Viel häufiger sind die Käufe relativ preisgünstiger Add-Ons und zusätzlicher Endanwender-Lizenzen zur Vervollständigung vorhandener Systeme. Dies ist der Ansatz, den Tad Piper, Senior Analyst bei der Finanzforschungsfirma Piper Jaffray, den „möchten Sie noch Pommes dazu“-Ansatz nennt. „Die Leute suchen im Softwarebereich eigentlich nicht nach dem Allerneuesten“, sagte er.
AMR geht zwar davon aus, dass die Umsätze an Neulizenzen in diesem Jahr steigen werden, jedoch nur um drei Prozent für die wichtigsten Enterprise-Resource-Anwendungen – auf 15,8 Milliarden Dollar. Das wäre immerhin ein ganz ansehnliches Wachstum, vor allem, wenn man es im Vergleich zu der Abnahme von einem Prozent in den vergangenen Jahren sieht.
Aber selbst diese bescheidene Wachstumsaussicht wird nun in Frage gestellt. Die Technologieausgaben der letzten sechs Monate sollten auch zu neuen Verkäufen im Enterprise-Bereich führen. Die Umsätze bei Datenbank-Software und Integrations-Tools haben in den letzten Monaten wieder angezogen, aber eine Erholung im ERP-Markt hat sich nicht abgezeichnet. „Der ERP-Markt ist zwar nicht komplett eingefroren, aber es gibt momentan sicherlich einen Stillstand“, so Piper.
All diese Umstände machen klar, warum es für SAP sinnvoll ist, mit Microsoft zu verhandeln. Die vorgeschlagene Übernahme hätte SAP Zugang zu dem noch relativ unerschlossenen Markt der kleinen und mittelständischen Unternehmen verschafft, den alle Hersteller von Enterprise-Software begehren. Der Theorie zufolge haben sich kleinere Firmen im Gegensatz zu Großunternehmen bisher noch nicht für eine primäre Business-Anwendung entschieden.
„SAP wird mit Verkäufen an sehr große Konzerne in Verbindung gebracht. Die Leute assoziieren Produkte und Technologien von SAP daher als hochkomplex und teuer“, so Shepherd. „SAP hat offensichtlich nicht sehr viel Erfahrung im unteren Marktsegment, mit hochvolumigen, niedrigpreisigen Verkäufen – dafür ist Microsoft in diesem Bereich sehr gut.“
Kagermann zufolge hat für SAP die Steigerung seiner Gewinne und der Ausbau der Kundenbasis in diesem Jahr Priorität. Ein Vertragsabschluss mit Microsoft wäre für SAP-Bestandskunden aufgrund einer verbesserten Integration zwischen den Produkten der beiden Unternehmen vielleicht von Vorteil gewesen. Außerdem hätte er SAP Zugang zu kleineren Kunden vermittelt.
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