Offshoring-Profi: „Ich will nicht, dass Menschen unseretwegen ihre Arbeit verlieren“

ZDNet: Gibt es kulturelle Probleme bei der Zusammenarbeit mit Indern?

Biernacki: Inder tun sich schwer, nein zu sagen. Ich werte das als Zeichen von Rücksicht gegenüber dem Gesprächspartner und als Höflichkeit. Es bedeutet aber auch, dass man jedes „Ja“ genau analysieren muss. Ein weiterer Unterschied ist, dass Inder ein hohes Konsensbedürfnis haben.

ZDNet: Was bedeutet das?

Biernacki: Man muss Projekte sehr viel detaillierter durchsprechen als mit einem europäischen Gesprächspartner. Danach aber sind die Dinge, die man gemeinsam zu Papier gebracht hat, ausgesprochen tragfähig.

ZDNet: Wie lässt sich ein „Ja“ ausloten, ohne unhöflich zu werden?

Biernacki: Nun, ich setze einen Termin und frage nach, wenn die Frist überschritten ist. Die Antwort: Entweder er hat etwas nicht richtig verstanden, er fühlt sich unsicher oder er weiß es noch nicht. Damit ist die Basis für ein klärendes Gespräch geschaffen.

ZDNet: Bedeutet das, dass man für die Planung von Projekten solche iterativen Prozesse einplanen muss, die zeitraubend sein können?

Biernacki: Nicht immer. Wie bei jeder Zusammenarbeit bildet sich mit der Zeit ein gegenseitiges Verständnis heraus. Dann klappt die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern reibungslos und bei Problemen wagen sie es auch zwischendurch nachzufragen. Auch wenn es gerade hier eine natürliche Scheu zu geben scheint. Generell gilt, dass der Umgangston immer sehr freundlich und respektvoll bleibt.

ZDNet: Es gibt immer neue Mitarbeiter in Projekten. Wie schafft man es gegenüber Kunden genaue Zeitpläne zu garantieren, wie TCS das tut?

Biernacki: Der Abstimmungsprozess, wie ich ihn beschrieben habe, muss vorher erledigt werden. Manche Kunden finden die Vertragsverhandlungen mit uns daher etwas langwierig. Aber dieses Verfahren hat den Vorteil, dass beim Abschluss viele Dinge hinterfragt und geklärt sind, die sonst später zu Problemen führen könnten.

ZDNet: TCS hat Mitarbeiter aller Nationalitäten. Kompliziert sich die Situation dadurch nicht zusätzlich?

Biernacki: Das ist die Situation eines jeden international tätigen Konzerns. Man muss einfach lernen, dass man ein Rechenzentrum nicht um sechs Uhr abends abschalten kann, wenn man Mitarbeiter in anderen Zeitzonen hat. Worauf es ankommt, ist der Wille zur Internationalisierung. Es war immer mein Traum, in einem interkulturellen Unternehmen zu arbeiten. Natürlich müssen dabei kulturelle Besonderheiten zugelassen werden. TCS wird ein indisches Unternehmen bleiben.

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