Mittelstand als Lückenbüßer

Steht also zu erwarten, dass mit Aufleben der Konjunktur das Interesse an kleineren Unternehmen wieder versiegt? Bis zu einem gewissen Grad sicher, aber...

Mittelstandsoffensiven gehören zu den festen Ritualen von Computermessen. Lange hat sie niemand ernst genommen, weil sie nach der Messe meist auch bei den Herstellern vergessen waren. Aus gutem Grund: Mittelständische Unternehmen gelten als mindestens so anspruchsvoll wie Großkonzerne, verhalten sich dabei jedoch weit knausriger.

Das ist immer noch so. Tatsächlich haben die deutschen Mittelständler 2003 rund 28,5 Milliarden Euro für Informationstechnik ausgegeben. Das waren rund 1,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Das ist zwar nicht üppig, doch in Zeiten der Krise hat die Verachtung der IT-Anbieter für Kleingeld deutlich nachgelassen. Das liegt vor allem daran, dass keine lukrativen Großaufträge in Aussicht sind. Zukunftsträchtige Techniken wie RFID als Ersatz für Strichcodes oder Infrastruktur-Konzepte wie autonome Rechenzentren mit virtualisierten Ressourcen befinden sich noch im Teststadium.

Mittelständische Unternehmen sind noch aus einem anderen Grund besonders in schwierigen Zeiten interessant. Sparsamkeit hat dazu geführt, dass viele von ihnen noch aus den guten Jahren eigentlich längst nötige Investitionen vor sich herschieben. Zwar setzen auch die meisten Mittelständler inzwischen ERP-Systeme ein, doch Erweiterungen wie Customer Relationsship Managment (CRM) oder Supply Chain Management (SCM) werden nicht so häufig durch zeitgemäße Techniken unterstützt. Oft sind auch Infrastruktur-Anpassungen vonnöten. Die Palette reicht von überfälligen Betriebssystem-Updates, dem Ausbau des Web-Geschäfts und Sicherheitsmaßnahmen dafür bis hin zur Einführung von Speichernetzen oder der Flexibilisierung der IT-Kosten durch On-Demand-Computing oder Outsourcing. Die zaghaft wachsenden Investitionssteigerungen deuten an, dass sich dieser Innovationsstau langsam aufzulösen beginnt.

Schwer aufschiebbare IT-Projekte gibt es also zuhauf. Die meisten von ihnen haben für den Anbieter den Vorteil, dass ihre Umsetzung bereits erprobt ist. Auf diese Weise lässt sich der Preis deutlich genauer errechnen, wie weit man einem Kunden entgegenkommen kann, ohne sich selbst zu schaden. Zurzeit hilft den Herstellern auch, dass die Kunden eher auf den Preis als auf innovative Technik achten, denn dafür hatten auch sie in den vergangenen Jahren wenig Geld und Mut.

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