Tunesien: 13 Jahre Haft für Internet-Nutzer

Gericht sieht in heruntergeladenen Dateien den Beweis für terroristische Absichten

Weil sie sich Dateien aus dem Internet herunter geladen haben, sind sechs junge tunesische Männer zu langen Haftstrafen von bis zu 13 Jahren verurteilt worden. Ein Berufungsgericht im südtunesischen Zarzis hat jetzt den Richterspruch bestätigt.

Die Verurteilten sollen terroristische Anschläge geplant haben. Einziger Beweis sind laut „Reporter ohne Grenzen“ erzwungene Geständnisse sowie Internet-Dateien. Ob es sich dabei um temporäre Internet-Dateien handelt oder um herunter geladene Dokumente, ist nicht bekannt. „Dateien aus dem Internet zu laden, reicht aus Sicht von Reporter ohne Grenzen für eine Verurteilung nicht aus“, beklagen die Menschenrechtler.

Allerdings hat das Berufungsgericht das Strafmaß auf 13 Jahre reduziert – zuvor waren Gefängnisstrafen von über 19 Jahren angeordnet worden. Die sechs Männer gehören zu einer Gruppe von insgesamt neun Surfern, die im April dieses Jahres zu bis zu 26 Jahren Haft verurteilt wurden. Die Anklage bezeichnete die Gruppe als „Brigade des Propheten“ und unterstellte ihnen Nähe zum Terrornetzwerk Al Qaida.

Die angeblichen Geständnisse der Verurteilten bezeichneten die Anwälte der jungen Internetnutzer als ungültig, da sie unter Folter erzwungen worden seien. So hatte der mit 18 Jahren jüngste Verurteilte Abderraszak Borguiba bei seiner Verhandlung ein gerissenes Trommelfell und Anzeichen einer Gesichtslähmung.

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2 Kommentare zu Tunesien: 13 Jahre Haft für Internet-Nutzer

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  • Am 20. März 2006 um 12:28 von keine angaben

    Tunesien: 13 Jahre Haft für Internet-Nutzer
    das ist in tunesien altag das jemann gevolter wird und da kann keiner was gegen tun

  • Am 12. Juli 2004 um 13:09 von Dirk Faßbender

    Meiden
    Tunesien ist ein Urlaubsland. Dort kann man sie am empfindlichsten treffen. Totaler Boykott solange bis zumindest Grundzüge eines Rechtsstaates zu erkennen sind. Hat bei der Türkei auch gewirkt. Hier war und ist das Druckmittel der EU-Beitritt. Zwar ist die Türkei auch noch weit davon entfernt, die Menschenrechtsverletzungen zu lassen, aber sie ist durch den Druck weiter als je zuvor. Also internationalen Druck durch Boykott dieses Landes und in Tunesien liese sich vielleicht etwas vergleichbares erreichen.

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