In den 90er Jahren besiegte Microsoft Novell auf dem Markt der Server-Betriebssysteme, jetzt will das Unternehmen aus Utah zurückschlagen: Novell plant einen Frontalangriff auf Microsofts margenträchtige Desktop-Bastion.
„Wir werden einen kompletten Linux-Desktop als Alternative zu aktuell genutzten Lösungen entwickeln“, so Novell-Vize Chris Stone auf der Hausmesse Brain Share. „Wir glauben, dass sich Linux auf dem Desktop in den nächsten 12 Monaten deutlich ausbreiten wird.“
Damit der Angriff auf die Microsoft-Bastion nicht unbemerkt verpufft, hat Novell in den letzten Monaten aufgerüstet. Im August letzten Jahres hat das Unternehmen den Linux-Anbieter Ximian übernommen, im Januar 2004 dann für 210 Millionen Dollar das Linux-Powerhouse Suse.
Die beiden Übernahmen bedeuten für Novell eine deutliche Abkehr von der bislang verfolgten Strategie, nur auf das Netware-Server-Betriebssystem zu setzen. Das Unternehmen hat in diesem Bereich mit sinkenden Umsätzen und Gewinnen zu kämpfen. Novell will die jetzt übernommenen Linux-Assets einsetzen, um sich gegenüber Entwicklern, Partnern und Kunden neu zu positionieren.
„Novell ist zurück“, so CEO Jack Messman. „Nach unserer Meinung waren wir immer präsent. Einige unserer Kunden waren jedoch der Ansicht, dass bei uns in einigen Bereichen die Lichter ausgegangen sind.“
In der Auseinandersetzung mit Microsoft will Novell auf dieselben Strategien zurückgreifen wie die Redmonder seinerzeit bei der Schlacht Windows NT gegen Netware. So sollen Desktop und Server sehr eng miteinander verzahnt werden. „Wir glauben, dass uns eine enge Verzahnung zwischen Server uns Desktop Vorteile bringen wird“, so Messman. „Wir waren damals Opfer einer solchen Entwicklung.“
Novells neu entdecktes Interesse für Desktops soll jedoch das hauseigene Server-Betriebssystem nicht aus dem Rampenlicht rücken. Zwar seien die Stückzahlen auf dem Desktop höher, die Margen jedoch auf dem Server.
Inwiefern die neue Strategie vom Markt angenommen wird, bleibt abzuwarten. Linux-Erfinder Linus Torvalds zeigt sich von den Aussichten des Unternehmens jedoch überzeugt: „The next big thing“ könne von Novell kommen.
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