ZDNet: Sind solche Themen auch auf der CeBIT vermittelbar?
Praxmarer: On-Demand-Computing, Adaptive Enterprise oder wie man es nennen mag ist ein langfristiger Trend, nicht nur für die CeBIT.
ZDNet: Der Speichermarkt differenziert sich zunehmend. Besonders beliebt ist derzeit der Begriff Information Lifecycle Management. Zu recht?
Praxmarer: Ja, das Thema ist in den vergangenen sechs Monaten hochgekommen und wird uns lange erhalten bleiben. Große Nachfrage gibt es aber auch für Disaster Recovery. Bei einer weltweiten Umfrage haben hier die meisten Anwender angegeben, mehr investieren zu wollen.
ZDNet: Mir ist aufgefallen, dass Disaster Recovery, ergänzt um Backup-Dienste und weitere Features gern zum Schlagwort Business Continuity hochstilisiert wird.
Praxmarer: Der Vertrauensverlust durch den Internet-Hype hat dazu geführt, dass jede Investition heute beweispflichtig ist, sprich: dass es eine Verbindung zwischen IT und dem Geschäftserfolg gibt. Genau diesen Link symbolisiert der Begriff Business Continuity. Es ist eine Frage der Begriffe: Früher verlangte der IT-Chef 99,99 Prozent Systemverfügbarkeit, heute wird Disaster Recovery eingeführt, weil das Management eine Unterbrechung der Geschäftstätigkeit nicht toleriert.
ZDNet: Wären Security-Investionen nicht die nahe liegendste Maßnahme für Business Continuity?
Praxmarer: Sie haben Recht. Obwohl zwei Drittel der von uns befragen Unternehmen angeben, in Sicherheit zu investieren, wird dieses Feld wider besseres Wissen vernachlässigt. Darüber dürfen Umsatzrekorde von Firmen wie Symantec nicht hinwegtäuschen. Das größte Problem ist nicht die Anschaffung von Firewalls und Virenschutz. Die Schwierigkeit liegt darin, sinnvolle Sicherheitsregeln aufzustellen, sie zu implementieren und ihre Befolgung bei den Mitarbeitern durchzusetzen. An dieser Stelle wird zu viel gespart. Zwar erhöhen mehr als 66 Prozent der von uns befragten Unternehmen ihre Security-Ausgaben, aber fast in allen Fällen erst, nachdem etwas vorgefallen ist. Das heißt: So lange nichts passiert, ist der Geschäftsvorteil nur schwer zu vermitteln.
ZDNet: Ist das eine Aufgabe der CeBIT?
Praxmarer: Bei den großen Unternehmen ist das nicht mehr nötig. Security gilt dort fast als Hygienefaktor, ohne den man gar nicht erst anfängt, Geschäfte zu machen. Das sieht im Mittelstand ganz anders aus.
ZDNet: Noch einmal, lassen sich auf der CeBIT Businessthemen erklären?
Praxmarer: Die CeBIT ist bei aller Business-Orientierung inzwischen von den individuellen Besuchern geprägt. Das sind durchaus Geschäftsleute, die aber oft nach Techniken schauen, die sie nicht nur im Büro nützen.
ZDNet: Spielen sie damit auf das so genannte „Dual Use“ an, unter dem immer mehr Consumer-Features in Computer und Handys eingebaut werden?
Praxmarer: Der Mangel an unternehmerischer Innovationsbereitschaft bei den Anwenderunternehmen hat dazu geführt, dass sich die Hersteller zunehmend an Endkunden wenden, ihre Neuerung für diese Zielgruppe entwickeln und sie dann über diesen Umweg in die Unternehmen schleusen. Beispiele sind PDAs, Smartphones, Wireless LAN und DSL, aber auch Notebooks, die immer mehr von Privatleuten gekauft werden. Unsere Arbeits- und Lebensform gestaltet sich zunehmend mobil.
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1 Kommentar zu CeBIT 2004: Die wichtigsten Trends für das IT-Business
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Ja, ja, der Mittelstand
Hallo, Deutschland wird gerade schwer gebeutelt. Vor allem der Mittelstand. Wo soll er denn bitteschön das Geld für die Investitionen her haben, wenn Basel II Kredite versagt und der Staat mehr und mehr Abgaben verordnet.
Der Mittelstand hat sich eine Megadiät verordnet. Mit der vorhandenen Infrastruktur bzw. Erweiterung in Commodities lassen sich prima Kosten sparen. Wer mit seinen so erzielten Gewinnen aus der Deckung kommt, wird vom Staat sofort als Zielgruppe für neue Abgaben und Steuern ausgekuckt.
Ich kann es den Mittelständlern und Kleinbetrieben nicht verdenken, wenn jetzt nicht investiert wird. Die Ausgaben für EURO und Y2K waren hoch genug. Die jetzt erreichten Gewinne sind zu niedrig, um erneut zu investieren.
Gruß
George Migge