ZDNet: Kann ein Ferrari-System auch „abstürzen“?
Gundel: Ja, zumindest zeitweise. Die Funktionen des Autos hängen komplett von der Software ab. Diese kann jedoch fehlerhaft sein. Ein Crash ist nur zeitweise, da wie bei Embedded Software üblich genügend Überwachungsfunktionen vorhanden sind, die das System nach kurzer Inaktivität neu booten. Daher sollte die Frage eigentlich heißen: Kann ein Ferrari einen kurzen Software-Schluckauf haben? Die Antwort ist: Ja. Aber da die Software unter Laborbedingungen und vor dem Rennen sehr ausgiebig getestet wird, dürfen Sie nicht erwarten, dass das an einem Rennwochenende passiert.
ZDNet: Welchen Anteil hat die IT an der starken Position von Michael Schumacher?
Gundel: Das hängt davon ab, wen Sie fragen. Jemand wie ich, der mit Kontroll- und Datenanalyse-Software arbeitet, sagt natürlich, dass Software für Schumacher eine wichtige Unterstützung ist. Gute Software ermöglicht es einem guten Fahrer noch das Quäntchen an Performance herauszuholen, das nötig ist, um an der Konkurrenz vorbeizuziehen. Man muss jedoch sagen, dass nicht nur Michael Schumacher eine Rolle bei einem Ferrari-Sieg spielt. All’ unsere Fahrer, Michaels Teamkollege Rubens Barichello und unser Testfahrer Luca Badoer, tragen zu unserer derzeitigen Form bei.
ZDNet: Wie ist das Verhältnis zwischen Computer-Simulation und Tests, die auf der Rennstrecke durchgeführt werden müssen?
Gundel: Das ist schwer zu sagen. Geht es um das Testen bestimmter Funktionen, steigern wir unsere Anstrengungen im Bereich Computersimulation von Tag zu Tag, da es deutlich günstiger ist als Teile zu konstruieren oder Kontroll-Software zu schreiben und dann im Auto zu testen. Es gibt jedoch Kriterien wie Zuverlässigkeit und das Zusammenspiel mit anderen Komponenten, wo es keinen Weg gibt, reale Tests zu umgehen. Aber während Simulationen eine zunehmende Rolle spielen, haben wir unsere realen Tests nicht zurückgefahren. Wir testen noch mehr!
ZDNet: Wie lange dauert so eine Simulation?
Gundel: Wenn wir Änderungen an Funktionen wie Traktionskontrolle durchführen, können wir diese Simulationen zwischen zwei Läufen in wenigen Sekunden durchführen. Andere Simulationen wie Aerodynamik können Stunden in Anspruch nehmen und werden normalerweise vor einem Rennwochenende gemacht. Die Ergebnisse bekommen wir dann als Liste von Kenngrößen. Strukturelle und kinematische Simulationen können sogar mehrere Tage dauern. Sie sind jedoch Teil eines anderen Produktionszyklus.
Neueste Kommentare
Noch keine Kommentare zu Schumi ist wieder Weltmeister: So hat ihn die IT unterstützt
Kommentar hinzufügenVielen Dank für Ihren Kommentar.
Ihr Kommentar wurde gespeichert und wartet auf Moderation.