Der Enterprise-Markt: „Microsoft ist bereit für die Primetime“

ZDNet: Weiteres umkämpfte Einsatzfeld ist der Open Source-Markt. Linux ist – anders als für viele Ihrer Wettbewerber – keine Option?

Hjalsted: Wir haben uns 1996 für die Zusammenarbeit mit Microsoft entschieden. Natürlich kann man heute fragen: ‚Warum seit Ihr nicht auf den Linux-Zug aufgesprungen?‘ Aber sehen Sie: 1996 war Linux nirgends zu sehen. Wenn Sie Ihre Organisation optimieren wollen, brauchen Sie ein tragfähiges Betriebssystem. Wir hatten Unix, wie viele andere Anbieter auch. Dann haben wir uns für Microsoft entschieden und sind stets bemüht, das jeweils beste daraus zu machen. All unsere Experten und Ressourcen scharen sich um dieses Betriebssystem. Sie können nicht einfach umschwenken, so etwas würde seine Zeit brauchen, einige Jahre bestimmt.

Natürlich sehen wir, dass Linux einen ziemlichen Wirbel in einigen Bereichen der IT-Industrie verursacht. Und wir hatten ja auch eine Vereinbarung mit SCO, wonach wir United Linux einsetzen konnten. Dann geht SCO her und verklagt die komplette Linux-Gemeinde, allen voran IBM. Also konnten wir United Linux nicht mehr länger nutzen. Man kann aus Linux sicher eine Menge herausholen, aber dabei müssen Sie sehr vorsichtig sein. Was ist mit den versteckten Kosten – etwa für Services? Was genau erhält man? Welche Distribution soll man einsetzen? Wenn Sie sich mit mission-critical-Computing beschäftigen, brauchen Sie jemanden, der Verantwortung trägt. Eine große Firma will jemanden Verantwortlichen, der sich um ein Problem kümmert und Bescheid weiß. Im Falle von Linux sehen wir das heute noch nicht in denselben Maße, wie wir das beispielsweise bei Microsoft gewohnt sind.

Meine Meinung ist es, dass es sich bei Linux um ein neues Betriebssystem handelt, dass seine Nische noch nicht gefunden hat. Im High Scale-Bereich, über acht oder 16 Wege hinaus, sehen wir heutzutage Linux überhaupt nicht. Im Frontend, beim Webserving beispielsweise, ja, dort können Sie Linux einsetzen, keine Frage. Und ja, Sie können Linux auf der IS7000-Linie fahren, haben dann aber nur eingeschränkten Zugriff auf unsere Services und Fähigkeiten. Die sind um Microsoft geschart.

Und schließlich bleibt abzuwarten, was sich weiter im Linux-Markt tut. Haben wir gerade die letzte Übernahme in diesem Feld gesehen? Wahrscheinlich nicht. Und wenn dann noch jemand da ist, der alle anderen verklagt und auch uns ausbremst, dann muss man erstmal abwarten. Sobald Linux die selben Sachen kann wie Microsoft, dann sag ich ja zu Linux.

Der Däne Michael Hjalsted zeichnet verantwortlich für das Produktmarketing der Intel-basierten Unisys-Server für den Bereich Europa, Mittlerer Osten und Afrika. Aktuell ist er mit der Promotion für die ES7000-Serie beschäftigt. Vor seinem Engagement für Unisys war er unter anderem für Dell, IBM und Fujitsu/ICL tätig.

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