Letztendlich kann man den Markt nur realistisch ausloten, indem man ihn eben auslotet – und das hat Google getan. Als Reaktion auf einen durch Presseberichte verzerrten Markt kam man mit einem zu hoch angesetzten Emissionsangebot heraus um den tatsächlichen Markt abzuklopfen, allerdings mit einem komplizierten Gebotsverfahren, das die Kritiker noch weiter aufbrachte. Das Gebotsverfahren zeigte jedoch, wie der Markt wirklich aussah – auch wenn es vielleicht noch kleinere Verzerrungen aufgrund von strategischen Manövern gab. Es war wie das Wall Street Journal – allerdings in einem Ton, der ungerechtfertigter Weise auf einen Misserfolg schließen ließ – berichtete: Der Preis entsprach dem, was die Analysten ursprünglich vorhergesagt hatten.
Soll heißen, er war angemessen. Dies mag für einige wie ein Misserfolg aussehen. Der Preis war – kurzfristig gesehen – zu niedrig, wie der Handel am ersten Tag zeigte. Das Unternehmen erhielt nicht so viel Geld, wie es hätte einnehmen können. Aber es kann nun auch weiterhin hervorragende Arbeitskräfte anwerben und ihnen Optionen auf Aktien anbieten, die in den nächsten Jahren wahrscheinlich steigen werden. Das Unternehmen vermied es, seine Anteilseigner über Gebühr zu bevorteilen und die meisten von diesen haben die vernünftige Entscheidung getroffen, weniger (oder überhaupt keine) ihrer Anteile beim Börsengang zu verkaufen, da sie damit rechnen, dass der Preis noch steigen wird.
Der derzeitige Schlingerkurs wird sich wohl noch eine Weile fortsetzen. Der erste Knall nach dem Börsengang ist nur von kurzer Dauer und Ausdruck miteinander in Konflikt stehender Pläne und Investitions- und Spekulationsziele der verschiedenen Beteiligten.
» Der sehr öffentliche Börsengang von Google wird es anderen Unternehmen schwerer machen, einen Mehrwert einzustreichen. « |
Langfristig wird sich meiner Ansicht nach zeigen, dass die Marktmechanismen funktioniert haben und dass Google dank seines mutigen, wenn auch ungeschickten Debüts in Zukunft für alle Unternehmen besser arbeiten wird.
Das Wall Street Journal berichtete außerdem, dass emittierende Unternehmen wohl keinen Gebrauch vom Börsengang per Auktion machten, da sich erwiesen habe, dass die Preise niedriger seien. Nun gut. Bankleute mögen Auktionen auch nicht wirklich. Sie mögen dagegen die höheren Gebühren sowie die Möglichkeit, ihrer Klientel, den emittierenden Unternehmen und besonders den Risiko-Kapitalgebern, die sie kontrollieren, gefallen zu können. („Das Wall Street-System hat seine Probephase hinter sich“, so das Journal, „da mit ihm während des Aktien-Booms der 1990er Jahre die Preise für zahllose Börsengänge ermittelt wurden.“ Man mag hier einwenden, dass es dabei jedoch nur ungenügend abschnitt.)
Doch die Preise orientieren sich an der Gewinnspanne. Der sehr öffentliche Börsengang von Google wird es anderen Unternehmen schwerer machen – ganz egal, für welche Emissionsform sie sich entscheiden – einen Mehrwert einzustreichen. Google mag mit seinem Börsengang zwar nicht die Kleinaktionäre erreicht haben, wie man naiverweise gehofft hatte, aber das Unternehmen hat in vorbildlicher Weise zu einem vernünftigen Preis gefunden und ein Beispiel für andere Unternehmen gegeben. Das Verlangen der Investoren nach einer realistischen Preispolitik bei Börsengängen dürfte insgesamt zunehmen.
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