RealNetworks: Nicht nur Microsoft ist Schuld

Trotz allem muss man RealNetworks für seine Ausdauer und die geradezu unheimliche Fähigkeit, sich blitzschnell zu wandeln, Respekt zollen. Noch beeindruckender für ein Dot-Com-Unternehmen ist der Umstand, dass Real eine Bargeldreserve von 374 Millionen Dollar anlegen konnte – eine beachtliche Kriegskasse, aus der sich das Unternehmen bedienen kann, wenn es sich nun auf sein nächstes Geschäftsfeld begibt, das Bereitstellen von Inhalten für drahtlose Netzwerke. Real Networks hat außerdem 100 Millionen Dollar an ausstehenden Verbindlichkeiten.

Selbst die Kritiker von RealNetworks, das Anfang des Jahres sein zehntes Geschäftsjubiläum feierte, geben zu, dass das Unternehmen Anerkennung dafür verdient, dass es allen Veränderungen und Angriffen so lange widerstanden hat. Sowohl Freunde als auch Feinde von Bob Glaser, dem Gründer und CEO von RealNetworks, sagen, dass er Unglaubliches geleistet hat, indem er dem Unternehmen immer wieder eine neue Richtung gegeben hat, um der Konkurrenz, den Markttrends und den Launen der Wirtschaft stets voraus zu sein.

Glaser, der ein Jahrzehnt lang als enger Mitarbeiter von Bill Gates bei Microsoft gearbeitet hat, bestreitet, dass RealNetworks sich über die Konkurrenz zum Windows-Imperium definiert. Menschen, die ihn gut kennen, bezeugen aber das Gegenteil. Microsoft zu schlagen, ist ein altes Ziel, dass zeitweilig an Besessenheit grenzt.

Aus diesem Grund stellte sich bei RealNetworks eine Art Bunker-Mentalität ein, die für die kampferprobten Manager zu einer Quelle sowohl von Enttäuschung als auch Entschlossenheit wurde. Auch wenn die Aussichten nicht gut waren, hat sich das Unternehmen beharrlich geweigert, seinen Widersachern Boden zu überlassen und seinen Anspruch verteidigt, „der führende Anbieter von Diensten und Software für digitale Medien“ zu sein.

Dieses stoische Gebaren, so bewundernswert es auch sein mag, verdeckt die schwierige Frage, der sich RealNetworks im Zuge seines Verfahrens gegen Microsoft stellen muss: Inwieweit kann das Unternehmen seine Erfolge in die Welt hinausposaunen, um neue Kunden zu werben, und gleichzeitig behaupten, dass es ein Opfer übler Machenschaften gewesen sei?

Microsoft machte sich diesen Punkt in seiner Widerlegung der Vorwürfe von RealNetworks zueigen. „Dies ist einer der Fälle, in denen ein führendes Unternehmen versucht, das Kartellrecht zu missbrauchen, um seinen Marktanteil zu schützen und auszubauen“, ließ das Unternehmen kürzlich in einer Erklärung aus seinem Hauptquartier in Redmond, Washington, verlauten.

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