Der NIS-Server erlaubt dem Windows-Rechner, auf dem SFU installiert wurde, als NIS-Master für alle Unix-Systeme im jeweiligen Netzwerk zu fungieren. Damit ist dieser nicht einfach Teil einer NIS-Domäne unter Verwendung des Name-Mapping-Service. Stattdessen wird hier ein Windows Domain Controller als NIS Domain-Master eingesetzt. Um den NIS-Server verwenden zu können, muss Active Directory aktiv sein, da ein AD-Container-Objekt zur Verwaltung der NIS-Domäne verwendet wird. NIS-Server unterstützt Unix-Rechner als Backup-NIS-Domain-Server, aber das Windows-System muss die Kontrolle haben. Wenn man sich tatsächlich für den Umzug auf den NIS-Server entscheidet, kann man einen Migrations-Assistenten nutzen, der bestehende Nutzerkonten auf Active Directory überträgt.
NFS-Client
NFS-Client und Server erlauben Windows- und Unix-Systemen, Dateien untereinander direkt auszutauschen. Der Server gestattet, Dateien, die zuvor auf einem Unix-Host gespeichert waren, auf einem Windows-Server zu speichern, ohne dass spezielle Software oder Unix-Clients installiert werden müssten, um auf die Dateien zuzugreifen. Ebenso kann man mit dem Client-Service auf Dateien zugreifen, die auf einem Unix-Server gespeichert sind. SFU enthält außerdem ein NFS-Gateway, das es einem Windows-Server erlaubt, auf einem NFS-Server abgelegte Dateien direkt an Windows-Clients zu übertragen. Man kann allerdings denselben Effekt erzielen, indem man entweder – bei einer kleinen Anzahl von Anwendern – den NFS-Client auf den Rechnern der Anwender installiert oder indem man, falls es viele Anwender gibt, die Dateien auf einen Windows-Server überträgt und den NFS-Server installiert.
Da der NFS-Client eine Komponente von Windows ist, besteht eine Marotte darin, dass der mount-Befehl unter dem POSIX-Subsystem nicht zur Verfügung steht, sondern lediglich die Windows-Befehlszeile. Dies könnte unter Umständen zu Problemen führen, wenn die eigenen Scripts das Mounten von NFS-Datenträgern vorsehen – man müsste diese entweder manuell mounten, bevor die Scripts ausgeführt werden, oder unter Windows eine gesonderte Batch-Datei aufrufen, die dies übernimmt. Auf jeden Fall muss man sein Script umschreiben.
Alle Services in SFU können über die Windows-Management-Konsole oder die Windows-Befehlszeile gesteuert werden. Die zweite Möglichkeit erlaubt auch eine Fernsteuerung der Services über den mit SFU gelieferten Telnet-Server (oder den in aktuelleren Versionen von Windows enthaltenen). Ebenfalls möglich ist hier eine automatische Bereitstellung dieser Services auf mehreren Geräten – man kann eine Batch-Datei ausführen, die jede gewünschte Komponente installiert.
POSIX-Subsystem
Das POSIX-Subsystem mit Namen Interix ist ein Drittanbieter-Produkt von Interop Systems. In der Grundausstattung sind Korn- und C-Shells, der GNU C-Compiler und die dazu gehörenden Bibliotheken enthalten. Die meisten Unix-Utilities – zum Beispiel grep, awk, sed – werden zusammen mit Interix geliefert. Allerdings gibt es eine seltsame Mischung aus einigen von Interop Systems bereitgestellten Tools und GNU-Tools, wobei die erstgenannten anscheinend auf Interix portierte Versionen von BSD-Tools sind. Diese hybride GNU/BSD-Umgebung verursacht kleinere Probleme. So liest die installierte Version von tar beispielsweise einige der in anderen Versionen erstellten tar-Dateien nicht richtig, was zu einer Fehlermeldung führt, obwohl alle Dateien in dem Archiv korrekt dekomprimiert wurden. Im Test führte dies zunächst zu einigen Problemen beim Versuch, einige bereits komprimierte Anwendungen zu installieren, die Installation des GNU tar-Programms schafft hier Abhilfe. Als weitere Alternative bietet sich an, zum Entpacken des Archivs ein Windows-Packprogramm zu benutzen, das gzip/tar-Dateien versteht.
Die Shells laufen als Anwendungen in der Windows-Konsole. Der QuickEdit-Modus ist hier nicht voreingestellt, wer also Wert auf Unix-ähnlichere Kopier- und Einfügevorgänge legt, muss die Programmeigenschaften für jede verwendete Shell oder Befehlszeile ändern. Obwohl als Teil von Interix auch Bibliotheken für X-Windows bereitgestellt werden, enthält SFU keinen X-Server für Windows. Microsoft verweist auf die große Zahl der bereits kostenfrei und auch kommerziell angebotenen X-Server, und gibt zu verstehen, dass man auf einen von diesen zurückgreifen soll, wenn man X-Anwendungen lokal ausführen muss.
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