Indische IT-Anbieter, die bisher vom Outsourcing-Boom profitiert haben, müssen ihren eigenen Technikern künftig mehr zahlen, um sie bei der Stange zu halten. Gleichzeitig können Firmen wie Infosys, Wipro oder Satyam Computer ihren Auftraggebern für die Arbeitsstunden weniger verrechnen als noch vor kurzem. Dadurch dürfte es mit den hohen zweistelligen Zuwachsraten für die indischen IT-Firmen in Zukunft vorbei sein, berichtet das Wall Street Journal.
Die Profitabilität der indischen Dienstleister ist gefährdet, heißt es in einem aktuellen Bericht von ABN Amro zur Situation der Softwareindustrie auf dem Subkontinent. Der Kostenvorteil der indischen Anbieter sei unter Druck. Der Abschied vom Profitparadies schlägt sich für die indischen IT-Größen bereits in den aktuellen Zahlen nieder.
So sind die Nettogewinne der drei größten gelisteten Software-Gesellschaften des Landes, von Infosys, Wipro und Satyam Computers, im abgelaufenen Geschäftsjahr zwar noch immer um 29 Prozent angestiegen. Gegenüber den goldenen Zeiten zu Beginn des Jahrhunderts bedeutet dies aber einen herben Rückschlag. 2000 bzw. 2001 konnten die Unternehmen noch mit einer Verdopplung ihres Gewinnes aufwarten. Im laufenden Jahr könnte der Gewinnzuwachs laut Meinung von Analysten sogar auf unter 20 Prozent fallen.
Die indischen Firmen leider darunter, dass auf ihrem eigenen Heimmarkt plötzlich westliche Firmen auftauchen und dadurch die Gehälter für Techniker in die Höhe treiben. Accenture etwa hat bereits kundgetan, seine Beschäftigtenzahl in Indien bis Dezember auf 10.000 zu verdoppeln. Ähnliche Pläne gibt es bei der britischen Xansa sowie den US-Größen IBM, Hewlett-Packard sowie Electronic Data Systems. Diese westlichen Firmen zahlen ihren Beschäftigten in der Regel Gehälter, die um 30 Prozent über den bei indischen Unternehmen üblichen Löhnen liegen. Bisher haben sich indische Softwarespezialisten oft mit weniger als einem Fünftel des Gehalts ihrer Kollegen in Industrieländern begnügen müssen.
Durch die besseren Gehälter, die westliche Firmen zahlen, kommen die indischen IT-Unternehmen unter Druck, hier ebenfalls nachzuziehen. Bereits im vergangenen Jahr haben die Software-Companies ihre Zahlungen um 15 bis 20 Prozent erhöht, um die Mitarbeiter nicht zu verlieren. Dabei kostet, so schätzen Analysten, die indischen Softwareriesen bereits eine Gehaltserhöhung von zehn Prozent rund 1,5 Prozent des Umsatzes. Die zunehmende Konkurrenz durch Firmen aus Industrieländern auf dem eigenen Markt bringt aber auch die Einnahmen unter Druck. So verrechnen etwa Infosys und Wipro ihren Kunden 24 Dollar pro IT-Arbeitsstunde gegenüber 27 Dollar im Jahr 2000.
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1 Kommentar zu Indische IT-Firmen unter Druck
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Was für ein Hohn
Ich freue mich auch, wenn die Firma, in der ich arbeite, profitabel arbeitet, also Gewinn erwirtschaftet. Aber dass schon ein Gezeter angestimmt wird, wenn das Wachstum !! des Gewinnes auf 20% abgefallen ist, ich glaube, das werde ich nie begreifen. Ich kann nur hoffen, daß noch mehr westliche Firmen in den "Billiglohnländern" investieren. Denn dann wird es immer schwieriger das Outscourcen von Kapazitäten und Wissen aus Deutschland ins Ausland mit Kostenvorteilen zu begründen. Und ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn die Kollegen in Indien oder Osteuropa genauso viel Geld verdienen wie wir hier.