Europas Recht gegen Microsofts Imperialismus

Montis Strafaktionen in dieser juristisch-politischen Auseinandersetzung sind klug gewählt, haben aber auch ihre Haken. Die Strafsumme kann als reine Verhandlungsmasse gelten, da keine der beiden Parteien wirklich auf das Geld angewiesen ist. Bei Forderung nach Offenlegung der Schnittstellen stellt niemand die marktfördernde Wirkung einer solchen Maßnahme in Frage. Insofern dürften hier nicht nur die weltweite Open-Source-Bewegung und ein beträchtlicher Teil der Wirtschaft hinter der EU-Kommission stehen. Schon jetzt hat Druck aus dieser Richtung den Konzern aus Redmond zur Offenlegung wenigstens einiger Schnittstellen gezwungen. Dennoch, die Juristen von Microsoft werden sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, dem Mitbewerb Chancengleichheit einzuräumen.

Problematisch ist jedoch Montis Forderung den Media Player aus dem Betriebssystem zu lösen und damit Einfluss auf die Integrationsstrategie von Microsoft zu nehmen. Hier laufen die Juristen der Kommission über kurz oder lang in die gleichen Probleme, die ihre Kollegen mit der Abkoppelung des Browsers hatten. „Es ist den Klägern nicht gelungen, herauszuarbeiten, so die Richterin, „welcher Code fester Bestandteil des Betriebssystems ist“ und welche Anteile zur so genannten Middleware gehören. Ohne diese Unterscheidung aber gibt es kein Kriterium dafür, welche Funktionen integriert werden dürfen und welche nicht.

Ein Urteil aber, das sich aus praktischen Gründen nicht umsetzen lässt, ist nicht das Papier wert, auf das es geschrieben wurde. Damit der Prozess nicht an dem – in der Tat fragwürdigen – Anspruch der EU-Wettbewerbshüter, in die Produktentwicklung hineinzureden, scheitert, wäre es sinnvoll, auch diese Position als Verhandlungsmasse zu betrachten. Schon die Offenlegung der Schnittstellen marktbeherrschender Produkte (gleichviel ob von Microsoft oder anderen) wäre ein Sieg für die Anwender und den Markt. Außerdem würde es die Richtung für eine geregelte und faire Globalisierung der Wirtschaft aufzeigen.

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Neueste Kommentare 

6 Kommentare zu Europas Recht gegen Microsofts Imperialismus

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  • Am 20. Juni 2004 um 13:01 von gerda krünes

    dirty marketing
    nicht gute produkte, sondern schmutziges marketing sind die expansionsmaschen von ms. ms = multiple skelose in der software.

  • Am 1. April 2004 um 23:12 von Detlef Wulff

    Microsoft
    Die Gründe gegen Microsoft vorzugehen sind so an den Haaren herbeigezogen, wie bereits bei den Klagen in den USA. Da es absolut problemlos möglich ist, neben IE und Mediaplayer einen beliebigen anderen Browser oder einen anderen Player, wie z. B. WinAmp oder RealPlayer zu benutzen, stellt sich die Frage: Wo ist das Monopol oder gar der Mißbrauch? Microsofts "Monopol" ist die Stärke in der Qualität der Software und der Kompatibilität und Vielfalt mit anderer Software. Wer bietet vergleichbares? Wir würden sofort umsteigen.

    Detlef Wulff
    Lupus Grafik

    • Am 2. April 2004 um 0:18 von O-Brian

      AW: Microsoft
      Von wegen Stabilität… das kann man bei Windoof (XP) doch voll vergessen, ich habe selbst windows 2000 Server abstürzen sehen… Da sollte man doch glatt auf Linux umsteigen. Inzwischen werden auch immer mehr Programme im Open Source unter Linux zur Verfügung gestellt. Lang lebe Linux !

    • Am 2. April 2004 um 8:21 von Michael

      AW: Microsoft
      Warum sollte denn irgend jemand noch zusätzliche alternative Software installieren, wenn:

      a) sie aufgrund der "MS-Standard-Veredelung" scheinbar schlechter funkioniert (z.B. Browser)?

      b) schon ein MS-Programm entsprechender Funkionalität installiert ist und nicht deinstalliert werden kann (Verschwendung von Resourcen)?

      c) alternative Software nicht den "Integrationsgrad" erreicht, weil die entsprechenden Schnittstellen nur MS- Programmen vorenthalten sind?

      usw…

    • Am 4. April 2004 um 11:57 von Michael II

      AW: Microsoft
      > Die Gründe gegen Microsoft vorzugehen
      > sind so an den Haaren
      > herbeigezogen, wie bereits bei den
      > Klagen in den USA. Da es absolut
      > problemlos möglich ist, neben IE und
      > Mediaplayer einen beliebigen anderen
      > Browser oder einen anderen Player, wie > z. B. WinAmp oder RealPlayer zu
      > benutzen, stellt sich die Frage: Wo ist > das Monopol oder gar der Mißbrauch?

      Welcher Computerneuling kennt die obigen Programme und ist bereit (geschweige denn kann) diese Programme selbst installieren? Wohl keiner. Daher ist hier der Mißbrauch des Monopols gegeben.

      > Microsofts "Monopol" ist die Stärke in > der Qualität der Software und der
      > Kompatibilität und Vielfalt mit anderer > Software. Wer bietet vergleichbares?

      Keiner, da es Microsoft bisher geschickt geschafft hat, vergleichbares nicht aufkommen zu lassen.

      > Wir würden sofort umsteigen.

      Dann steigt doch auf ein anderes Betriebssystem um. Es gibt schließlich mehrere (Linux, MacOS).

      Michael Püschner

    • Am 4. April 2004 um 20:19 von Ulli

      AW: AW: Microsoft
      Ich muß Michael da ziemlich Recht geben. Es gibt andere OS und Progs. Und nur wenn wir sie benutzen und verwenden, haben wir die Chance MS Einhalt zu gebieten. Ich rechne da nicht in 1, 2, 5 oder 10 Jahren, sondern in größeren Zeiträumen.
      Die andere Seite der Medallie ist auch, daß Hilly Billy es eigentlich nur sehr, sehr gut verstanden hat (ich spreche ihm hiermit wirklich meinen unverblümte Anerkennung aus)Ideen anderer Leute (Firmen), abzukupfern. Jeder halbwegs Interessierte weiß ja wohl, daß die Grundlagen für MS-DOS nicht von Billy stammen, daß WINDOWS bei Apple entstanden ist, daß der EXPLORER seinen Anfang bei Mozilla hat, …..
      Wegen all dieser Sachen (jetzt kommt gerade rein, daß Billy sich bezüglich Java aus der Affäre zieht, Schei..) muß es Widerstand geben.

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