Die Regierung von Singapur will in den nächsten fünf Jahren 50 Millionen Singapur-Dollar (24,2 Millionen Euro) investieren, um den bürokratischen Aufwand und Papierkram bei der Abwicklung jeder Art von Warenumschlag zu verringern. Ein Web-basiertes System soll den Informationsaustausch zwischen Unternehmen aus den Bereichen Logistik und Transport erleichtern. Das kündigte heute Lee Boon Yang an, der Minister für Information, Kommunikation und Kunst.
„Ein effizienterer Informationsfluss zwischen Speditionsfirmen, Frachtunternehmen, Transporteuren und Finanzdienstleistern wird den Fluss von Gütern nach Singapur, durch Singapur und aus Singapur erleichtern“, betonte Lee. Daten der Infocomm Development Authority (IDA) zufolge kann eine einzelne Import-Export-Transaktion im Inselstaat bis zu 25 Unternehmen involvieren und erfordert 30 bis 40 Handelsdokumente sowie Genehmigungen diverser Regierungsbehörden.
Derzeit werden für diese Geschäftsprozesse noch traditionelle Kommunikationsformen wie Faxe und Sprachtelefonie in Verbindung mit den unterschiedlichen Inhouse-IT-Systemen der Unternehmen genützt. Dabei liegt die Duplizierungsrate von Daten bei 70 Prozent – Informationen müssen meist neu eingegeben werden, wenn ein weiteres Unternehmen in eine Transaktion eintritt, erklärt Serene Ho, die bei IDA den Bereich Special Projects leitet. „Es fehlt an Durchsichtigkeit bei der Informations- und Versorgungskette.“
Als Lösung sieht IDA das jetzt geplante zentrale IT-System, das ein Web-Interface für die Dateneingabe bieten soll und als zentraler Speicher für die Daten dient. Jede in eine Warentransaktion involvierte Firma muss sich dann nur noch ins System einloggen, benötigte Informationen abrufen, eigene Eingaben machen und den Datensatz an das nächste Unternehmen der Kette weiterleiten, erklärte Ho. Die Plattform werde mit bestehenden Systemen der Regierung von Singapur integriert, darunter auch die der Hafen- und der Flugbehörde, sodass Beantragung und Erstellung von Handelsgenehmigungen automatisiert werden könnten.
Das System könnte der Industrie in den nächsten zwei Jahrzehnten bis zu 700 Millionen Singapur-Dollar (339 Millionen Euro) sparen, sagt eine Studie des Logistics Institute Asia-Pacific. „Der Haupteffekt ist bessere Wettbewerbsfähigkeit der Logistik-Industrie“, meint auch Lee.
Ein Teil des Budgets wird neben der Entwicklung der IT-Infrastuktur auch in ein Incentive-Programm gehen, das Unternehmen Prämien bietet, wenn sie die Technologie frühzeitig übernehmen, sagt IDA-Vorstand Tan Ching Lee. Sie fügte hinzu, dass das System spätestens Ende 2006 im Einsatz sein solle und auf „offenen Industire-Standards“ für den Datenaustausch wie XML basieren werde.
Die ehemalige britische Kolonie Singapur besitzt laut CIA World Fact Book den nach umgeschlagener Tonnage gemessen größten Hafen der Welt. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf entspricht dem der Länder Westeuropas.
Neueste Kommentare
Noch keine Kommentare zu Singapur plant virtuellen Hafen
Kommentar hinzufügenVielen Dank für Ihren Kommentar.
Ihr Kommentar wurde gespeichert und wartet auf Moderation.