Vergangenheit schon erfolgreich waren. Dann wird Corel auch seinen Weg wieder finden“, so der Finanzexperte Mehta zusammenfassend über seine Geschäftsphilosophie.
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