Stehen die mittelständischen ERP-Anbieter angesichts dieser Situation vor dem Aus? SAP-Chef Henning Kargermann meint Ja. Seine düstere Prognose: „Ich glaube nicht, dass es Raum für mittelgroße Unternehmen geben wird.“ Einschränkend räumt er allerdings ein, dass sich Spezialisten noch lange in ihren jeweiligen Nischen werden halten können. Hier leben die Mittelständler mehr von intimen Kenntnissen ihrer Mitarbeiter über die jeweilige Branche, als von ausgefeilter Technik. Die Marktbeobachter von Pierre Audoin Consultants (PAC) verweisen jedoch darauf, dass es für die Großen der Branchen ein Leichtes sei, die kenntnisreichen Know-how-Träger abzuwerben und für sich arbeiten zu lassen. Das zentrale Argument von PAC: Mittelständische Unternehmen können es sich nicht leisten, immer wieder neue moderne Pakete zu entwickeln. Selbst wenn sie es tun, können sie aufgrund ihrer regionalen Verbreitung nie den Return on Investment erreichen, den globale Anbieter erreichen.
Die betroffenen Firmen sehen das allerdings anders. Zum einen beweisen sie wie beispielsweise GUS („GUS-OS ERP“), CIS („Semiramis“) und Command („Oxaion“), dass sie sehr wohl in der Lage sind, eigene neue Produkte auf die Beine zu stellen. Reine Firmenkäufer wie Agilisys sehen sie nicht als ernsthafte. Zu sehr scheuten diese in der Regel aufwändige Neuentwicklungen. Ihnen ginge es schließlich vor allem darum, den Kaufpreis mit hohem Gewinn zurückzubekommen. Gegen Microsoft und SAP dagegen helfen vor allem Branchenkompetenz und enge Kundenbindung, wie ihn sich die genannten Firmen nur bei Large Accounts leisten können. Hinzu kommt, dass der Mittelstand auf Basis von offenen Techniken vom Internet über Java bis Linux technisch hochstehende Alternativen zu den zumindest teilweise proprietären Konzepten der ERP-Größen bieten kann. Vor allem greift wohl auch künftig die bereits erwähnte Regel, wonach der Mittelstand bei seinesgleichen kauft.
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