Nanotechnologie: Panikmache um den „Grey Goo“

Der Ausdruck Nanotechnologie wurde 1981 von Eric Drexler vom MIT (Massachusetts Institute of Technology) geprägt, von ihm stammt auch das 1986 entstandene Konzept des „grauen Schleims“. Die derzeit herrschende völlig übertriebene Berichterstattung und Hysterie löste allerdings erst Bill Joy von Sun Microsystems mit einem im April 2000 in der Zeitschrift „Wired“ erschienenen Artikel aus.

Ohne jegliche relevante Grundlagen und ohne sich überhaupt mit dem jeweiligen Thema auseinander zu setzen, startet man heute Kreuzzüge, die alle Kampagnen der vergangenen Jahrzehnte in den Schatten stellen. In der Wissenschaft geht es jedoch nicht um Überzeugungen und irrationale Ängste, sondern vielmehr um die Beantwortung von Fragen mithilfe von Untersuchungen, Hypothesen, Versuchen, Theorien und Modellen, wobei man geltende Ansichten auf Basis der jeweils vorhandenen Informationen laufend anpasst. Hier haben wir es mit einer 43 Jahre alten Wissenschaft zu tun, die eben erst begonnen hat, ihr unermessliches Potenzial zu zeigen, und schon fordern Protestgruppen ihr Verbot. Ich finde, dass man dieses Thema unter einem weiteren Blickwinkel betrachten sollte, da in diesem Fall die Vorzüge die minimalen Risiken mehr als aufwiegen.

Was ich von alledem halte? Ich glaube, dass genau diese Technologie letzten Endes die Grenzen zwischen Chemie, Biologie, Physik und Ingenieurwesen verschwinden lassen wird. Meiner Ansicht nach stehen wir vor einer Erkenntnis, die Mutter Natur bereits in einer Unzahl von Experimenten gewonnen hat: Während es nahezu unmöglich ist, durch einen Fehler den Tag des jüngsten Gerichts einzuleiten, ist dagegen das Potenzial, unzählige neue Möglichkeiten zu eröffnen, praktisch unbegrenzt.

Ich vermute, dass die Nanotechnologie in 10 Jahren so gleichgültig wie besagter Hammer aufgenommen werden wird, während sich die Panikmacher längst auf ein anderes Thema gestürzt haben dürften – zum Beispiel auf künstlich erzeugte neue Lebensformen.

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3 Kommentare zu Nanotechnologie: Panikmache um den „Grey Goo“

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  • Am 7. Mai 2008 um 9:15 von S. Bohlender

    Skepsis abschaffen?
    Der Anteil der negativen Bericherstattung ist geringer, als der Verfasser des Artikels denkt. Es findet meines Erachtens mehr positive Berichterstattung statt, s. "nano" – Magazin im TV. Was die sog. Panikmache angeht: "Grey Goo" (der Schleim) ist als Vision derzeit nicht utopischer als die Technolgie selbst. Nur, weil die bisherigen Technologien überwiegend positiv genutzt werden (wenn man das so sehen will), kann man für die Zukunft nicht zwangsläufig ableiten, dass es nie zu einer Grey Goo – Katastrophe kommt. Eine hoch entwickelte Nanotechnologie würde Umstürze von nie gesehener Radikalität verursachen, da greift der Rückblick auf den Umgang mit vergangenen technologischen Neuerungen nicht mehr. Lesetipp: "Technische Singularität", z.B. in Wikipedia.

  • Am 19. Februar 2004 um 9:03 von Peter Schmid-Meil

    Ein Meisterstück des Kurzdenkens
    Peter Cochrane präsentiert sich in diesem Artikel als typischer Vertreter unserer schnelllebigen Zeit und der damit verbundenen Denkweise. Gleich in seinem Vorspann zitiert er allerlei Technologien und Krankheiten, die sich – seiner Meinung nach – als harmloser Medienhype heraus gestellt haben.
    Harmlos? Kommt auf die Betrachtungsweise an, würde ich sagen.
    Rinderwahnsinn: Inkubationszeit 10 – 15 Jahre. Wann war die ganze Geschichte doch gleich? Wieso eigentlich war? Das Problem existiert nach wie vor.
    SARS: Verwenden Sie den Begriff ‚harmlos‘ in diesem Zusammenhang mal in Ihrem nächsten Asienurlaub…
    Klonen, Stammzellenforschung, genmanipulierte Pflanzen, Mobiltelefonie: Das sind alles noch relativ neue Verfahren, bei denen sich erst zeigen wird, welche Schäden sie anrichten können.
    Interessanterweise hat er die Atomtechnologie nicht in seiner Liste, die ‚paar‘ Opfer waren wohl dann doch ein bisschen zu viel.
    Die Nanotechnologie ist zu neu und noch zu theoretisch, um die Möglichkeiten und Folgen konkret abschätzen zu können. Cochrane hat Recht, wenn er sagt, dass die Medien heute die Wahrnehmung von Gefahren diktieren und dabei auf Schlagzeilen aus sind und so manchen Ballon steigen lassen, der gleich wieder zerplatzt. Deswegen wird nicht der gehört, der sich am besten mit einer Problematik auskennt, sondern der, der am lautesten schreit.
    So wichtig Fortschritt ist, so wichtig ist auch Vorsicht, denn eins hat der Mensch ja wohl immer wieder konsequent geschafft: Alles was missbraucht werden kann, wird missbraucht – irgendwie und irgendwann.

  • Am 7. Februar 2004 um 17:56 von Daniel Dünker

    naja
    "Grey Goo" ist ja das Thema eines Romans, aber jeder, der sich mit dem Thema Nanotechnologie beschäftigt hat, weiß, dass das alles noch Zukunftsmusik ist.
    Nanotechnologie ist ja eigentlich alles, was sich in einer Größenordnung unter 90nm befindet. Und somit ist sie in allen möglcihen Fachbereichen vertreten.
    Beton ist die älteste Nanotechnologie der Menschheitsgeschichte, was klar wird, wenn man die Struktur betrachtet.

    Aber von derartigen Horrorszenarien wie sie prophezeit werden sind wir weit entfernt, da momentan keine Möglichkeit besteht dreidimensionale Nanostrukturen gezielt herzustellen, wir also von derartigen Nanobots weit entfernt sind ;)

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