ZDNet: Sollte es zu einer zweiten Ausschreibung kommen – was eher unwahrscheinlich scheint – würden Sie sich beteiligen?
Deininger: Nein, auf keinen Fall. Wir würden gerne wieder unser Know-how zur Verfügung stellen, schließlich betreuen wir einen Markt mit 40 Millionen Kandidaten weltweit, in Deutschland sind es 400.000 Kandidaten. Von daher können wir gerne drüber reden, aber wir sind in dem Sinne kein Technologie-Anbieter, der der BA ein Vermittlungssystem aufbauen kann. Im Rahmen des WIN-Konzepts (Wettbewerb im Netz) haben wir bereits vorgeschlagen, an der Erstellung eines Job-Navigators mitzuarbeiten. Dass bedeutet, dass wenn ich einen Job im Großraum München suche, dann sollte ich mich an das Jobcenter der Süddeutschen wenden, wenn ich in der Hotel-Branche unterkommen will, dann sollte ich mich auf Hotel-Career.de konzentrieren. Als Jurist versuch ich’s am Besten bei der NJW. Das ist die Rolle, in der wir auch die BA sehen – als strategischer Berater, auch für die Unternehmen. Die haben nämlich dieselbe Frage: ‚Wo finde ich denn meine Kandidaten am schnellsten?‘. Und dann hätten wir nicht nur weniger Arbeitslose, sondern die BA auch ein völlig neues Image. Nämlich als strategischer Berater.
ZDNet: Der Partner von Accenture bei diesem Projekt war die Firma WCC, die ähnliche Projekte schon in den Niederlanden und England erfolgreich durchgeführt hat. Warum hat es in Deutschland nicht geklappt?
Deininger: Die von WCC zur Verfügung gestellte Matching-Engine Elise ist ein sehr fortgeschrittenes Tool, das Problem ist aber ‚Garbage in, Garbage out‘. Die Matching-Engine selbst ist sehr funktionell, aber wenn die Verschlagwortung oder die Kriterien für die Matching-Engine nicht klar definiert sind, ja dann… So kann es heute passieren, dass wenn Sie in Berlin eine Stelle als Tierarzt suchen, Sie ein Angebot als Melker in Mecklenburg-Vorpommern erhalten. Das ist kein Fehler der Suchmaschine, sondern der Typisierung beziehungsweise Datenelement-Kategorisierung. Das ist als ob Sie einen Ferrari-Motor in eine Ente bauen.
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1 Kommentar zu Virtueller Arbeitsmarkt der BA: „Ferrari-Motor in einer Ente“
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Arbeitsbeschaffung statt Vermittlung
Ja,ja, da haben wir es wieder. Die staatlichen bzw. öffentlichen Stellen wollen "um’s Verrecken" Arbeit behalten. Dazu gehört auch die Begehrlichkeit nach den Arbeiten, die jetzt bereits private Anbieter gefunden haben. Doch ein staatlicher Molloch kann nie, ich wiederhole, nie die Effizient erreichen, wie eine private Unternehmung.
Ist der neue Chef unschuldig am ganzen Desaster? Vermutlich wohl nicht. Die ganze Agentur ist auf dem falschen Weg, wie wir gerade gelesen haben.
Überall wo die rot/grüne Regierung öffentliche Stellen frisch besetzt hat, ist mehr auf das Parteibuch als auf die Qualifikation geachtet worden. Ja, man hat die Qualifikation ums Pöstchenschieben sträflich missachtet.
Bundesrichter, Bundesbankpräsident, Leiter der BA, usw. Die Liste ist unedlich lang …
Das kann nicht gut gehen! Wir brauchen weniger Staat und nicht mehr!!!