„Hauptursache für Wirtschaftskriminalität ist der immer härter werdende Konkurrenzkampf der Unternehmen“, zeigte sich Cole überzeugt. In der Folge würden nach immer neuen Wegen gesucht, an unternehmensrelevante und -entscheidende Daten des Wettbewerbers zu kommen. Am einfachsten passiere dies durch illoyale Mitarbeiter. „Wir haben es oft mit Fällen der Untreue, Betrug und Steuerhinterziehung zu tun“, berichtete Staatsanwalt Jobski. „Unter den Bereich Untreue fallen Straftaten, die sich aus firmeninternen Unrechtstaten ergeben. Das ist nicht unser Löwenanteil, aber das spielt schon eine gewichtige Rolle.“ Cole berichtete in diesem Zusammenhang, dass es als erwiesen gelte, dass wenigstens jedes dritte Unternehmen in Deutschland Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden ist. In Dreiviertel aller Fälle seien die Täter aus den eigenen Reihen gekommen.
„Wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier von Menschen sprechen“, gab Kroll Ontrack-Chef Reinhold Kern zu bedenken. „Ein Mensch kann im Laufe seines Berufslebens in verschiedene Situationen kommen – finanzielle Nöte, Krankheit, familiäre Probleme… bedenken Sie nur, dass beispielsweise auch im Bankenbereich Mitarbeiter entlassen werden. Stellen Sie sich vor, da hat jemand ein Häuschen gebaut und plötzlich steht er vor der Kündigung. Da kommen Existenzängste auf. Solche Situationen lassen die Hemmschwellen einfach sinken! Man ist eher bereit, etwas Illegales zu tun und Daten mitzunehmen. Und es geht heute ja auch viel einfacher als früher.“ Heute müsse man nicht mehr tagelang Papier kopieren, ein Speicherstick und eine Minute Zeit genüge.
Die Anwältin Britta Grauke berichtete von einem typischen Fall, bei dem ein Mitarbeiter kritische Unternehmensdaten an die Konkurrenz weitermeldete, wo er wenig später dann auch hinwechselte. Überführt worden sei er anhand von E-Mails, die er mit seinem neuen Arbeitgeber gewechselt habe.
Grundsätzlich sei zwischen Einzeltätern und organisierter Kriminalität zu unterscheiden, so Lang. Letztere sei oft auch im Bereich der „militärischen Nutzung“ angesiedelt. Nur kurz erwähnt auch Kriminalhauptkommissar Moewes das von Amerikanern und Briten unterhaltene Abhörsystem Echelon. Die Diskussionsrunde fokussierte sich in der Folge in erster Linie auf die „kleine“ Wirtschaftskriminalität, wie sie auch in mittelständischen und kleinen Firmen anzutreffen sei.
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