Doch auch ein neues Bussystem könnte die IT-Probleme nicht lösen. Laut Groth fehlt grundsätzlich ein spezifisches Auto-Betriebssystem und eine Management-Software, die mit Hilfe einer neuen IT-Schicht die zentrale Steuerung von IT-Komponenten ermöglicht. Bisher jedoch wird jegliche Funktionalität vom ABS, EPS und Motorblocksteuerung bis zum elektrischen Fensterheber, Blinker- und Kraftstoff-Relay sowie Handyanschluss fest in Hardware verdrahtet. Damit wird das Auto zu einem rollenden Rechenzentrum mit bis zu 10 000 möglichen Schnittstellen bei 100 Komponenten.
Für den Sun-Vordenker Groth, der mittlerweile ein offenes Vision-Team für strukturiertes Erfinden ins Leben gerufen hat, hilft den Automobilfabrikanten jedoch nur eine grundsätzliche Änderung der IT-Architektur im Auto. Groth subsummiert die Technik unter zwei Toptrends: dem Organic Computing und dem Produkt-Rechenzentrum. Die starren Hardwaresysteme müssen seinen Worten zufolge einer Struktur weichen, die sich wie ein Grid verhält. Fällt etwa ein Hauptrechensystem aus, müssen andere Kapazitäten ihre Leistung herunterfahren oder stoppen. Das könne nicht funktionieren, wenn eine Verbindung zwischen den On-Board-Komponenten weiterhin als Stecker plus Protokoll definiert würde. Vielmehr bedürfe es eine Dienstleistungsebene, einer Systemverwaltung, die regelbasiert solche Aufgaben erledige.
Softwaretechnisch funktioniert Dienstleistung mit Hilfe von Objekten und Web-Services. Die sind klein, handlich, erlauben eine lose Koppelung und lassen sich dadurch flexibel kombinieren und unproblematisch ersetzen. Die mit Hilfe der Beschreibungssprache WSDL (Web Service Description Language) definierten Schnittsellen sind wie das Protokoll standardisiert und ermöglichen eine systemunabhängige Erstellung. Somit lassen sich dieselben Routinen in unterschiedlichen Zusammenhängen zu nutzen. Der Oberhead bleibt gering. Eine Management-Software fungiert als Directory-Service, bei dem alle Software-Objekte und invokierten Dienste hinterlegt sind.
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