Schwer zu sagen, ob Peiter Mudge Zatko ein Exzentriker oder nur ein besonders engagierter Verfechter der Privatsphäre ist.
Ein Beispiel – seine Antwort auf die Interviewanfrage von ZDNet: „Ich will nicht schüchtern erscheinen, aber ich bemühe mich, keine Angaben zu meinem Alter, meiner Rassen- und Religionszugehörigkeit und ähnlichem zu machen. Der Grund dafür ist ein anderer, als die meisten vielleicht glauben: Ohne unwesentliche Angaben wie etwa über meine Hautfarbe und die eben erwähnten Dinge fehlen auch Informationen, die normalerweise dazu verleiten, einen Menschen vorab einzuordnen.“
Es scheint, dass Zatkos Gehirn bereits seit frühster Jugend überdurchschnittlich schnell arbeitet. „Als ich aufwuchs, konnte ich mit etwa fünf Jahren das Konzept ‚Leben‘ nicht in den Griff bekommen. Der Gedanke daran, dass der Tod eine akzeptierte unbekannte Größe ohne weitere Angaben sein sollte, machte mich geradezu verrückt“, sagt er.
Man mag nun einwenden, dass existenzialistische Fragen wie diese in die Erwachsenenwelt oder doch zumindest in die der Heranwachsenden gehören, aber sicher ist, dass Zatko bereits in extrem jungen Jahren an schwierige Konzepte herangeführt wurde. „An meinem Kinderbett schmirgelte mein Vater die Kanten von Computerkomponenten aus den frühen 60er Jahren ab, so zum Beispiel die Frontblenden von Systemen mit numerischen Röhrenanzeigen“, erinnert er sich.
Peiter Mudge Zatko. |
Die Art, in der Zatko über ihn spricht, lässt darauf schließen, dass sein Vater die zentrale Bezugsperson für sein Leben war.
„Ich habe meinen Vater gefragt, woran er glaubt, wo seine religiösen Überzeugungen liegen. Er weigerte sich, mir Auskunft zu geben. Stattdessen begann er, mich jeden Sonntag zu Kirchen verschiedener Glaubensgemeinschaften zu bringen und fragte mich nach meinen Interpretationen. Mehrere Jahre später hatte ich dann mein eigenes ‚Glaubenssystem‘ zusammengestellt“, so Zatko.
Was die Arbeit betrifft ist er geradezu fanatisch. „Alles, was ich tue, muss ich mit vollem Einsatz tun.“
Für Zatko gibt es zwischen Arbeit und Privatleben keinen Unterschied, und er gibt offen zu, dass sein Leben sehr unausgeglichen ist. „Ich unterscheide auch nicht zwischen persönlichen und geschäftlichen Beziehungen. Als ich mich entschloss mit Golden Gloves-Boxen und Muay Thai-Boxen anzufangen, geschah dies um diese Sportarten perfekt zu beherrschen. Wenn ich mich mit Computern beschäftige, will ich die soziopsychologischen Interaktionen und die Schwächen, die sie mit sich bringen, vollkommen begreifen“, erklärt er.
Seine Eltern sind gebildet, stammen aber aus Arbeiterfamilien. Zatko zufolge hat seine Mutter „die Depression erlebt“, während sein Vater auf einer Farm aufwuchs. Als Kind erhielt Zatko eine musikalische Ausbildung und Unterricht in Wissenschaft und Mathematik, während er sich gleichzeitig „Respekt für körperliche Arbeit und das Landleben“ bewahrt hat.
Er hält nach wie vor die Werte hoch, die ihm seine Eltern in seiner Jugend mitgegeben haben. „Mir wurden bewusst in früher Kindheit Freiheiten eingeräumt und ein Gefühl der Unabhängigkeit vermittelt. Rückblickend ist die Absicht klar zu erkennen: Es ging darum, die Entscheidungsfähigkeit auszubilden und Pläne fürs Leben schmieden zu können, während noch immer die Möglichkeit bestand, bei meinem Vater Schutz zu finden“, erklärte er. „Ich habe gesehen, wie sich andere zum Ende der Highschoolzeit und im College selbst zerstört haben – es war offensichtlich, dass dies ihre ersten Erfahrungen mit der Freiheit waren.“
Von rechts: Ganz außen Peiter Zatko, neben ihm Generalstaatsanwältin Janet Reno und US-Präsident Bill Clinton bei einer Expertenrunde im Weißen Haus. |
Im Jahr 2000 wurde Zatko zu einem Gipfelgespräch über Sicherheitsfragen eingeladen, dem der frühere US-Präsident Bill Clinton vorsaß. „Ich hatte die Gelegenheit mich danach mit ihm zu treffen und mich auch privat mit ihm zu unterhalten“, sagte er. „Ich könnte Tausende von Geschichten erzählen, aber sie wären zu lang.“
Als einer der Gründer der Grey-Hat-Gruppe L0pht Heavy Industries – aus der später das Sicherheitsunternehmen @Stake hervorging – war er für die Programmierung von L0phtCrack verantwortlich, einem Produkt, das noch immer von @Stake vertrieben wird.
L0phtCrack ist ein einfaches Programm – ein bemerkenswert effektiver Passwortknacker für Windows-Systeme. Zatko besteht darauf, dass er das Tool geschrieben hat, um etwas zu beweisen und nicht, um Geld damit zu verdienen.
„Als ich L0phtCrack schrieb, wollte ich unter anderem zeigen, dass die eingesetzten Microsoft-Systeme keine ’sicheren‘ verschlüsselten Passwörter enthalten konnten – nicht, dass es Passwörter gegeben hätte, die sicherer waren als andere. Das sollte nicht bedeuten, dass man keine Microsoft-Produkte verwenden soll, sondern, dass man sich im Klaren darüber sein sollte wo die Sicherheitsgrenzen gezogen werden müssen, wenn man die Microsoft-Plattform verwenden will, ohne die Infrastruktur unangemessenen Risiken auszusetzen“, so Zatko.
„Sind L0phtCrack und ähnliche Programme noch sinnvoll? Ja. Ist dies ein Beispiel dafür, wie die Ergebnisse eines Tools fehlinterpretiert werden und möglicherweise zu einem falschen Sicherheitsverständnis führen? Leider muss auch diese Frage bejaht werden“, fügt er hinzu.
Zatko ist der Ansicht, dass dieses Beispiel – der Missbrauch eines Tools wie L0phtCrack – auf viele Sicherheitsprodukte zutrifft. Er hat aber einen Rat zur Verbesserung der Lage: „Teilen Sie sich mit, seien Sie offen, kommunizieren Sie, stellen Sie überall Fragen, teilen Sie Antworten, die Ihnen helfen, auch anderen mit, denken Sie nicht in Schwarz und Weiß, verletzen sie sich und andere nicht. Verbessern Sie die Welt und nicht Ihr Bild von sich selbst – Ersteres ist möglich und gleichzeitig die Voraussetzung für Letzteres.“
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