CeBIT 2004: Die wichtigsten Trends für das IT-Business

ZDNet: Dual Use ist also eine Folge unserer Mobilität, ein Trend der sich aus den vergangenen Jahren fortsetzt.

Praxmarer: Absolut. Alles, was mit Mobilität zu tun hat, ist ein großes Thema, nicht zuletzt wegen der Chancen des Dual Use. Diese Art der Computernutzung entspricht dem Menschen. Ich selbst habe mich immer geweigert mit drei Geräten, mit PDA, Handy und Notebook unterwegs zu sein, deshalb bin ich für Smartphones dankbar. Mein Arbeitsplatz ist ebenso zu Hause und unterwegs wie im Büro. Das gilt für immer mehr Menschen und deshalb kümmern sie sich auch immer intensiver um die Ausstattung ihres „Arbeitsplatzes“. Die Leute fordern mehr Freiheit bei der Wahl und im Umgang mit ihren Arbeitsmitteln. Wir nennen diese Entwicklung Neorenaissance, also die erneute Wiedergeburt des Einzelnen

ZDNet: Aber braucht ein Smartphone wirklich MP3-Player und Fotoapparat?

Praxmarer: Dahinter verbirgt sich der Wunsch der Mobilfunkunternehmen, die enorm viel Geld in UMTS investiert haben. Ihnen kommt es auf Bezahldienste und multimediale Anwendungen an, mit denen sich die Netze besser auslasten lassen. Musik-Downloads und das Versenden von Multimediasequenzen sollen helfen, UMTS in den nächsten Jahren finanzierbar zu machen. Ob sie die Funktionen als Schnickschnack empfinden oder als cool – Tatsache ist, dass sie schon von relativ vielen Leuten verwendet werden.

ZDNet: Seit Ende 2003 sollte die UMTS-Infrastruktur stehen. Kommt dieser Dienst jetzt endlich?

Praxmarer: Es wird viel darüber geredet werden, sonst geschieht wenig.

ZDNet: Warum?

Praxmarer: Nach den enormen Kosten für die Lizenzen und die Infrastruktur fehlt die Bereitschaft, noch einmal viel Geld auszugeben, um vielleicht in einigen Jahren Einnahmen zu erhalten. Hinzu kommt, dass auch die potenziellen Anwender wenig für neue Bezahldienste übrig haben. Vor allem aber fehlt eine Killerapplikation, die diese Einstellung ändern könnte.

Man hatte gehofft, dass sich die neue Technik zum Beispiel im Transportwesen durchsetzt. Tatsächlich hätte UMTS die Kommunikation und Logistik wesentlich komfortabler gemacht, aber niemand war bereit, für entsprechende Dienste auch nur 10 Prozent mehr auszugeben, solange das herkömmliche System funktioniert. Ein breiter Einsatz wird erst ab 2007 erwartet.

Kurz: Weder die Konsumenten, noch die Unternehmen brauchen derzeit UMTS. Deshalb geht man über den Trick der kostenlosen, oder doch preisgünstigen Features. Wenn Internet und Kamera vorinstalliert sind, verwendet man sie vielleicht doch. Irgendwann wird es selbstverständlich sein, E-Mails oder Fotos aufs Handy zu bekommen.

ZDNet: Sind drahtlose Netze eine Konkurrenz für UMTS?

Praxmarer: Es gibt immer mehr Hotspots, die UMTS Datenaufkommen wegnehmen. Rund 90 Prozent des Datenverkehrs lassen sich damit abwickeln, insbesondere wenn es einmal gelingt die isolierten Spots zu einem einfach zu bedienenden Service zusammenzufassen. Auch bei der Abrechnung, vor allem über mehrere Hotspots hinweg oder im Ausland, gibt es noch Probleme, die sich aber in diesem Jahr lösen könnten. Beim Roaming und dem Billing über die Telefonrechnung hätte UMTS Vorteile. Die Kommunikationstechnik der dritten Generation ist zudem bei höheren Geschwindigkeiten (etwa im Zug) und vor allem bei Sprachdiensten komfortabler. Aber zum Telefonieren braucht niemand eine neue Technik.

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1 Kommentar zu CeBIT 2004: Die wichtigsten Trends für das IT-Business

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  • Am 28. März 2004 um 17:37 von George Migge

    Ja, ja, der Mittelstand
    Hallo, Deutschland wird gerade schwer gebeutelt. Vor allem der Mittelstand. Wo soll er denn bitteschön das Geld für die Investitionen her haben, wenn Basel II Kredite versagt und der Staat mehr und mehr Abgaben verordnet.

    Der Mittelstand hat sich eine Megadiät verordnet. Mit der vorhandenen Infrastruktur bzw. Erweiterung in Commodities lassen sich prima Kosten sparen. Wer mit seinen so erzielten Gewinnen aus der Deckung kommt, wird vom Staat sofort als Zielgruppe für neue Abgaben und Steuern ausgekuckt.

    Ich kann es den Mittelständlern und Kleinbetrieben nicht verdenken, wenn jetzt nicht investiert wird. Die Ausgaben für EURO und Y2K waren hoch genug. Die jetzt erreichten Gewinne sind zu niedrig, um erneut zu investieren.

    Gruß
    George Migge

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